Die ATP-Finals haben am Sonntag begonnen. Wir hatten in letzter Zeit öfter eine leise Enttäuschung geäußert, dass in diesem Jahr keine deutsche Spielerin es geschafft hatte, sich für das Eliteturnier der besten Acht der Saison zu qualifizieren.
Vielleicht sind wir auch zu sehr von Angelique Kerber verwöhnt worden.
Wir haben aber auch unterschlagen, dass eine deutsche Spielerin in Singapur antritt: Die 32-jährige Anna-Lena Grönefeld aus Nordhorn spielt in der Doppelkonkurrenz an der Seite ihrer tschechischen Partnerin Kveta Peschke bei den Weltbesten mit!
Das Versäumnis hängt sicherlich damit zusammen, dass wir zu sehr im Mainstream denken und schreiben – oder zu sehr an die Quote denken: Doppel-Ergebnisse werden im Vergleich zu Einzel-Resultaten grundsätzlich bei Tennisspielern, Tennisfans und Medien viel weniger Bedeutung beigemessen.
Wenn der Verfasser dieser Zeilen als Coach handelt, legt er großen Wert auf das Doppelspiel. Zumindest drei Hauptintentionen dieser Doppel-Wertschätzung sollen hier aufgeführt werden:
1. In unserem Vereins-Punktspielbetrieb können Doppel über Sieg oder Niederlage entscheiden!
2. Im Doppel wird der Teamgeist entwickelt und man kann Lösungswege in Drucksituationen erlernen!
3. Von früher Jugend an ist das Doppelspiel eine Möglichkeit, Schläge zu zu verbessern, die sonst heutzutage im Training und im Wettkampf leider vernachlässigt werden. Zum Beispiel der Volley.
Es gibt weitere Vorteile des Doppels, aber vielleicht motiviert allein der folgende Hinweis die zahlreichen Doppel-Skeptiker zum Umdenken: John Mc Enroe, einer der erfolgreichsten Einzelspieler in der Geschichte des Profitennis, hat jahrelang seine Trainingssessions an seiner US-Universität fast ausschließlich mit Doppelspielen bestritten! Die Coaches haben den Exzentriker „machen lassen“. Das spricht für ihre Toleranz. Oder für ihre Einsicht.
Auf jeden Fall sprechen die überragenden Erfolge Mc Enroes für diese Methode.
Viele Wege führen nach Rom. Oder nach Wimbledon, Roland Garros – und nach Singapur.
Ann-Lena wird erst später in die WTA-Finals im südostasiatischen Inselstaat eingreifen. In den vergangenen zwei Tagen haben die ersten Gruppenspiele im Einzel bei den WTA-Finals stattgefunden.
Am Sonntag ließ die Tschechin Karolina Pliskova (WTA 3) in der „weißen Gruppe“ Venus Williams (WTA 5) nicht den Hauch einer Chance und schickte sie mit 6:2, 6:2 in die Umkleidekabine.
Die Spanierin Garbine Muguruza (WTA 2) setzte sich dann souverän gegen Jelena Ostapenka (WTA 7) mit 6:3, 6:4 durch.
Am Montag startete die Rumänin Simona Halep (WTA 1) in der „roten Gruppe“ mit einer beindruckenden Leistung und einen 6:4, 6:3-Sieg gegen die Französin Caroline Garcia (WTA 8) in die WTA-Finals.
Die Ukrainerin Elina Svitolina (WTA 4) unterlag der entfesselt aufspielenden Dänin Caroline Wozniacki (WTA 6) 2:6, 1:6.
Übrigens: Die aktuelle Nr.1 des deutschen Damentennis ist Julia Görges. Die Bad Oldesloerin rückte nach ihrem Triumph in Moskau auf Rang 18 der WTA-Weltrangliste! Angelique Kerber folgt auf Position 19.