Es wird Zeit für den DTB!

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Der heilige Sonntag hat in Wimbledon den besten Tennisprofis und dem Rasen eine Erholung verschafft. Am Montag sind die Achtelfinalspiele der Damen und Herren in London angesetzt –  die deutschen Spitzenspieler können nur zuschauen.

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert das Fiasko und zieht den grandiosen Wimbledonsieg des 17-jährigen Boris Becker vor genau 30 Jahren als Vergleich heran: „ Am Dienstag jährt sich dieses sporthistorische Jubiläum auf den Tag, und von Beckers Erben ist keiner im Feld, beim berühmtesten Turnier weltweit. Dabei gehörten seit damals deutsche Profis fast so sehr zu Wimbledon wie Erdbeeren und Pimm’s. Erstmals seit 2006 ist der Deutsche Tennis-Bund (DTB) bei den Frauen und Männern nun nicht in der zweiten Woche vertreten.“

becker

Die sonst so hochgelobten deutschen Tennisdamen werden im weiteren Text hart kritisiert.  Bei den Herren werden Kohlschreiber und Sascha Zverev entschuldigt, Dustin Brown wird mit seinen aufsehenerregenden Auftritten als große Ausnahme gewürdigt. Aller anderen nationalen Teilnehmer werden als „Sternschnuppen“ bezeichnet. In den anderen deutschen Printmedien,  wenn die sich überhaupt ernsthaft mit Wimbledon 2015 auseinandersetzen, sind die Beurteilungen eher noch negativer.

Aus unserer Sicht hat Angelique Kerber ehrlichen Sport geboten, Tatjana Maria hat sich gesteigert, Petkovic hat unglücklich verloren und ist auf Rasen einfach nicht zu Hause. Bei den Herren spiegeln die aktuellen Ergebnisse nur den wahren Leistungsstand wider, den wir seit Wochen und Monaten beobachten. Alexander Zverev hat in der 1.Runde bravourös gekämpft und dann eine Chance verpasst.  Seine Entschuldigung, er sei mit 18 Jahren noch zu jung, um nach einem Fünfsatzmatch zur gewohnten Leistung zurück zu finden, ist wohl berechtigt, aber symptomatisch für die vielen banalen Ausreden, die wir nach deutschen Niederlagen gehört haben.

Sehen wir den Tatsachen in das Auge: Petkovic und Kerber sind herausragende Wettkämpferinnen, aber im Vergleich zu der Konkurrenz in der Spitze der WTA (und auch zu den nachstrebenden jungen internationalen Spielerinnen!) sind sie technisch eindeutig unterlegen! Bei Sabine Lisicki sei die Frage erlaubt, ob sie wirklich professionell auf eine Optimierung ihrer Leistungsfähigkeit ausgerichtet ist. Sie hat außergewöhnliche Schläge, aber bekommt ihre Nerven zu selten in den Griff und ist kaum in der Lage, wenn es einmal schlecht läuft, mit taktischen Veränderungen den Spieß noch einmal umzudrehen.

Im Achtelfinale von Wimbledon stehen 5 Teilnehmer aus den USA, 4 aus der Schweiz, 3 aus Serbien, jeweils 2 aus Tschechien, Frankreich, Kroatien Weißrussland und Spanien.

England, Russland,  Kasachstan, Belgien, Südafrika, Australien, Dänemark, Polen, Kanada und Rumänien haben zumindest einen Spitzenspieler oder eine Spitzenspielerin in der Runde der letzten 16 der inoffiziellen Tennis-Weltmeisterschaft.

Dustin Brown playing for Germany at Wimbledon 2013

Dustin Brown hat dafür gesorgt, dass das deutsche Tennis endlich wieder in den Blickpunkt der internationalen Tennisöffentlichkeit gerückt ist. Aber Hand aufs Herz: Ist der Deutsch-Jamaikaner ein Produkt der deutschen Ausbildungsarbeit? Eher das Gegenteil.

Der DTB sollte langsam die internen profilsüchtigen Streitereien beenden und kreative Konzepte für den Spitzensport entwickeln!

Es wird Zeit.

Ein Kommentar

  1. Ich kann ebenfalls nicht nach vollziehen, warum die deutschen Männer in der Tenniswelt keinen nennenswerten Erfolg mehr haben. Eventuell könnt ihr dazu mal, wenn möglich, eine mögliche Erklärung abgeben? Dustin Brown hat das super gemacht, allerdings ist er mit seinen 30 Jahren sicherlich kein Anwärter mehr für eine Top-Plazierung.
    Ich war übrigens geschockt, als ich gelesen habe sein Einkommen in diesem Jahr liege nur bei EUR 36.000,-. Wie ungerecht ist dies gegenüber den Top Spielern? Ok, Glück gehabt, nach Wimbledon ist es verdientermaßen mehr.

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