„Das deutsche Davis Cup-Team reist ohne die Spitzenspieler Alexander und Mischa Zverev sowie Philipp Kohlschreiber zum Relegationsduell nach Portugal.“
So sachlich und kommentarlos berichtet der DTB auf seiner Homepage von dem bevorstehenden Kampf des deutschen Teams gegen den Abstieg aus der Weltgruppe. Sollte sich das „worst case scenario“ realisieren, wäre das eine Katastrophe für das deutsche Tennis in der Öffentlichkeit.
Vor kurzer Zeit hat der DTB Boris Becker als Berater hinzugezogen. Wurde bei dieser Entscheidung nicht auch argumentiert, dass der Tennis-Baron seine guten Kontakte zu unseren Spitzenspielern nutzen sollte?
Offensichtlich sind diese guten Beziehungen überschätzt worden. Nach unseren Informationen sind die Bemühungen Beckers von vornherein im Keim erstickt worden – ausführliche partnerschaftliche Diskussionen und Argumentationen zum Thema Davis Cup hatten kaum stattgefunden.
Teamkapitän Michael Kohlmann hat diese Angelegenheit anders gesehen: „Sascha war bis zur letzten Sekunde hin- und hergerissen, ob er mit nach Portugal reisen soll oder nicht. Sein Herz hat ja gesagt, er wäre wahnsinnig gern dabei gewesen, um die Mannschaft zu unterstützen. Am Ende haben er und sein Team sich entschieden, dass ihn eine einwöchige Umstellung auf Sand im Hinblick auf die wichtigen Turniere in den kommenden Wochen zu sehr belastet hätte.“
„Das Herz hat ja gesagt“, „er wäre wahnsinnig gern dabei gewesen“ – das klingt wie die Absage eines attraktiven Singles auf das Heiratsangebot einer buckligen Jungfrau.
Kohlmanns Aussagen sind lieb, nett und fast romantisch formuliert. Aber ein wenig naiv angesichts der eindeutigen Business-Haltung des Zverev-Managements im Besonderen und des üblichen Geschäftsgebarens im internationalen Tennis – Profizirkus im Allgemeinen.
Michael Kohlmann hat jetzt Jan-Lennard Struff, Cedrik-Marcel Stebe, Yannick Hanfmann und Tim Pütz für das Schicksalspiel gegen Portugal, das vom 15. bis 17.September in Lissabon stattfinden wird, nominiert.
Für seinen Kader findet der Davis Cup-Kapitän wieder goldige Worte: „Klar ist: Für die vier Jungs ist die Reise nach Portugal etwas ganz Besonderes, alle freuen sich wahnsinnig. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir eine extrem konzentrierte Vorbereitungswoche erleben werden. Wir haben zwar vergleichsweise unerfahrene Spieler im Team, dafür einen eingeschworenen Betreuerstab. Als Außenseiter sehe ich uns nicht.“
Für unseren Kohl-Mann ist alles „wahnsinnig“ toll.
Manchmal glaubt man, dass seine Wortwahl „wahnsinnig“, die offensichtlich positiv gemeint ist, eher ein „Freudscher Versprecher“ ist.
Wir werden über den weiteren Verlauf des „Davis Cup-Wahnsinns“ berichten.