An diesem Wochenende findet in Belgrad das Finale des Davis-Cups zwischen Serbien und Tschechien statt. In dem Heimatland Nole Djokovics, das im Balkankrieg, der Jugoslawien zerstört hat und das übriggebliebene Serbien an den Rand der ökonomischen und politischen Katastrophe geführt hatte, ist anlässlich der Weltmeisterschaft der Tennis-Nationalteams eine flächendeckende Begeisterung ausgebrochen. Der Sieg Djokovics bei den ATP-Finals in London hat die Erwartungen noch weiter entfacht.
Unser Tennisblog hat das Glück, dass wir einen Korrespondenten vor Ort haben, der uns in den nächsten Tagen Informationen direkt aus Belgrad liefert. Er möchte seinen Namen noch nicht genannt haben, aber wir werden das Geheimnis sicherlich später lüften können.
Bevor wir unseren „Reporter“ zu Wort kommen lassen, sollen zwei Zitate bekannter Tennisstars die internationale Bedeutung dieses Wettbewerbs veranschaulichen:
Niki Pilic, der als Coach von drei verschiedenen Nationen fünf Mal den Davis-Cup gewann: „Ein Grand-Slam-Sieg macht einen Spieler zum Champion, ein Erfolg im Davis-Cup zum Helden!“
Yannick Noah, der als Spieler und Coach erfolgreich im Davis-Cup tätig war: „Ich liebe den Davis-Cup, weil es nicht um Verträge, Zeitpläne und Geschäft geht. Die Tradition ist größer als Dollars. Es braucht einen individuellen Charakter, um Grand Slams zu gewinnen. Aber im Davis-Cup musst du dich für andere opfern. Es geht ums Teilen und den Respekt vor deinen Teamkollegen. Deshalb ist der Davis-Cup so großartig.“
Wir möchten beiläufig daran erinnern, dass der berühmt-berüchtigte Tennisboom in Deutschland vor etwa 25 Jahren auch durch die TV-Übertragungen von den Davis-Cup-Erfolgen der Männer um Becker, Westphal, Jelen, Schwaier und Stich ausgelöst wurde. Mehr als 10 Millionen Menschen saßen damals vor ihren Fernsehern und haben bei den dramatischen Matches mit gefiebert. Wer das noch miterleben durfte, kann sich leicht mit der aktuellen Begeisterung in Serbien identifizieren. Vergleichbar mit dem Jahr 1954, „dem Wunder von Bern“, als Deutschland erstmalig Fußballweltmeister wurde, hat das Tennisfinale in Belgrad eine weit über den Sport hinaus weisende Bedeutung: Es geht um nationale Identität, es geht um Patriotismus, um Selbstbewusstsein und Stolz.
Lassen wir jetzt „unseren Korrespondenten“ aus Belgrad mit seinen ersten Eindrücken zu Wort kommen:
„Ich bin in Belgrad, der für mich überraschend modernen und lebendigen Hauptstadt Serbiens, eingetroffen. Alles dreht sich hier um das bevorstehende Finale. Die Spannung ist grenzenlos. Diese Begeisterung sorgt wohl für einen Heimvorteil der Serben gegenüber ihren Gegnern aus Tschechien. Einzige Beeinträchtigung der optimistischen Stimmung in Belgrad: Der Davis-Cup-Held Tipsarevic kann verletzungsbedingt nicht spielen. Die Serben treten deshalb mit Djokovic, Zimonic, einem überragenden Doppelspieler und wahrscheinlich mit Bolojzak, als zweiten Einzelspieler, an. Für Tschechien laufen Berdych, Rusol und Stepanek auf – alle drei sind ausgezeichnete Einzelspieler. Nach dem Ausfall Tipsarevic gingen die Wettquoten für Serbien sofort nach unten. Gegenwärtig stehen die Quoten 1,5 zu 1 auf Sieg Serbien, 2,7 zu 1 auf Sieg Tschechien. Mein Tipp: Serbien gewinnt 3:2! Ich gehe davon aus, dass zwei Einzelsiege von Nole errungen werden und dass das serbische Doppel sich durchsetzen wird. Morgen hört ihr mehr von mir! Ach, noch etwas: Beim Foto vom serbischen Team hat Tipsarevic auf den Auslöser gedrückt.“
Für alle, die es noch nicht gesehen haben: wir zeigen euch nochmal den legendären Ballwechsel von Westphal gegen Smid im Davis Cup 1985: