Der Kampf um den Einzug in das Grand Slam-Hauptfeld in Melbourne
Über 20-stündige Flugstrapazen zum 5.Kontinent, ermüdende Zeitumstellung, ein ganz anderes Klima und hohe Investitionen für Verpflegung und Unterkunft – trotzdem wagen junge deutsche Talente das Abenteuer Australien, um sich einen Platz im Hauptfeld der Australian Open zu erkämpfen. Das ist eine vorbildlich mutige Einstellung, die zu honorieren ist. Deshalb berichten wir in diesem Post von den Ergebnissen unserer Hoffnungsträger bei der Qualifikation in Melbourne als „Warm Up“ für die Berichterstattung in den nächsten 14 Tagen. Zwei junge Mädchen, Carina Witthöft und Anna-Lena Friedsam, und sechs Herren, Beck, Berrer, Bachinger, Brown, Gojowczyk und Micha Zverev, haben sich aus Deutschland aufgemacht, um sich „Down Under“ ihren Traum zu erfüllen. Vergessen sollte man bei diesem „Flug ins Ungewisse“ nicht, dass nur wer sich qualifiziert hat, ohne finanziellen Schaden davon kommt.
Schnell zerplatzte dieser Traum vom Einzug in das Hauptfeld bei Andreas Beck, Dustin Brown (in der Qualifikation an 1 gesetzt!) und Anna- Lena Friedsam (7:9 im entscheidenden Satz!): sie schieden leider gleich in der ersten Runde aus. Micha Zverev verlor in der 2.Runde ausgerechnet gegen den deutschen „Shooting Star“ Peter Gojowczyk. Auch für Matthias Bachinger bedeutete seine Niederlage gegen Martin Klizan schon Endstation in der 2.Quali-Runde.
Damit haben noch drei der acht gestarteten deutschen Profis die Chance auf das Hauptfeld gewahrt. Eine ordentliche Quote, die viel Hoffnung für die kommende Saison aufkommen lässt. Mindestens fünf von ihnen haben jedoch viel Zeit, Kraft und Geld investiert, ohne für ihre Mühen entlohnt worden zu sein. Für sie heißt es weiterreisen, um beim nächsten Turnier erneut anzugreifen und sich in der Weltrangliste zu verbessern.
Als aussichtsreicher Kandidat gilt Gojowczyk. Nach der letztwöchigen Halbfinalteilnahme in Doha und der starken Partie gegen den Weltranglistenersten Nadal, muss ihm eine bestechende Form attestiert werden. Schafft er es nach den Anstrengungen der beiden letzten Wochen seine Kräfte einzuteilen, kann ihm auf seinem Lieblingsbelag einiges zuzutrauen sein. Für Berrer und Witthöft wird bei einer Qualifikation das Losglück eine Rolle spielen. Für eine Überraschung sind beide gut, gegen die Topstars müsste allerdings vieles zusammen kommen, um einen Sieg davon tragen zu können.
Neben unseren Qualifikanten haben es schon 15 Mädels und Jungs aufgrund ihrer Weltranglistenplätze in die Konkurrenzen geschafft. Auch ihnen ist gutes Gelingen bei den Aussie-Open zu wünschen. Realistische Chancen auf die zweite Woche geben wir natürlich Angie Kerber, gestern noch im Finale von Sidney, die vielleicht den nächsten Schritt Richtung Top Five der WTA Rangliste gehen kann. Gespannt sind wir auch auf Bine Lisicki und Mona Barthel, die ihr Potential schon unter Beweis gestellt haben – die fehlende Konstanz sorgt jedoch dafür, dass eine sichere Prognose schwierig ist.
Bei den Herren sind es die „alten Hasen“, die im deutschen Team den Ton angeben. Haas, Mayer und Kohlschreiber haben allemal das Zeug, um die ersten Runden zu gewinnen und die Elite zu ärgern. Außer Mayer mit seinem Halbfinaleinzug in Doha konnte bisher keiner der Herren in der noch kurzen Saison glänzen. Ausgang ungewiss!
Besonderes Interesse werden wir zudem unserem Leser Daniel Brands widmen. Er hat in der vergangenen Saison bewiesen, dass er auch die ganz Großen schlagen kann. Vielleicht gelingt es ihm schon in Australien, die erste Duftmarke zu setzen und uns auf eine grandiose Saison einzustimmen.
Allen anderen Startern bleibt unseres Erachtens nur die Außenseiterrolle beim ersten wichtigen Tennisevent des Jahres. Lassen wir uns überraschen, was sie im Stande sind zu zeigen.
Machen wir uns vor dem Start des medialen Großereignisses bewusst, dass der Traum vom finanziell gut situierten Tennisstar nur für die Wenigsten in Erfüllung geht. Alle anderen kämpfen jede Saison aufs Neue um den Sprung in eine sichere Zukunft. Ein kräftezehrendes Unterfangen, geprägt von aufreibenden Reisen durch die Zeitzonen, Rückschlägen auf dem Tennisplatz, getrennt von Familie und Freunden. Umso bemerkenswerter sind der Einsatz und die Hartnäckigkeit, mit der sich die Akteure immer wieder motivieren zu trainieren, um den Globus zu reisen und ihr Bestes zu geben.
Wir wünschen unseren drei verbliebenen Tennishoffnungen eine erfolgreiche Quali und allen Startern des Hauptfeldes eine schöne und sportlich zufriedenstellende Zeit Down Under. Vielleicht ist es uns vergönnt, die eine oder andere Überraschung mitzuerleben.
Hang Loose.
Hang in!