“Die letzten zwei heißen deutschen Eisen sind im Feuer verglüht”

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Bevor wir auf das Abschneiden unserer beiden letzten deutschen Teilnehmer im Achtelfinale der Australian Open eingehen, nehmen wir unsere Chronistenpflicht ernst und tragen kurz die Ergebnisse der Matches nach, die bei unserer letzten Berichterstattung aus Melbourne noch liefen: Tsonga setzte sich in überzeugender Manier gegen den Landsmann Simon in drei Sätzen durch – wir können uns auf ein Highlight des Turniers in Melbourne freuen, wenn er im Achtelfinale jetzt auf Roger Federer trifft.

In einem hochklassigen Match- trotz des klaren Ergebnisses – zeigte Rafael Nadal bei seinem überzeugenden 6:1, 6:2, 6:3 Sieg über die französische Wundertüte Montfils, dass er zu Recht Titelambitionen hegt. In der nächsten Runde tritt er gegen die japanische Hoffnung Nishikori an.

Die Reise zum Final Shoot-Out des Turniers in Down Under kommt mit vielen spannungsvoll erwarteten Partien des Achtelfinals in die heiße Phase – und der Himmel hatte ein Einsehen, war von Wolken bedeckt und sorgte damit für angenehmere Temperaturen als in den brütend heißen letzten Tagen.

Von unseren beiden deutschen heißen Eisen im Feuer von Melbourne musste Angelique Kerber zuerst auf den Platz: Unsere Angie trat in der ehrwürdigen Rod Laver Arena am späten Vormittag in der ersten Spielpaarung gegen Flavia Penetta an. Eine motivierende Ehre oder doch eher ein Bürde? Kerber bemüht sich am Anfang, selbst Druck aufzubauen, ihr fehlt zu Beginn noch die Überzeugung bei Killerschlägen und sie verschlägt häufig sehr knapp. Penetta wirkt von Anfang an entschlossen und spielt sich im weiteren Verlauf des 1.Satzes in einen Rausch: 6: 1 für die leichtfüßige Italienerin. 13 Winner von Penetta stehen 3 Winner der Kielerin am Ende des Satzes gegenüber. Angelique fightet sich in das Spiel, steckt nie auf. Bis 4:4 wogt das Match zweier ebenbürtiger Gegnerinnen im zweiten Satz hin und her. Dann gewinnt die jetzt entschlossener auftretende Deutsche zwei Games in Folge:6:4! Im dritten Satz setzt sich bis 3:3 der ausgeglichene Kampf fort. Dann breakt die Italienerin, gewinnt ihr Servicespiel und geht 5:3 in Führung. Kerber wehrt sich tapfer gegen die Niederlage und gleicht zum 5:5 aus. Ein oder zwei unnötig verschlagene Bälle von Angie in vorteilhaften Situationen führen zu ihrer Niederlage: Penetta gewinnt den entscheidenden Satz mit 7:5. Das erste deutsche Eisen war im Feuer verglüht. Zwei Statistiken können vielleicht den Unterschied, der über Sieg oder Niederlage entschied, verdeutlichen: 8 Asse von Penetta, 1 Ass von Kerber; 43 Winner der Italienerin, 25 Winner der Deutschen im gesamten Match. Trotzdem: Angelique hat sich tapfer geschlagen.     

Nach diesem aus deutscher Sicht enttäuschenden Verlauf nahm Serena Williams den Court der Rod Laver-Arena in Besitz. Die aparte Ana Ivanova wehrte sich nach Kräften, ging nach Break sogar mit 3:2 im ersten Satz in Führung, aber gegen die gnadenlose Power der US-Spielerin war dann im ersten Satz doch kein Kraut gewachsen: 6:4 für die Turnierfavoritin. Im zweiten Satz forcierte Ivanovic noch mehr, nutzte jede Chance zum Netzangriff. Serena zeigte Respekt, Ana gewann den zweiten Satz. Die prall gefüllte Rod Laver Arena tobte. Im dritten Satz peitschte das Publikum Ivanovic weiter voran und sie nahm die Unterstützung dankbar an: bei 5:2 erspielte sie sich den ersten Matchball, vergab ihn mit einem leichten Vorhandfehler und verlor dann das Game. Unterstützt von leichten Fehlern der unter Druck stehenden Williams, gewann die Serbin dann aber doch ihr nächstes Aufschlagspiel zum 6.3. Die bisher größte Sensation des Turniers war perfekt. Serena war nicht „amused“. Ana strahlte.

Die an Position 4 gesetzte Na Li aus China, die in der Runde zuvor schon mehrere Matchbälle abwehren musste, schien sich von ihrem Schrecken gut erholt zu haben und ließ der Russin Ekaterina Makarova beim 6:2, 6:0 kaum eine Chance.

Im Anschluss an dieses Einzel lief Florian Mayer gegen David Ferrer als letzte deutsche Hoffnung in der Hisense Arena auf. Hatten wir zu viel erwartet, wenn wir dem deutschen Taktikfuchs eine kleine Siegchance eingeräumt hatten? Der Bayreuther erfüllte unsere gewagten Erwartungen schon im ersten Spiel. Er stoppte, er chopte, er lobte, er slicete, dass es eine Freude war und breakte den Spanier sofort im ersten Servicegame. Ferrer spielte aggressiv, der Deutsche widerstand. Bis 4:3 bei eigenem Aufschlag und Spielball trat Flo in bestechender Form auf. Dann breakte ihn Ferrer doch und ging anschließend 5.4 in Führung. Mayer hielt bis zum Tiebreak dagegen und gewann dann sogar mit einem mutigen Return den 1.Satz bravourös. Im anschließenden Satz konnte Mayer anfangs nicht mehr ganz das hohe Niveau halten und lag 1:4 zurück, als er den Spieß wieder umdrehte und auf 5:5 ausglich. Erbarmungslos behielt Ferrer in den nächsten beiden Spielen die Oberhand und gewann den 2.Satz mit 7:5. Das war endgültig der Turning Point: von diesem Zeitpunkt ließ sich Ferrer, der in Melbourne beweist, dass er zu Recht an Position 3 gesetzt ist, nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Mit 6:2, 6:1 in den nächsten Sätzen machte er alle deutschen Hoffnungen zunichte. Mit der Niederlage Mayers, der uns aber in Melbourne bis zum letzten Schlag immer Spaß gemacht hatte, muss jetzt der letzte deutsche Aktive schon nach den Achtelfinals die Heimreise antreten.

nole

Sorry, diese Aussage muss korrigiert werden: unser Boris nimmt ja weiter aktiv am Siegeszug Djokovics teil…

Das Leben in den beiden Tennisarenen in Melbourne ging weiter: Der bisher souverän aufspielende Tscheche Tomaz Berdych setzte sich mit dem Südafrikaner Kevin Anderson auseinander. Berdychs beeindruckende Grundschläge dominierten Anderson, der nur in der Qualität der Aufschläge ebenbürtig war: Der Tscheche setzte sich mit 6:2, 6:2, 6:3 durch und demonstrierte, dass bei den Herren selbst im Achtelfinale klare Klassenunterschiede herrschen.

Dieser Eindruck wurde von der nächsten Auseinandersetzung im Herren-Achtelfinal bestätigt: Dem Italiener Flavio Fognini hatten wir zugetraut, den dreimaligen Australian Open-Sieger Nole Djokovic in Schwierigkeiten zu bringen. Aber auf australischen Boden bringt Nole nichts aus dem Gleis Richtung Turniersieg. Auch wenn er kurz etwas nachlässt, scheint er sich im entscheidenden Moment immer wieder steigern zu können und sein scheinbar unerschöpfliches Potential zu nutzen. Das hatte er gegen den Italiener nicht einmal nötig. In beeindruckender Form zeigte Nole dem chancenlosen Fognini die Grenzen auf: 6:3, 6:0, 6:2. Es sieht weiterhin so aus, dass Boris Becker auch in 7 Tagen noch auf der Tribüne der Rod Laver Arena Platz nehmen wird.  

In der Nachtsession musste die Kanadierin Eugenie Bouchard gegen die letzte australische Hoffnung Casey Dellaqua und gegen das einheimische Publikum im Hexenkessel der Rod Laver Arena antreten. Das Aussiegirl gewann den ersten Satz im Tiebreak, musste sich dann aber der Kanadierin mit 2:6 und 0:6 geschlagen geben.

Und jetzt die Highlights des vergangenen Tages:

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