“Sky is the limit”

| 2 Kommentare

Erste Runde Wimbledon: Lisicki gegen Topspielerin Schiavone. Das hat überregional kaum jemand zur Kenntnis genommen. Eine halbe Zeile im Ergebnisdienst der großen deutschen Zeitungen. Der Sieg der Berlinerin gegen Vesnina in der zweiten Runde fand auch noch keine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Vor ihrem Drittrunden-Match gegen S. Stosur hatte sich langsam herumgesprochen, dass der Pay-TV-Sender Sky exklusiv aus Wimbledon sendet.

Das Achtelfinale gegen Serena Williams: in den wenigen Clubhäusern der Tennisvereine, die mit Sky (für attraktive Fußballspiele!) ausgerüstet sind, versammelten sich die Tennis-enthusiasten und bejubelten gemeinsam den Triumphzug des deutschen Tennisstars und waren begeistert von ihrer Power, dem Kampfgeist und der Spielfreude.

Die Printmedien berichteten jetzt auf den Titelseiten, zitierten die englische Boulevard-Presse („Bum Bum Bine“, „Doris Becker“) und wiesen auf die historischen Erfolge von Steffi Graf vor genau 25 Jahren hin. Tennis Nostalgie…

Der Viertelfinalsieg gegen Kanepi fand allerseits Aufmerksamkeit – sogar die ARD-Tagesschau brachte Bilder von der blonden Powerfrau.

Vor dem Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska kam die Botschaft, dass die öffentlichen TV-Sender das Wimbledon-Finale übertragen würden, wenn „Doris Becker“ das Endspiel erreichen würde. Sabine gewann in einem dramatischen Thriller. Wer das live miterleben durfte, konnte die besondere Attraktion des weißen Sports an Leib und Seele nachempfinden.

Gegenwärtig verhandeln die TV-Mächte miteinander – es geht um viel Geld. Noch weigert sich Sky Übertragungsrechte anzubieten. Warten wir ab – wenn die Knete stimmt, wird die langsam wieder tennisinteressierte deutsche Bevölkerung in den Genuss kommen, sich an  der rundum positiven Ausstrahlung von Sabine zu erfreuen. 

Es gibt die englische Redewendung „the sky is the limit“. Das bedeutet, dass einem großen Projekt kaum Grenzen gesetzt sind, dass es ungeahnte Erfolgsaussichten besitzt.     

Sabines wundervoller Siegeszug auf dem „heiligen Rasen“ hat Tore und Türen geöffnet, dass Deutschland sich wieder für Tennis begeistert und sich mit aktuellen deutschen Tennisstars identifiziert.

Sky is the limit. Die englische Redewendung erhält gegenwärtig eine ganz andere Bedeutung: Der Fernsehsender, der nur von wenigen gesehen werden kann, setzt die Grenze – oder anders ausgedrückt: er verschließt unter Umständen die Türen.

Das ist kein Vorwurf an den Pay-TV-Sender. Immerhin berichten die seit fast 2 Wochen täglich „rund um die Uhr“ von dem bedeutendsten Tennisturnier der Welt.

Sky hat es ermöglicht, dass einige deutsche Tennisfans die vorbildlichen Auftritte von Sabine Lisicki live mit verfolgen konnten.

Es stellt sich die Frage, warum kein deutscher TV-Kanal den Mut(?) aufgebracht hatte, aus Wimbledon zu übertragen.

Mit etwas mehr Kenntnissen und Weitblick hätten die TV-Intendanten voraussehen können, dass gerade unsere deutschen Tennismädels (und Tommy Haas!) realistische Chancen auf attraktive Erfolge bei einer der weltweit prestigeträchtigsten Sportveranstaltungen besitzen. Da hatte doch Bundestrainerin B. Rittner schon vorher verkündet, dass mindestens zwei Spielerinnen das Zeug dazu haben, den Sieg in Wimbledon zu erringen.

Stelle dir vor, wir gewinnen Wimbledon – und keiner schaut zu.

Weltweit hat Sabine Lisickis Triumphzug Werbung für das deutsche Tennis gemacht. Warum so viel weniger zu Hause – im Land des mitgliederstärksten Verbandes auf der Welt?

Bei der Beantwortung dieser Frage haben sich viele Funktionäre und Institutionen des weißen Sports in Deutschland an die eigene Nase zu fassen und zu hinterfragen, ob die Potentiale unseres geliebten Sports erkannt und (auch nur annähernd) optimal genutzt werden.

2 Kommentare

  1. Come on Biene sie bringt die Schale nachhause!

  2. “Wir wollen vorerst Spaß haben und ihr Spiel vorbehaltlos und bedenkenlos genießen …”(aus dem Sabine-L.-Blog): Das ist am gestrigen Donnerstag vollends gelungen ! Sie – Sabine Bumm Bumm Bine Lisicki – hat uns zu einem solchen Genuss verholfen, wie es außer dem Tennis kaum eine andere (Einzel-/Partner-) Sportart vermitteln kann: ein solches Drama zweier in enge geometrische Räume eingeschlossene Kontrahentinnen, die sich mit einer Vielfalt raffinierter, intelligenter, dynamischer und motorisch wie psychologisch ausgefeilter Mittel spielerisch “bekämpfen”, immer bemüht um die beste, die wirksamste Problemlösung, den engagierten Zuschauer dabei mitnehmend und ihn hin- und herreißend – musste dieser Schlag so riskant sein, kann sie nicht einfach mal den Ball im Spiel halten ?, gerade jetzt ein Doppelfehler ??, das muss nun doch wirklich nicht sein !!, was für eine geniale Idee !, was für eine Schlagtechnik ! – sensationell guter Sport ! Das Tennis braucht solche Sportler(innen)Persönlichkeiten, um zu der Bedeutung und der medialen Beachtung zurück zu finden, die es als vielseitige breiten- und spitzensportgeeignete Bewegungskultur für alle Altersstufen verdient.

Hinterlasse einen Kommentar zu Hallberg, Wilhelm Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.