Am Tag der Entscheidung in der Pat Rafter- Arena in Brisbane lag eine schwere Last auf der Australierin Samantha Stosur. Eine Niederlage vor heimischem Publikum gegen Angie Kerber hätte schon den Einzug des deutschen Fed Cup-Teams in das Finale bedeutet.
Die deutsche 2:0-Führung vom Vortag hatte die Tennisfans des fünften Kontinents geschockt: nicht alle Plätze der 5000 Zuschauer fassenden Pat Rafter Arena waren besetzt. Hatten die Australier die Hoffnung auf einen Sieg ihres Teams schon aufgegeben?
Auf keinen Fall war ihre Spitzenspielerin gewillt, vorzeitig das Handtuch zu werfen. Von den ersten Ballwechseln an tritt eine entschlossene Samantha Stosur auf, die dem Druck standhält. Schnell geht sie gegen eine beeindruckte Kerber mit 3:0 in Führung. Die Kielerin kämpft, kontert die Angriffe ihrer Gegnerin auch in fast aussichtslosen Positionen und hat bei 3:5 drei Breakbälle in Folge. Die Australierin wankt noch nicht. Erst mit dem siebten Breakball verkürzt die Kielerin auf 4:5. Beim Spielgewinn halfen drei Doppelfehler Stosurs. Aber auch Angies „Psychoschlag“ ist der Service. Die Australierin gewinnt das Aufschlagspiel der Deutschen und damit den ersten Satz. Hoffnung keimt im „Queensland Tenniscentre“ auf – das Publikum wird engagierter.
Angie Kerber rückt ihre Spielposition jetzt näher an die Grundlinie, spielt aggressiver – und erfolgreich. Mit 6:0 fegt sie ihre Gegnerin im zweiten Satz vom Platz.
„Sam“ ist im entscheidenden dritten Satz wieder zurück im Match. Weltklassetennis von beiden Kontrahentinnen entwickelt sich. Aufgemuntert von der Teamchefin setzt unsere Nummer 1 alles gegen die Power von Stosur. Im dritten Spiel wogt das Momentum über 15 Minuten hin und her. Die Kämpferin aus Kiel setzt sich letztendlich beim Aufschlagspiel ihrer Gegnerin durch. Eine Vorentscheidung?
Unter ständigem Blickkontakt mit Barbara Rittner geht unsere „Angie Braveheart“ mit 5:2 in Führung. Stosur spielt „Alles oder Nichts“ – trifft alles und verkürzt auf 4:5.
Angelique hat das Ziel weiter unbeirrt vor Augen und beendet mit einem Ass das Match (4:6 6:0 6:2). Deutschland ist uneinholbar mit 3:0 in Führung gegangen und steht nach 12 Jahren wieder in einem Finale des Fed Cups!
Die Mädchen liegen sich in den Armen und tanzen unter dem Beifall der fairen australischen Zuschauer.
Der ausgeprägte Teamgeist ist eine Quelle dieser großartigen Leistungen.
Post Scriptum:
Das vierte Einzel zwischen Petkovic und Dellaqua fiel wegen des vorzeitigen Sieges der Deutschen aus. Görges, Grönefeld, Dellaqua und Barty traten dann im Interesse des Publikums noch zum Doppel an. Auf der Trainerbank nahm Andrea Petkovic Platz. Rittner war nach zwei Siegesbieren lieber in die zweite Reihe getreten.
Letzte Nachricht aus Australien: Das Team hat entschieden, dass es den Rückflug geschlossen in den Schlafanzügen antreten wird, die ihnen von den australischen Spielerinnen vor dem Halbfinale als Gastgeschenk überreicht worden sind.