Rothenbaum 2013 2.Teil: Mittendrin

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Die German Open am Rothenbaum waren ein Heimspiel für die Autoren dieses Blogs. Wir konnten mittendrin dabei sein. Deshalb wird in diesem Post nicht kritisch hinterfragt, werden keine waghalsigen Visionen vom zukünftigen deutschen Tennis entworfen, sondern einfach nur berichtet, was man so miterleben durfte.

Da begegnet man zum Beispiel einem Trainer eines deutschen Spitzenspielers und nach kurzen Begrüßungsworten schildert der sein Leid. Sein gegenwärtiges Übergewicht sei auf „Stress-Fett“ zurück zu führen. Nicht nur im Wettkampf, auch im Training hat er als Sündenbock für jeden Fehl- Schlag seines Schützlings den Kopf hinzuhalten. Daran kann man sich gewöhnen. Wenn ihm allerdings für schlecht bespannte Schläger oder für abgelaufene Schuhsohlen laute Schimpfworte entgegen geschleudert werden, sei es schon schwieriger seine Contenance aufrecht zu erhalten. Nach diesem Turnier wird erst einmal eine kurze Pause in der Zusammenarbeit eingeplant, berichtet der Coach mit einem Hauch von Melancholie und Erleichterung.

image rothenbaum

In ganz anderer Stimmung präsentierte sich Roger Federer im Players Center. Seine Familie hatte er in der Schweiz zurück gelassen. Wahrscheinlich wollte er sie nicht dem berühmt berüchtigten Hamburger Schmuddelwetter aussetzen. Umso gelöster gab er sich dann beim Kartenspielen mit seinen Kontrahenten. Jeder Stich wurde ausgelassen gefeiert, jeder Fehler seiner Partner mit fröhlichem Lachen quittiert. Selbst Spielverluste nahm er gelassen hin – im Gegensatz zu seinem favorisierten Spielpartner Tommy Haas, der bei drohenden Niederlagen seinem Ehrgeiz und seiner Wut lauthals Ausdruck gab. Wer Roger Federers Verhalten von den „Grand Slams“ kennt, bei denen er sich sofort nach den Presse-Konferenzen in seine private Ruhe zur Regeneration zurück zieht, war überrascht von der fröhlichen Geselligkeit des Schweizer Nationalhelden in der Hansestadt.

Das Hamburger Publikum hatte ein Gespür für das relaxte Auftreten Federers und zollte auch seinem außerordentlichen Spielvermögen hohe Anerkennung: selbst im Viertelfinalspiel gegen den Bayreuther Mayer feuerte es ihn vor der drohenden Niederlage frenetisch an und trug seinen Liebling in die nächste Runde. Im Halbfinale gegen Delbonis half kein Anfeuern, kein Mitleiden, keine „standing ovations“    Hamburg trauerte.

Wie eine Wand standen die tennisbegeisterten Hanseaten auch hinter Tommy Haas. Ihm war deutlich anzusehen, dass er unbedingt den Titel in seiner alten Heimatstadt erringen wollte. Bei Misserfolgen schimpfte er mit sich, mit dem Platz, mit der Bespannung – dann pushte er sich wieder und fand unter dem Jubel des Publikums in das Spiel zurück. Bis er an Fognini scheiterte.

Kennzeichnend für die Selbstgespräche der deutschen Turnierhoffnung war ein Kommentar nach einem leicht verschlagenen Angriffsball: „ Haas, du bist einfach blind. Das hat Tommy schon vorher gewusst, dass du diesen Ball wieder einmal versiebst.“ …

 Zurück zu Delbonis: der Linkshänder hatte sich souverän durch die Quali gespielt. Seine Gegner im Hauptfeld suchten zum Einspielen und Einstimmen auf den Argentinier händeringend nach einem spielstarken Linkshänder. Der Qualispieler Florian Barth aus Quickborn bot sich an. Sein schleswig-holsteinischer Bundesgenosse Julian Reister schlug sich als Erster mit „Floh“ ein – und verlor. Dann bat der Spanier Robredo um die Mithilfe Barths – und schied aus.

Roger Federer, ohne Familie und üblichen Turnierstab, griff dann auch wieder auf die Spielstärke des Linkshänders Florian zum Einschlagen zurück. Das Ergebnis ist bekannt.

Ohne es genau recherchiert zu haben, sind wir uns sicher, dass der Italiener Fognini auf das Einspielen mit Barth verzichtet hat. Wie hätte er sonst das Turnier gewinnen können? :)

Um Missverständnisse zu vermeiden: wir gehen keinesfalls davon aus, dass Florian Barth die Ursache des Siegeszugs – von der Quali in das Finale! – des Argentiniers Federico Delbonis war. Der war in ausgezeichneter „Form“, der hat sich in einen sogenannten „Lauf“ gespielt und der hat entschlossen seine Chance genutzt.

Seine Erfolgsserie war überraschend. Der konstruierte Zusammenhang mit dem „Warm up-Partner“ seiner geschlagenen Gegner war willkürlich, bot aber reichlich Anlass für die Scherze der Tennisspieler dieses Turniers untereinander.

Für Florian Barth war die Turnierwoche in Hamburg – wie für die begeisterten Zuschauer – eitel Sonnenschein. In fünf Tagen hat er mit einigen der besten Tennisspieler der Welt trainieren können. Eine einzigartige Gelegenheit und eine Erfahrung, die ihm in seiner zukünftigen Karriere helfen wird. Eine Einschränkung bleibt vorbehalten: wenn seine Erfolgsgeschichte als Einspieler bekannt wird, könnte er bei seinen eigenen Turnieren in Zukunft Schwierigkeiten bekommen, andere Spieler zum Einstimmen auf den Wettkampf zu finden.

Aber Tennisspieler sind ja bekannt dafür, dass sie keinesfalls abergläubisch sind…

Ein Kommentar

  1. Schöne Welt am Rothenbaum…

    Es gibt ein Thema, welches aber dringendst Erklärungs- und Diskusionsbedarf hat:
    DOPING

    Ein Doping-Skandal nach dem anderen erschüttert unsere Sport-Welt. Erst die Sprintstars, dann wieder die Radprofis und auch vor dem Tennissport machen diese Meldungen nicht halt.
    Donnerstagabend kommt es dann zu Folgender Schlagzeile:

    „Viktor Troicki für 18 Monate gesperrt
    Der serbische Tennisprofi Viktor Troicki ist vom Weltverband ITF wegen einer verweigerten Blutprobe für 18 Monate suspendiert worden.“

    Wer sich die Aussagen auf der Internetseite des „Dopingsünders“ anschaut, der schüttelt nur mit dem Kopf. Troicki hat laut eigener Aussage, darum gebeten die Blutprobe, aufgrund von Unwohlsein aussetzen zu dürfen. Der zuständige Mediziner habe ihm dies erlaubt. Die am nächsten Morgen genommene Probe war negativ.

    Seiner Version wird von offizieller Seite widersprochen.

    Wer die Wahrheit sagt können wir mit Sicherheit nicht beweisen.
    Aber die Schlagzeile sollte zur Diskusion anregen. Deshalb bitte ich die BLOGGER ihre Meinung und vielleicht sogar ihr Hintergrundwissen zum Thema Doping zu posten.

    Um ein Stein ins Rollen zu bringen, mache ich mal den Anfang, indem ich mir folgende Frage stelle:

    Was ist eigentlich Doping?

    Hier einmal die Definition von einer sehr bekannten Internetseite.

    Definition (laut wikipedia.org)

    Bislang gibt es keine genaue Formulierung, die eingrenzt, was Doping ist und was nicht. 1963 definierte der Europarat Doping als „die Verabreichung oder den Gebrauch körperfremder Substanzen in jeder Form und physiologischer Substanzen in abnormaler Form oder auf abnormalem Weg an gesunde Personen mit dem einzigen Ziel der künstlichen und unfairen Steigerung der Leistung für den Wettkampf.“ Für das Aufstellen von Dopingregeln war diese Definition aber zu ungenau (allein die Formulierung „in abnormaler Form“ ließ zu viel Interpretationsspielraum).
    (…)
    Seit dem 1. Januar 2004 gilt die Doping-Definition der World Anti-Doping Agency (WADA). Sie erweiterte die IOC-Regeln. Die verschiedenen Abschnitte der Definition sind in den Artikeln 1 und 2 des World Anti-Doping Codes zusammengefasst.[2]

    “Auf seine eigene Art zu denken, ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht auf seine Art denkt, denkt überhaupt nicht.
    Oscar Wilde, Denken mit Oscar Wilde”

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