Aller Kampfgeist hat Andrea Petkovic im Viertelfinale der Katar Open nicht genützt: Die Darmstädterin verlor gegen die Tschechin Lucie Safarova mit 2:6 und 1:6. Petkovic teilt dieses Schicksal mit allen anderen Topgesetzten. Auch Kvitova, Wozniacki und Radwanska schieden jetzt in Doha aus.
Die Niederlage der deutschen Spitzenspielerin ist zu verschmerzen.„Petko“ hatte in diesem Jahr einen großen Anteil daran, dass das deutsche Tennis international erfolgreich vertreten wurde.
Die deutschen Herren, die bisher – mit wenigen Ausnahmen – in dem neuen Jahr noch nicht überzeugen konnten, hätten jetzt die Chance bei dem anstehenden Davis Cup-Match ihren Beitrag zur erfolgreichen Präsentation des deutschen Tennis zu leisten. Alles weist darauf hin, dass Uneinigkeit, organisatorische Schwächen und viel unnötiger Wirbel dafür sorgen werden, dass diese Chance verpasst wird.
Wir versuchen unsererseits „Ordnung in das Chaos“ zu bringen und berichten von den Ereignissen in chronologischer Folge:
Der neue Team-Kapitän der deutschen Davis Cup-Mannschaft, Michael Kohlmann, hat sein Team für die bevorstehende Erstrundenbegegnung der Davis-Cup-Weltgruppe gegen Frankreich benannt. Für die vom 6. bis zum 8. März 2015 in der Frankfurter Fraport Arena ausgetragene Partie gegen den Finalisten des vergangenen Jahres, nominierte er Philipp Kohlschreiber, Benjamin Becker, Jan Lennard Struff und Andre Begemann.
Eigentlich hatte Kohlmann Paradiesvogel Dustin Brown für die Davis Cup- Begegnung einsetzen wollen. Die ITF machten ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung. Sie untersagte den Einsatz von Brown, weil er vor Jahren schon für den jamaikanischen Verband offiziell angetreten war. Hätte man vielleicht wissen können, wenn man miteinander kommuniziert, oder?
Für „Dust in the Wind“ kommt jetzt als Doppelspezialist Andre Begemann in das Team. Diese Berufung hat eine pikante Note: Begemann hatte deutliche Kritik an der Entlassung von Kohlmanns Vorgänger Carsten Arriens geübt. Auf der Internet-Plattform Twitter hatte er zu dem Vorgang geschrieben: „Ein trauriger Tag im deutschen Tennis. Fassungslos.“
Rund eine Woche vor dem Erstrundenspiel im Davis Cup gegen Frankreich hat sich nun der entlassene Teamchef Carsten Arriens endlich doch zu Wort gemeldet und die Verbandsspitze um Vizepräsident Dirk Hordorff heftig kritisiert. “Was geschehen ist, kann nicht im Sinne des deutschen Tennis sein”, sagte Arriens im Interview der “Süddeutschen Zeitung”.
„Mir war es wichtig, klarzustellen, dass die Ereignisse in Melbourne, wie sie von anderen dargestellt wurden, unwahr sind”, erklärte Arriens der Tageszeitung. Er habe seinerzeit mit dem Verzicht auf den schon unter seinem Vorgänger Patrik Kühnen umstrittenen Kohlschreiber dokumentieren wollen, “dass wir auch im Nationalteam Regeln haben. Dass es um Verlässlichkeit geht, Unterstützung, Wohlwollen.” Dass der Verband auf eine Rückkehr Kohlschreibers gedrängt habe, sende aber die Botschaft: “Uns ist es egal, wie sich die Spieler verhalten – wenn sie gut genug sind, spielen sie.”
Es habe immer wieder Schwierigkeiten mit Kohlschreiber gegeben, dieser habe mehrfach Regeln missachtet und übertriebene Bedingungen gestellt, führte Arriens weiter aus. Dennoch habe er im November Kontakt zum Spieler aufgenommen, um ein Vier-Augen-Gespräch anzubahnen. “Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, seine Sicht darzustellen”, sagte Arriens, allerdings habe dieser “wenig Bereitschaft” gezeigt. “Mir hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass er durch Präsidiumsmitglieder bestärkt wurde, nicht mit mir zu kommunizieren.”
Auf welches Präsidiumsmitglied Arriens hier anspricht, wird vielleicht deutlich, wenn wir von dem neuesten Eklat, der aktuell für Unruhe sorgt, kurz berichten: Der Württembergische Tennis Bund (WTB) hat beim Deutschen Tennis Bund einen Antrag gestellt, den für den Leistungssport zuständigen DTB-Vizepräsidenten Dirk Hordorff von seinem Amt zu entheben. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sollen die 18 Landespräsidenten über die Zukunft von Hordorff entscheiden.
„Ja, es stimmt. Wir haben diesen Antrag gestellt, weil wir es für untragbar halten, wie die Entlassung von Davis Cup-Kapitän Carsten Arriens gehandhabt wurde“, begründete WTB-Verbandschef Ulrich Lange in dieser Woche den Antrag.
Natürlich hat Hordorff, der nicht auf den Mund gefallen ist, der Öffentlichkeit längst seine Antwort übermittelt: “Ich nehme es mit Verwunderung auf, was Herr Lange anstrebt. Noch vor rund einem Jahr hat Herr Lange in einem Interview in der Stuttgarter Zeitung und in einem Brief an den DTB den Rauswurf Arriens gefordert. Jetzt dieses Thema zu einem Abwahlantrag zu erklären zeigt nur das mangelnde demokratische Verständnis von Herrn Lange, der im November bei der Präsidiumswahl kläglich scheiterte. Herr Lange schadet mit seinem Handeln wiederholt dem Deutschen Tennis Bund sowie dem Württembergischen Tennisbund.”
DTB-Präsident Ulrich Klaus bedauerte die neuerlichen Querelen. “Wenn es keine negativen Schlagzeilen gibt, dann produzieren wir sie selbst”, sagte Klaus. Da stimmen ihm alle zu. Wenn er wirklich der Chef im (Toll-) Haus wäre, könnte er aber endlich dafür sorgen, dass diesem Wahnsinn ein Ende bereitet wird!
Die DTB und seine Landesfürsten beweisen seit Jahren eine unglaubliche Konstanz darin, sich individuell zum falschen Zeitpunkt mit unsachlichen Argumenten zu profilieren. Als Verbund präsentiert die Führungsspitze der Öffentlichkeit mit ähnlicher Konstanz eine unsägliche Zerrissenheit.
Ob dieser niveaulose Streit den Leistungen unserer Spieler bei der Davis Cup-Partie in Frankfurt dient, sei dahingestellt. In Norddeutschland gibt es ein altes Sprichwort: Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Auf den Spitzensport übertragen: Unter einer inkompetenten und zerstrittenen Führung leiden die Leistungen der Athleten.
Wir haben von selbsternannten Tennisinsidern „hochwichtige“ Hinweise und „Anekdoten“ zu den Hintergründen der Affären im deutschen Tennis erhalten. Diese Informationen halten einer verantwortlichen Überprüfung nicht stand. Deshalb sei es uns erlaubt am Schluss des Textes, einen tatsächlichen Zusammenhang aufzuzeigen, der zum Nachdenken anregen könnte:
Unser neuer Teamchef Michael Kohlmann war in seiner Profikarriere ein Doppelspezialist.
Mit seinem Partner Alexander Waske hat er sehr erfolgreich auf der ATP-Tour gespielt.
Waske arbeitet seit Jahrzehnten eng mit Dirk Hordorff zusammen – unter anderem in der Tennisakademie von Schüttler und Waske.
Waren nicht Tage nach der Entlassung von Arriens Schüttler und Waske als seine Nachfolger im Gespräch? Diese Nachricht war in verschiedenen Printmedien zu lesen, könnte aber auch spekulative Berichterstattung unverantwortlicher Journalisten gewesen sein.
Wie gesagt, wir lassen uns nicht auf Spekulationen ein und kommentieren diese Vorgänge mit dem folgenden französischen Sprichwort: „Honi soit qui mal y pense.“ Frei übersetzt: Beschämt sei, wer Schlechtes davon denkt…