Deutsches Fed Cup-Team vor der Niederlage!

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Vor dem ersten Einzel des Fed Cup- Semifinales zwischen Russland und Deutschland in Sotschi, hatte eine Entscheidung Barbara Rittners für Aufsehen gesorgt: Die Teamchefin entschloss sich bei der Einzelaufstellung für den Einsatz von Görges und Lisicki. Die in den vergangenen Wochen auf dem amerikanischen Kontinent so stark auftretenden Kerber und Petkovic wurden noch in der Hinterhand gehalten. Die Gründe für diese Entscheidung sind  offensichtlich: eine Strapazen reiche und späte Anreise unserer beiden Spitzen-spielerinnen, die Gefahr eines Jetlags, die Klimaumstellung und die mit allen diesen Faktoren verbundene Müdigkeit. Die Beobachtungen während der noch zur Verfügung stehenden Trainingseinheiten werden letztendlich den Entschluss Rittners bestimmt haben. Darüber hinaus hatten auch Lisicki und Görges in den vergangenen Wochen großartiges Tennis geboten – man konnte ihnen also vertrauen.

jule 2

Am frühen Nachmittag gingen Julia Görges, aktuell Nr.63 der Weltrangliste, und Svetlana Kusnetsova (WTA Nr.23) für das erste Einzel auf dem Platz. „Jule“ begann unbekümmert und  aggressiv. In den ersten Spielen dominierte sie sogar das Geschehen, aber die doch etwas nervöse Russin hielt dagegen, gewann mehr und mehr Kontrolle. Bis zum Stand von 3:3 brachten beide Kontrahentinnen ihre Aufschlagspiele durch, dann gelang der Spielerin aus St. Petersburg  das erste Break. Sie bekam langsam Oberwasser und gewann den 1.Satz mit  6:4. Im zweiten Satz gelang der Nr.23 der Weltrangliste gleich ein Break bei dem ersten Aufschlagspiel von Görges. Der Druck auf Jule war größer geworden, ihr unterliefen jetzt mehr leichte Fehler. Kusnetsova ging 2:0 in Führung, vergab dann mehrere Spielbälle und Görges verkürzte auf 1:2. Bei Kusnetsova sind Zeichen von Unzufriedenheit zu erkennen. Die Chance auf eine Spielwende blitzt auf. Julia nutzt sie, geht 3:2 in Führung, dann gelingt der Russin der 3:3-Ausgleich. Die Deutsche vergibt  im weiteren Verlauf einige Situationsvorteile, Kusnetsova geht nach einem Break mit 5:4 in Führung und serviert zum Match. Mit Hängen und Würgen gewinnt die Russin das Spiel, den Satz und das Match mit 6:4 und 6:4. Russland geht 1:0 in Führung.

Die Hoffnungen ruhten jetzt auf Sabine Lisicki – aber auch der Druck war gewachsen. Vor dem Spiel ihrer Teamkameradin war sich Andrea Petkovic aber sicher: „Sabine rockt das schon.“

TENNIS: Wimbledon-Sharapova vs Lisicki

Die aktuelle Nr.19 der Weltrangliste aus Deutschland ging dann auch gegen die Nr.38 der Weltrangliste, Anastasia Pawlyutschenkova, beherzt in das Match. Sie dominiert mit ihren harten Aufschlägen – und der neuen Variation eines hohen Kick-Services! – verschlägt aber zu viele Grundschläge. Trotzdem gelingt ihr bei 4:3-Führung ein Break. Dann unterlaufen ihr bei eigenem Service einige unnötige hektische Fehler, die Russin verkürzt auf 4:5. Drei Doppelfehler Pawlyutschenkovas verhelfen dann „Bine“ zum 6:4-Satzgewinn. Beiden Spielerinnen ist die hohe Anspannung deutlich anzumerken.

Im 2. Satz könnte die Berlinerin es jetzt eigentlich gelassener angehen lassen, aber sie produziert Fehler auf Fehler, gerät schnell 0:2 in Rückstand. Obwohl ihre Gegnerin auch sehr viele leichte Bälle verschlägt, setzt sich die Unsicherheit im Spiel der Deutschen fort. Beide Spielerinnen haben mehr mit sich selbst und den besonderen Umständen des Fed-Cups zu tun, als sich auf die Realitäten des Matches zu konzentrieren. Es ist spannend – aber nicht aufgrund des hochklassigen Tennis, sondern aufgrund der hohen psychischen Anspannung und der Frage, wer zuerst seine Nerven in den Griff bekommt.

Beim Seitenwechsel nach dem 4:5-Rückstand, wirkt Barbara Rittner aktiver und intensiver auf ihren Schützling ein. Das hilft etwas – aber noch mehr helfen zwei Doppelfehler der Russin. Lisicki gleicht aus. Serviert dann im anschließenden Spiel drei Asse und geht 6:5 in Führung. Sie vergibt dann im nächsten Spiel einen Matchball, der Tiebreak muss den 2.Durchgang entscheiden. Eine Nuance mehr Entschlossenheit auf Seiten Pawlyutschenkovas führt zum Gewinn des 2.Satzes durch die Russin. Jetzt ist gutes Coaching im deutschen Team angesagt.

Barbara

Nach der 10-minütigen Spielpause kommt aber Pawlyutschenkova mit größerer Entschlossenheit auf den Platz zurück. Sie geht 4:0 in Führung. Mit dem Rücken zur Wand gelingt der Aufschlagweltrekordlerin ein Break zum 1:4. Ein Fünkchen Hoffnung flammt auf. Die zarte Flamme verlöscht schnell: Bine verliert ihr Aufschlagspiel zum 1:5. Die Russin führt 30:0, wird verkrampft, verliert die nächsten beiden Spiele zum 5:3. Das Publikum in der Adler-Arena will ihre Spielerin zum Sieg tragen, feuert sie laut an. Die erspielt sich zwei Matchbälle in Folge. 1.Matchball: Doppelfehler. 2. Matchball: leichter Vorhandfehler der 23-jährigen aus Samara. Dann misslingt Sabine ein leichter Vorhandangriffsschlag. Jetzt kann Pawlyutschenkova nicht mehr umhin,  das Match zu gewinnen. Lisicki verschlägt in der Defensive eine Vorhand und sie verliert den entscheidenden Durchgang mit 3:6. Russland geht mit 2:0 in Führung.

Das ist bitter.

Morgen können vielleicht Petkovic und Kerber den Spieß doch noch umdrehen.

Vielleicht.

 

 

 

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