“Doping im Tennis”

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Die Autoren des Blogs sind aufgefordert worden, zum Thema Doping Stellung zu beziehen. Wir haben in den letzten Wochen intensiv und resignativ über diese dunkle Seite des nationalen (ja!) und internationalen Spitzensports diskutiert. In der Gegenwart häufen sich die Doping-Skandale, die auf den Titelseiten der deutschen Tages- oder Wochenzeitungen angeprangert werden: Die schärfsten Sprinterkonkurrenten von Usain Bolt, wie Tyson Gay und Asafa Powell, werden kurz vor den Weltmeisterschaften des Dopings überführt, den höchsten Stellen der Sportpolitik in der BRD wird nachgewiesen, dass sie in dem wahnwitzigen kalten Krieg gegen die DDR-Konkurrenz vor etwa dreißig Jahren, ihren sportlichen Repräsentanten einen Freifahrtschein für unerlaubte leistungssteigernde Mittel ausgestellt hatten. Dass die ehemalige DDR, das heutige China und Russland aus Tradition mit unfairen Mitteln Weltmeistertitel oder Olympiasiege „hergestellt“ haben, wird in der Sportwelt eh als selbstverständlich vorausgesetzt.

doping

Manipulationen waren schon immer Bestandteil von sportlichen Wettkämpfen: schon in der Antike wurde auf „Teufel komm heraus“ bei den Olympischen Spielen bestochen und auch leistungsstärkende Mittel waren keine Seltenheit…          

Wer über diese Affären des Sports nicht den Verstand verliert, der hat keinen zu verlieren!      

In diesem Doping-Dschungel, in dem Politiker, Funktionäre, Mediziner, Trainer und Athleten als besessene und unverantwortliche Kleinkriminelle agieren, ist ein Durch- oder gar Überblick in unseren Augen eine hochstapelnde Anmaßung.

Beschränken wir uns also besser auf Tennis und auf die persönlichen Einblicke in den vermeintlich „weißen Sport“, die wir per Zufall gewinnen konnten:

Als Tennis 1988 sich wieder als olympische Sportart präsentieren durfte, hatten die internationalen Dachverbände ATP und WTA ihre Spielerinnen und Spieler rechtzeitig darauf hingewiesen, dass bei dem bedeutenden Turnier In Key Biscaine/Florida im Februar des olympischen Jahres zum ersten Mal Doping-Kontrollen durchgeführt werden würden.Am ersten  Spieltag wurden dann die obere Hälfte des Turnierfeldes der Herren und die untere Spielhälfte des Damenfeldes nach ihren Erstrundenmatches auf Doping untersucht. Am nächsten Tag wurde auf eine weitere Untersuchung verzichtet. In den jeweiligen Umkleideräumen hing ein Aushang der beiden Dachverbände mit dem Hinweis, dass die Dopingkontrollen abgebrochen worden seien und dass im Juni in Wimbledon noch einmal ein neuer Doping-Test durchgeführt werden wird. 

Insider waren sich einig über den Grund dieses Abbruches: es waren so viele weibliche und männliche Tennisprofis positiv getestet worden, dass eine weitere Durchführung des Turniers unmöglich gewesen wäre!

In Wimbledon, zwei Monate vor den olympischen Spielen wurde ein zweiter Versuch gestartet. Mit dem identischen Ergebnis: am ersten Tag Dopingkontrolle, am zweiten Tag Abbruch des Tests! Offenkundig hatte die Mehrzahl der Tennisprofis nicht dazu gelernt oder sie nahmen die neuen Kontrollen zur Ethik ihres Sports überhaupt nicht ernst!

Wenn die WTA oder ATP ihre Testergebnisse veröffentlicht hätten, hätte die Mehrheit der Tennisstars ihr Land nicht bei den olympischen Spielen vertreten dürfen!

Aber die Ergebnisse der Tests sind aus Imagegründen nie an die Öffentlichkeit gedrungen!

Nächstes Beispiel: Einigen europäischen Weltklassespielern, die gute Kontakte zu südamerikanischen Tennisprofis unterhielten,  wurden von ihren gutgesinnten Kollegen aus Brasilien, Argentinien oder Chile ein „Guarana“-Pflanzenextrakt  als Mittel zur Steigerung der Lebensfreude und auch zur Leistungsverbesserung im Wettkampf angeboten. Schon die alten Indios im Amazonasgebiet hatten die Vorzüge dieser Frucht erkannt und bei ihren Festen und Tänzen sorgte die „Wunderwaffe“ dafür, dass man „vollkommen losgelöst“ mit unbeschreiblichen Glücksgefühlen tanzen und feiern konnte. Nach dem Motto:  „Happy go lucky!“

Einige experimentierendefreudige deutsche Spieler haben dieses Guarana dann genossen. Auch vor wichtigen Turnierspielen. Mit dem Ergebnis, dass sie außergewöhnlich erfolgreich gespielt hatten, aber nach dem Match keinen blassen Schimmer mehr hatten, wie und mit welchem Ergebnis sie gespielt hatten.

Damals war Guarana noch weitgehend unbekannt in Europa und wurde in keiner Liste für illegale leistungssteigernde Mittel aufgeführt. Heute wird es in den Apotheken in Tablettenform als Mittel für Depressive verkauft, die mit diesem Stoff etwas mehr Freude in ihr Leben bringen können. Inzwischen steht es wohl auch auch auf der Doping-Verbotsliste der internationalen Sportverbände.    

Das deutsche Davis-Cup-Team wurde vor Jahren von Medizinern aus dem Freiburger Raum betreut. Ein Umfeld, von dem längst bekannt war, dass es zahlreiche Maßnahmen zur Dopingverschleierung gefördert hat. Was konkret beim Davis-Cup geschah, gab damals Anlass zu kritischen Fragen und zu leisen Verdächtigungen aus der Insider-Szene  – denen  wollen wir uns hier nicht anschließen.

Spekulation und Heuchelei gehören zum Thema Doping wie das verknotete Netz zum Tennisplatz. Ein Beispiel für Heuchelei gefällig?: Obwohl bei den großen und kleinen nationalen und internationalen Tennisurnieren unseres Wissens nach kaum mehr Doping-Kontrollen durchgeführt werden, erhalten die 9 – 11-jährigen Tennistalente, wenn sie aufgrund ihrer frühen Erfolge in die nationalen Kader aufgestiegen sind, dann bald von der deutschen Tennisführung ein Schreiben, in dem sie auf die Illegalität des Dopings hingewiesen werden. Ihnen wird mitgeteilt, dass sie jederzeit damit rechnen müssen, getestet zu werden. Sei es auf der Trainings-, sei es auf der Turnierstätte.  Um dem Hohn die Krone aufzusetzen, werden sie auch noch aufgefordert, sorgfältig eine Liste mit den zeitlichen Daten aller ihrer Trainings- und Turnieraufenthalte zu führen, um ihre Kontrolle zu erleichtern.

Alle Talente, die dieses Schreiben erhalten haben und die wir persönlich kennen, sind über einen Zeitraum von zehn Jahren nicht ein einziges Mal getestet worden!

Es ist verantwortungsbewusst, Jugendliche über die Gefahren des Dopings zu informieren, aber wäre es nicht konsequent und vorteilhaft, dann auch Tests – auf Jugendturnieren, erst recht aber bei Erwachsenenturnieren – durchzuführen?

Mit diesem Brief hat der deutsche Tennisverband immerhin alles getan, damit die deutschen Herren- und Damenteams sorgenfrei und clean an den nächsten olympischen Tennisturnieren teilnehmen können. Gut so.   

Wenn es einen Gott der Heuchelei gäbe, wäre der schon  längst im Sanatorium, weil sein hämisches und ausgelassenes Lachen dazu geführt hätte, dass sein Bauchfell platzt. 

In dem Lager der gegenwärtigen Tennisstars haben schon einige ihre ersten Sperren wegen Dopingmissbrauchs erhalten: Cilic und  Troicki sind die aktuellsten Fälle. In den meisten Fällen des Dopings von Tennisprofis handelt es sich um Psycho-Pharmaka, die eingesetzt werden, um in den nervenaufreibenden Situationen der Big Points gelassen und doch reaktionsschnell agieren zu können. Aus diesen Motiven heraus wird auch nachvollziehbar behauptet, dass „Koks“ in den großen Tennisstadien eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

Hier sind wir aber wieder in dem Bereich der Spekulation und damit auch am Ende unserer Darstellung, die wir eher als unvermeidliche Pflichtaufgabe ausgeführt haben. Wir wissen, dass dieses Doping-Thema so komplex ist, dass es den Rahmen eines Blogposts weit überschreitet.

Einige Schlusssätze seien noch erlaubt: nach unserer Auffassung sollte man nicht die einzelnen überführten Sportler als alleinige Sündenböcke an den Pranger stellen. Das gesamte System mit allen Protagonisten trägt Schuld: Die Politiker, die sich gern im Ruhm der berühmten Sportler sonnen. Die eitlen Sportfunktionäre, die glauben, dass mit den „hergestellten“ Erfolgen der Sportler ihre eigenen Posten zementiert werden. Die Mediziner, die sich eine „goldene Nase“ in kurzer Zeit  auf Kosten der Gesundheit ihrer Klienten verdienen können. Nicht zuletzt die profil- und profitsüchtigen Trainer und Manager, die von Ehrgeiz zerfressen sind und keine Rücksicht auf das weitere Leben ihrer Schützlinge nehmen.

Ein verknotetes Netz, das nur schwer zu entzerren ist.

 Wir sind uns bewusst, dass noch andere „Agenten“ in diesen dunklen Machenschaften, bei denen es nicht nur um Ruhm, sondern immer um viel Geld geht, eine Rolle spielen, aber deren  Aufdeckung ist eher eine Sache von Polizisten und Detektiven.

Wer aber glaubt wirklich noch, dass man im Fall des Dopings im Sport „das Rad noch zurück drehen“ kann? Dass es  viele „reine Sportler“ im prestigeträchtigen Spitzensport gibt?

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