Warum Kerber die French Open gewinnen kann!

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Angelique Kerber, der unsere Fed Cup- Chefin Barbara Rittner einen Wimbledonsieg im Jahr 2015 zugetraut hatte, spielte in den letzten Wochen überragendes Tennis bei den ersten Sandplatzturnieren der neuen Saison. Im Folgenden werden wir versuchen, die Gründe für diesen Aufschwung zu finden.

Da ist zuerst der Bodenbelag: Die rote Asche ist der Boden, auf denen Angie schon als kleines Kind versucht hat, ihre ersten Schläge über das Netz zu spielen. Der Sandplatz ist quasi ihre Heimat. Clay Courts kommen auf internationalem Niveau darüber hinaus ihrem außergewöhnlich guten Konterspiel entgegen. Vergessen wir auch nicht, dass ihre stärksten Konkurrentinnen eher auf anderen Belegen erfolgreich spielen: Serena Williams spielt ihr bestes Tennis auf Hart- und Rasenplätzen, Maria Sharapova und Simona Halep bevorzugen längst Hartplätze und Petra Kvitova ist ein absoluter Rasenspezialist.

Ein wichtiger Faktor des Erfolges war auch die Verbesserung ihres Services: Noch immer schlägt die Kielerin nicht so schnell auf wie die härtesten Aufschläger auf der WTA-Tour, aber in der nahen Vergangenheit hat sie immer mehr als 75 Prozent ihrer ersten Aufschläge in das Feld platziert. Auch ihre Doppelfehler-Quote hat sie zuletzt stark reduziert.

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Ist der Return von harten Services auf dem langsameren Aschenplatz nicht auch etwas leichter und vermindert die Wirkung dieses Schlages, der oft direkte Punkte erlaubt oder den Spieler bei druckvollen Aufschlägen sofort bessere Schlagpositionen ermöglicht?

Auch wenn man uns als Tennis-Romantiker belächelt, gehen wir davon aus, dass die Tennis-Freundschaft von Angelique und Andrea Petkovic nachhaltig für Erfolge sorgt – da spielen nämlich auch pragmatische Aspekte eine Rolle: Man hat im Ausland einen eingespielten Trainingspartner. Man kann aktuelle Trainingsziele beim Warm Up detailliert miteinander absprechen. Man findet vertrauenswürdigen und fachlichen Trost in der Niederlage. Man erringt zum Beispiel im Fed Cup  gemeinsame Erfolge. Dadurch hat man Erholung  von dem „täglichen“ Wettkampfstress. Man kann diese Erfolge  gemeinsam feiern… Stichwort Dopamin.

Mit diesen Argumenten kommen wir zu dem vielleicht wichtigsten Motiv der Leistungssteigerung unserer Spitzenspielerin:  der Trainerwechsel! Angie hat vor kurzer Zeit wieder auf den Coach zurück gegriffen, mit dem sie früher schon Erfolge errungen hatte. Torben Beltz ist wie Angie im hohen Norden, in Schleswig-Holstein groß geworden. Der ruhige, bescheiden auftretende Itzehoer kennt Angie seit den Anfängen ihrer Tenniskarriere in der Jugend. Er schafft jetzt auf der WTA-Tour ein Umfeld, in denen die beiden wie Freunde kommunizieren. Da werden „verrückte Wetten“ abgeschlossen, da wird mit viel Spaß die Freizeit vom Turnierstress gestaltet. Da wird Vertrauen hergestellt.

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Uns liegt eine etwas ältere Untersuchung vor, in denen mehr als 15 deutsche Tennisspieler, die alle zumindest unter den Top 150 der Weltrangliste rangierten, gefragt wurden, welches der wichtigste Aspekt sei, den ihr Coach oder Trainer repräsentiere. Die Antwort lautete nicht, dass technisches oder taktisches Wissen von ausschlaggebender Bedeutung sei. Auch die Spielstärke spielte keine tragende Rolle. Fast 90 Prozent der Befragten nannten eine Haupteigenschaft: Vertrauen in die Person des Coaches!

Der erfolgreiche Coach hat bei Spitzenspielern, die durch die ganze Welt reisen müssen, eine entscheidende Eigenschaft: er ist quasi die Heimat in der Fremde!

Torben Beltz und Angie Kerber teilen viele ähnliche Charaktereigenschaften: Sie sind in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend, sie strahlen Ruhe aus, sie sind familiär orientiert. (Angelique fährt nach jeder längeren Turnierserie nach Polen zu ihren Großeltern und tankt dort im ländlich gelegenen „Bauernhaus“ ihre Energien wieder auf.) Und sie haben Humor.

Angelique Kerber und Torben Beltz passen zueinander. Wir wünschen ihnen auch in Zukunft viel Erfolg.

Das kann dem Image des deutschen Tennis nicht schaden.

 

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