Seit Wochen versuchen sich alle Tennisstars für den Höhepunkt der Saison, das Wimbledon-Turnier, in Form zu bringen. Am Montag begann der Showdown in London. Der deutsche Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber hatte das zweifelhafte Vergnügen gegen den topgesetzten Novak Djokovic das Turnier auf dem Centre Court zu eröffnen.
Der Augsburger ist dann in der ersten Runde an Titelverteidiger Djokovic gescheitert. „Kohli“ unterlag dem serbischen Weltranglistenersten mit 4:6, 4:6, 4:6. Der Deutsche hatte Pech mit der Auslosung, als Nummer 33 des ATP-Rankings war er der erste ungesetzte Spieler im Turnier.
Tommy Haas erreichte dann bei seinem 15. Wimbledon-Start als erster deutscher Tennisspieler die zweite Runde. Der 37-Jährige gewann am Montag nachmittag bei dem Rasen-Grand-Slam in London 6:2, 6:3, 4:6, 6:2 gegen den Serben Dusan Lajovic. Der älteste Spieler im Hauptfeld trifft jetzt auf den an Nummer sieben gesetzten Kanadier Milos Raonic. Der gebürtige Hamburger kommentierte seinen Sieg auf schnoddrige hanseatische Art: „Es ist immer etwas Besonderes, in Wimbledon aufzulaufen. Ich bin froh, die erste Runde überstanden zu haben. Die Schulter hat gehalten, ich kann nicht meckern.”
Bei den Damen musste am Montag zuerst Annika Beck gegen Kirsten Flipkens auf den Platz. Die 21-jährige Deutsche begann sehr stark und sicherte sich den ersten Satz nach drei von sechs verwandelten Breakbällen ohne Spielverlust mit 6:0. Im 2.Satz kam jedoch die Belgierin besser ins Spiel und zeigte sich beim eigenen Aufschlag deutlich stabiler. Zudem holte sie jetzt viele Punkte am Netz, worauf sich Beck nie so richtig einstellen konnte. Flipkens setzte sich mit 6:3 durch. Im entscheidenden 3. Satz konnte die Deutsche trotz harten Widerstandes die Oberhand nicht mehr zurückgewinnen und schied mit 4:6 im entscheidenden Satz in der Auftaktrunde aus.
Der Auftritt von Andrea Petkovic war dann eine reine Freude für die deutschen Tennisfans. „Petko“ war motiviert bis in die Fingerspitzen und fegte die US-Amerikanerin Shelby Rogers in 39 Minuten mit 6:0 und 6:0 vom Rasen. Rogers hatte nicht eine Breakchance, Petko holte alle (!) Punkte, wenn ihr erster Aufschlag saß. Ein perfektes Auftaktmatch der Darmstädterin!
Mit viel Herz und guten Nerven verhinderte dann Anna-Lena Friedsam das schnelle Aus im Tennismekka. Friedsam, die bei den French Open in der zweiten Runde nur knapp an Serena Williams gescheitert war, kam anfangs nur schwer in das Spiel und gab den ersten Satz mit 3:6 an Witalia Dijatschenko ab. Im 2.Satz meldete sich die Andernacherin dann eindrucksvoll zurück, schlug fünf Asse sowie zwölf Winner und schien die Partie nach ihrem 6:3-Satzsieg im Griff zu haben.
Der entscheidende dritte Satz entglitt ihr dann aber zunächst schnell. Die Russin zog auf 4:1 davon und kontrollierte das Spiel – bis sich Friedsam in einem packenden Match zurückkämpfte. Vor allem am Netz agierte sie jetzt deutlich besser, die Gegnerin auf der anderen Seite leistete sich 20 „unforced errors“ allein im Schlusssatz. Anna Lena holte auf 5:5 auf, breakte dann die Russin. Bei eigenem Aufschlag machte sie dann alles klar und erreichte als nächste Deutsche mit 7:5 im 3.Satz die zweite Runde. Dort wartet mit der Schweizerin Belinda Bencic eine schwere Aufgabe.
Die Serie von Erstrunden-Niederlagen hat für Tennisprofi Jan-Lennard Struff am Montag leider eine bittere Fortsetzung gefunden. Trotz starker Leistung unterlag der Warsteiner in der ersten Runde dem Australier Bernard Tomic in fünf Sätzen mit 3:6, 6:3, 6:2, 2:6 und 3:6. Nach 2:04 Stunden war das Grand Slam-Turnier in London für die Nummer 112 der ATP-Weltrangliste bereits am Auftakttag wieder beendet.
Florian Mayer teilte das bittere Schicksal einer Erstrundenniederlage mit Struff und Kohlschreiber. Der 31-Jährige, 2004 und 2012 Viertelfinalist von Wimbledon, unterlag dem Argentinier Juan Monaco 1:6, 2:6, 4:6. Mayer war im April nach mehr als einem Jahr Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrt und kämpft seitdem um den Anschluss an die Weltspitze.
Benjamin Becker rechnete man gute Chancen gegen Viktor Estrella Burgos aus der Dominikanischen Republik aus. Der Mettlacher kämpfte wie immer, setzte sich auch im 1.Satz noch 7:5 durch. Mit 1:6, 4:6 und 4:6 verlor dann aber schon der vierte deutsche männliche Profi in der ersten Runde von Wimbledon.
Die Hoffnungen auf einen zweiten deutschen Herrensieg am ersten Tag der Lawn Championships ruhten jetzt auf Alexander Zverev in seinem Match gegen Teimuras Gabaschwili. Mit seinen 18 Jahren ist der Hamburger der jüngste Teilnehmer im Hauptfeld von Wimbledon.Sascha begann abgeklärt und gewann den 1.Satz mit 6:3.
Im 2.Satz riss sein Spielfaden und er verlor 1:6. Im 3.Satz dominierte der Hamburger Junge wieder und setzte sich mit 6:3 durch. Der Russe dreht den Spieß im 4.Satz wieder um, entschied den Durchgang mit 6:3 für sich. Ein Drama entwickelt sich. Der junge Deutsche scheint mit den Kräften am Ende, übergibt sich auf dem Platz. Er schleppt sich mit beeindruckender Widerstandskraft durch den entscheidenden 5.Satz, erspielt sich trotz zweier Verletzungspausen sogar bei 6:5-Führung und Aufschlag des Russen zwei Matchbälle. Die werden allerdings vergeben. Bei 7:7 gelingt Sascha ein Break. Mit letzter Kraft bringt er sein Aufschlagspiel durch und gewinnt das Partie mit 9:7 im 5.Satz. 3 Stunden und 46 Minuten dauerte sein erfolgreiches Grand-Slam- Debüt. Großes Tennis, Sascha!