In unserem letzten Post haben wir einige Fakten zu dem bevorstehenden Wimbledon-Turnier aufgeführt. Es gibt noch einige Besonderheiten, die es auch verdient haben, aufgelistet zu werden. Bevor wir davon berichten, noch ein aktueller Hinweis: Judy Murray, die Mutter von Andy, ist schon in Wimbledon eingetroffen und hat sich mit ihrem Sohn auf der Anlage eingeschlagen:
Die Deutschen gelten weltweit als „Vereinsmeier“ – die Briten als Initiatoren der snobistischen Clubs. Das Turnier wird auf der Anlage des All England Lawn und Croquet Club gespielt. Mitglied in diesem exklusiven Club zu werden, ist nur Auserwählten vorbehalten. Man muss entweder Mitglied der königlichen Familie sein, extrem reich sein oder die Einzelkonkurrenz gewonnen haben. Vor Jahren reichte auch ein Sieg im Doppel für die Mitgliedschaft. Das ist aber längst wieder abgeschafft worden. Da kann ja quasi jeder kommen…
Dann gibt es noch den sogenannten „Last Eight Club“, der auch seine exquisiten Räume auf der Anlage besitzt. Grundbedingung, um das elitäre Ambiente dieses Clubs genießen zu können, ist das Erreichen des Viertelfinales beim Turnier. Im Einzel wohlgemerkt. In der Lounge ist man dort unter sich, plaudert über vergangene Erfolge, präsentiert dann beim Spaziergang über die Anlage seinen Clubausweis, genießt die neidischen Blicke der Normalos und ist zufrieden, dass sich die harte Trainingsarbeit für den Erfolg auch nach der Karriere noch auszahlt.
Nicht nur der Rasen ist in Wimbledon heilig, auch der Sonntag ist es. Früher wurde nie am „Holy Sunday“ gespielt. Die Puritaner hatten vor Hunderten von Jahren in England das strikte Verbot der Arbeit am Sonntag eingeführt. Sport ist kein Spaß, wenn dafür gezahlt wird, sondern knochenharte Arbeit. Deshalb konnte man als Teilnehmer des Turniers am Sonntag zwar Croquet spielen und die berühmten Erdbeeren verzehren, aber der Tennisschläger blieb gefälligst im Spielerhotel.
Weil das berühmte Londoner Regenwetter für Verzögerungen in der Vergangenheit gesorgt hatte, entschloss man sich, den zweiten Sonntag der beiden Wimbledonwochen, zum Spielen freizugeben. Da werden die Endspiele der Damen und Herren jetzt gespielt. Die Finalisten werden an diesem Tag zu Freizeitspielern erklärt. Die Millionen Pfund, die sie für die Finalteilnahme kassieren, werden nicht als Honorierung ihrer Leistung begriffen, sondern sind Anerkennung dafür, dass sie 14 Tage lang dem Sauwetter getrotzt haben und auf dem nassen Grass mehrfach ausgerutscht sind und den heiligen Rasen geküsst haben.
In letzter Zeit haben die konservativen Traditionalisten der Turnierleitung einen weiteren Kompromiss zugelassen: Wenn das Wetter in der ersten Spielwoche wieder einmal verhagelt ist, spielt man jetzt auch am Sonntag der ersten Woche. Dann stehen plötzlich Tickets für Jedermann zum Verkauf und Zigtausende strömen auf die Anlage. Dann ist die Stimmung auf der Anlage nicht mehr „very british“ und „very cool“, sondern es herrscht eine Begeisterung wie beim Heimspiel von Chelsea London.
Spielkleidung ist – und wird ewig – weiß sein. Von der weißen Cap bis zu den weißen Socken. Darüber freuen sich die Ausrüster der Stars nur sehr zurückhaltend: Die weißen Klamotten gehen später kaum in den Verkauf. Kein Junge oder Mädchen weltweit – nicht einmal in London – kauft die puritanisch weiße Kleidung, um dann von den Freunden beim gemeinsamen Spiel des jetzt langsam doch „bunten weißen Sports“ ausgelacht zu werden.
Es gibt noch weitere „ulkige Spleens“ während der Wimbledonwochen. Wir schließen aber hier unseren Bericht, um nur noch die Auslosung unserer deutschen Tennisprofis aufzulisten:
DAMEN
Carina Witthöft (Hamburg) – Angelique Kerber (Kiel/10)
Kirsten Flipkens (Belgien) – Annika Beck (Bonn)
Witalia Dijatschenko (Russland) – Anna-Lena Friedsam (Andernach)
Shelby Rogers (USA) – Andrea Petkovic (Darmstadt/14)
Anastasia Pawljutschenkowa (Russland) – Mona Barthel (Neumünster)
Timea Bacsinszky (Schweiz/15) – Julia Görges (Bad Oldesloe)
Jarmila Gajdosova (Australien) – Sabine Lisicki (Berlin/18)
Swetlana Kusnezowa (Russland/26) – Laura Siegemund (Metzingen)
Tatjana Maria (Bad Saulgau) – Bojana Jovanovski (Serbien)
HERREN
Novak Djokovic (Serbien/1) – Philipp Kohlschreiber (Augsburg)
Jan-Lennard Struff (Warstein) – Bernard Tomic (Australien/27)
Teimuras Gabaschwili (Russland) – Alexander Zverev (Hamburg)
Victor Estrella (Dom. Republik) – Benjamin Becker (Mettlach)
Juan Monaco (Argentinien) – Florian Mayer (Bayreuth)
Dusan Lajovic (Serbien) – Tommy Haas (Bradenton/Florida)
Dustin Brown (Winsen/Aller) – Lu Yen-Hsun (Taiwan)
Adrian Mannarino (Frankreich) – Michael Berrer (Stuttgart)