Dass mit Angie Kerber eine Frau im Januar dieses Jahres den ersten Grand Slam-Sieg seit langer Zeit für das deutsche Tennis gewinnen konnte, war keine Überraschung. Seit Jahren konnten wir der deutschen Tennis-Frauenpower vertrauen. Nach dem Sieg in Melbourne schwächelten unsere Damen etwas. Dafür traten die Herren immer mehr aus dem Schatten ihrer Profikolleginnen heraus. Diese Entwicklung wurde jetzt bei den „Gerry Weber Open“ gekrönt: Zwei deutsche Herren bestreiten das Finale, nachdem sie Spieler aus den Top Ten der Weltrangliste sensationell aus dem Weg geräumt hatten.
Ein Trainer von Florian Mayer hat über ihn gesagt, dass die größte Stärke des Franken von Jugend an darin liegt, dass er mit den Herausforderungen wächst, dass er „auf jeder Niveaustufe schnell adaptieren kann.“ Diese Aussage schien auch der erste Durchgang zu bestätigen. Der Bayreuther nahm dem hohen Favoriten zweimal den Aufschlag ab und gewann den 1.Satz souverän 6:2. Zverev hatte Schwierigkeiten mit dem unorthodoxen und variantenreichen Spiel Mayers.
Im zweiten Durchgang spielten die Finalisten bis 4:4 auf Augenhöhe. Der Bayreuther gewann dann sein Aufschlagspiel ohne Probleme und hatte bei Aufschlag Zverevs und 15:40 zwei Matchbälle. Den ersten wehrte der coole „Hamburger Jung“ mit einem Ass ab. Sascha gewann auch die nächsten Punkte und glich aus. Zum ersten Mal in dem Finale schien Mayer etwas angeschlagen, Zverev sicherte sich die nächsten beiden Spiele und setzte sich im 2.Satz mit 7:5 durch.
Im entscheidenden Durchgang war Flo dann wieder präsent. Bis zum 3:2 gewann er seine Aufschlagspiele sicher, während Sascha größere Probleme bei seinen Servicegames hatte. Dann gelang dem Außenseiter das Break, er baute die Führung auf 5:2 aus. Mit dem Rücken zur Wand spielt unser Nachwuchsstar sein bestes Tennis: Mit einem Ass verkürzte er auf 3:5. Im nächsten Spiel wehrte der Hamburger den dritten und vierten Matchball ab, bevor Mayer seinen fünften Siegball verwandelte und sich mit 6:3 im 3.Satz den Titel der „Gerry Weber Open 2016“ sicherte.
Ein sensationeller Siegeszug in Halle, der Florian Mayer einen großen Sprung voran in der Weltrangliste machen lässt.
Der Routinier aus Bayreuth deckte in dem Finale eine aktuelle Schwäche im Spiel des 19-jährigen Schlacks aus Hamburg auf: Die noch zu steigernde Sprintfähigkeit und Gewandtheit. Zahlreiche Stopps des Franken führten fast ausschließlich zu Punktgewinnen gegen das „German Wunderkind“.