Deutschland führt nach dem ersten Tag im Davis Cup gegen Polen!

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Die Aufstellungsprobleme im Vorfeld des Davis Cup-Relegationsmatches gegen Polen an diesem Wochenende waren skandalös. Dass dieser Skandal kaum in die Öffentlichkeit gedrungen ist, hat einen einfachen Grund: Tennis fristet in Deutschland, wenn Angie Kerber nicht gerade wieder einen bedeutenden Titel gewinnt, eine Schattenexistenz in den Randspalten der nationalen Presse.

Der traditionsreiche Davis Cup wäre eine Gelegenheit, das Image des deutschen Tennis ein wenig aufzupolieren. Umso tragischer, dass unsere Spitzenspieler diese Bedeutung überhaupt nicht erkennen und lieber ihr privates Süppchen kochen.

dtb

Am Freitag wurden auf der Anlage des LTC Rot-Weiß Berlin die ersten beiden Einzelmatches der Davis Cup-Relegation zwischen Deutschland und Polen gespielt.

Jan-Lennard Struff (ATP Nr. 67) eröffnete um11:00 Uhr das Relegationsduell. Der Warsteiner traf im ersten Einzel auf den 20-Jährigen Polen Kamil Majchrzak (ATP Nr.277).

Anschließend spielte der Florian Mayer (ATP Nr.59) im zweiten Einzel des Tages. Der Bayreuther tritt gegen den 19-Jährigen  Außenseiter Hubert Hurkacz (ATP-Nr.329) an.

Für das Doppel am Samstag hat Teamchef Michael Kohlmann Daniel Brands (Deggendorf) und Daniel Masur (München) nominiert. Für Polen sind Marcin Matkowski und Lukasz Kubot eingeplant. Umstellungen sind aber am Samstag und vor den Abschlusseinzeln am Sonntag kurzfristig möglich.

Trotzt der Absagen unserer Spitzenspieler ging Deutschland gegen das junge polnische Davis Cup-Team als hoher Favorit in das Rennen.

Jan-Lennard Struff begann dann bei seinem Davis Cup-Debüt gegen Kamil Majchrzak nervös. Er verlor bei eigenem Aufschlag gleich die ersten drei Punkte in Folge und kassierte anschließend ein Break. Ihm gelang dann ein Rebreak zum Ausgleich. Im weiteren Verlauf konnte der junge Pole doch unerwartet bis zum 6:6 auf Augenhöhe mit seinem Gegner mithalten. Im Tiebrak spielte Majchrzak bravourös auf, gewann den Showdown mit 10:8 und sicherte sich sensationell den 1.Satz mit 7:6. Im 2.Satz bekam „Struffi“ Oberwasser, attackierte den Polen jetzt erfolgreicher und setzte sich mit 6:3 standesgemäß durch. Im nächsten Durchgang gab der Warsteiner das Heft wieder aus der Hand und lag 3:5 zurück. Er kämpfte sich auf 5:5 zurück, vergab bei seinem fast 10-minütigen Aufschlagspiel mehrere Spielbälle und geriet 5:6 in Rückstand. Der polnische Hoffnungsträger blieb bei eigenem Aufschlag entschlossen und holte sich den 3.Satz mit 7:5.   Im 4.Satz versuchte Jan-Lennard wieder die Initiative zu übernehmen. Das gelang ihm bis zur 2:0-Führung besser, dann unterliefen ihm wieder zu viele leichte Fehler in der Offensive und Majchrzak konnte auf 2:2 ausgleichen. Im fünften Spiel verletzte sich der 20-Jährige leicht – die ungewohnten Strapazen eines „Best of Five-Matches“ machten sich bemerkbar.  Die Behandlung während des „medical time outs“ linderten die Schmerzen etwas, aber der Pole schien nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte. Struff gewann den vierten Durchgang mit 6:2.

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Beim Seitenwechsel nahm sich Majchrzak die nächste medizinische Auszeit. Er kam besser erholt auf den Platz zurück, breakte Struff im ersten Spiel des entscheidenden Durchganges, weil der Deutsche aus besten Positionen Bälle verschlug. Ein Nervenspiel. Struffi breakte zurück, brachte sein Aufschlagspiel durch, spielte jetzt etwas befreiter auf und gewann auch die nächsten vier Spiele überlegen zum 6:1-Sieg im 5.Satz. Eine Zitterpartie! Die Zuschauer im Steffi Graf-Stadion hatten trotzdem Spaß an der deutschen 1:0-Führung.

Vor seinem Einsatz im zweiten Einzel gegen Hubert Hurkacz hatte der 35-Jährige Florian Mayer eine persönliche Erklärung abgegeben: „Für mich war und ist es immer eine Ehre, für Deutschland, für mein Land zu spielen. Das wird hart am Wochenende, und klar wäre es mir auch lieber, jetzt im Davis-Cup-Halbfinale zu spielen. Aber es ist leider Relegation, und die ist auch wichtig für das gesamte deutsche Tennis. Wir wollen einfach nicht absteigen, und ich helfe dem Team gern.” Das klingt durchdacht und verantwortlich – Brown, die Zverevs und Kamke sollten sich die Worte zu Herzen nehmen und beginnen, sich Gedanken zu machen.

Auch der zweite Youngster der Polen spielte unbekümmert auf. Ehe der Routinier aus Bayreuth Fuß fassen konnte, hatte Hurkacz den 1.Satz schon mit 6:1 gewonnen. Im zweiten Durchgang kamen die Stopps und Lobs des Deutschen besser, er blockte auch die Aufschläge seines Gegners erfolgreich und ging 3:1 in Führung. Noch war Polen nicht verloren. Der 19-Jährige Schlacks aus Breslau schlug zurück, glich auf 3:3, später auf 4:4 aus. Man spürte den Druck, der auf Flo lastete. Prompt wurde er zum 4:5 gebreakt. Der junge Pole vergab dann leichtfertig einige Chancen, kassierte das Rebreak zum 5:5. Mayer fand noch immer nicht zur Souveränität, verlor sein Aufschlagspiel zum 5:6. Dank der Unerfahrenheit seines Gegenübers und dank seiner Routine konnte der Bayreuther sich in den Tiebreak retten. Hier unterliefen dem 35-Jährigen wieder unerklärliche Fehler, er lag schnell 2:5 zurück. Bei 4:6 hatte der Pole zwei Satzbälle in Folge. Auf Mayers Mine zeichnete sich Unsicherheit, Unverständnis und Unzufriedenheit ab. Der junge Pole verlor wieder die Nerven, der deutsche Oldtimer gewann vier Punkte in Folge und den 2.Satz mit 7:6. Da war unser Flo noch einmal von der Schippe gesprungen…

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Aber auch im 3.Satz produzierte der Franke zahlreiche leichte Fehler bei den Grundschlägen. Der polnische Youngster wurde davon infiziert. Zeitweilig wurde auf dem Niveau von „Not gegen Elend“ oder „Freiwillige Feuerwehr gegen Ortskrankenkasse“ gespielt. Am Ende steigerten die beiden Kontrahenten sich wieder. Mit einem Ass konnte Flo Mayer den Durchgang dann 6:4 gewinnen. Im 4.Satz gab es dann zur Freude des Publikums einige hochklassige Ballwechsel. Der Bayreuther konnte sich in einem Kampf auf Augenhöhe wieder durchsetzen, gewann den Satz und das Match mit 7:5 im 4.Satz.

Florian Mayer hat die Devise von Huub Stevens „Die Null muss stehen“ brav befolgt. Deutschland führt nach dem ersten Tag des Davis Cup-Relegations-Matches 2: 0 gegen Polen.

Es sieht so aus, als ob Deutschland der Weltgruppe im Davis Cup erhalten bleiben wird.

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