Am Mittwoch waren in Melbourne die Zweitrundenmatches der Australian Open 2017 angesetzt. Fünf deutsche Repräsentanten gingen in das Rennen.
Eine deutsche Spielerin war schon sicher in der Runde der letzten 32: Die Weltranglistenerste Angelique Kerber spielte in der Rod Laver-Arena im norddeutschen Duell gegen Carina Witthöft. Die 21-jährige Hamburgerin hatte die Partie vorher mit ein wenig Trashtalk angeheizt. Die Kielerin reagierte dann sehr reserviert auf die kecken Aussagen Witthöfts. Für zusätzliche Spannung war gesorgt.
Carina Witthöft begann gleich mit einem Doppelfehler. Ihr unterliefen noch zwei weitere Doppelfehler und sie wurde von Kerber gebreakt. Witthöft gelang mit aggressiver Spielweise, obwohl Angie noch drei Breakbälle abwehren konnte, das Rebreak. In dieser Partie war Zündstoff. Carina servierte wieder 3 Doppelfehler und das dritte Break nach drei Spielen war fällig. Die Kielerin gewann zwar ihr Aufschlagspiel zum 3:1, wirkte aber sehr angespannt in einer nervösen Begegnung. Der 21-jährigen Hamburgerin unterliefen aber weiter zu viele unnötige Fehler und das Geburtstagskind aus Kiel konnte den 1.Satz mit 6:2 unter Dach und Fach bringen.
Der Weltranglistenersten gelang im nächsten Durchgang gleich ein Break, sie baute den Vorsprung auf 2:0 aus. Die aktuelle Deutsche Meisterin aus der Hansestadt spielte weiter „Alles oder Nichts“, traf jetzt aber sehr gut und gewann drei Spiele in Folge. Die Ballwechsel wurden niveauvoller, ein Kampf auf Augenhöhe entwickelte sich. Der Durchgang wurde im Tiebreak entschieden. Bei 3:2-Führung servierte Kerber zwei Doppelfehler in Folge, verlor auch die nächsten drei Punkte und den 2.Satz 6:7.
Im entscheidenden Durchgang breakte, die ihre Chance witternde Hamburgerin, Kerber gleich im ersten Spiel. Die Titelverteidigerin fing sich, gewann vier Spiele in Folge, auch weil ihrer Gegnerin Konzentration (oder Kondition?) fehlte. Obwohl Angie nach einem leichten Fehler ihren Auftritt mit „Was spiele ich eigentlich hier für eine Sch…“ kommentierte, setzte sie sich mit 6:2 im 3.Satz durch und erreichte die Runde der letzten 32.
Nach diesem Kampf gegen eine starke Gegnerin und gegen sich selbst, kann die deutsche Nr.1 sich bei ihrer heutigen Feier zum 29.Geburtstag erholen.
Julia Görges (WTA Nr.57) traf in der zweiten Runde auf Jelena Jankovic (WTA Nr.54), die zum Auftakt Laura Siegemund bezwungen hatte. Die ehemalige Weltranglistenerste aus Serbien startete entschlossen, erspielte sich schnell eine 4:1-Führung. Jule steigerte sich, musste aber den Verlust des 1.Satzes mit 3:6 hinnehmen. Bis zum 4:4 spielten die Kontrahentinnen im nächsten Durchgang auf ausgeglichenem Niveau. Dann glückte der Serbin ein Break und sie warf mit 6:4 im 2.Satz die Bad Oldesloerin aus dem Turnier.
Mona Barthel (WTA Nr.180) hatte die Ehre, am Mittwoch gegen die aktuelle Olympiasiegerin Monica Puig (WTA 29) in Melbourne antreten zu dürfen. Die Sportheldin Puerto Ricos hatte nch dem Triumph in Rio nie wieder an ihre Olympiaform anknüpfen können. Die Qualifikantin Mona nutzte im 1.Satz, der von zahlreichen Breaks zweier hervorragender Return-Spielerinnen geprägt war, die Chance und setzte sich mit 6:4 durch. Sie trat weiter entschlossen auf, sicherte sich eine 5:3-Führung und servierte zum Matchgewinn, wurde aber von Puig gebreakt. Die Norddeutsche behielt die Nerven, setzte sich im nächsten Aufschlagspiel der Puerto Ricanerin wieder durch und zog strahlend mit einem 6:4, 6:4-Sieg in die dritte Runde der Australian Open ein.
Die DTB-Verantwortlichen sahen der Begegnung von Mischa Zverev (ATP Nr.50) und John Isner (ATP Nr.19) mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits würde ein Sieg Zverevs dem Image des deutschen Tennis dienen, andererseits müssten sie bei einem Erfolg des Hamburgers Farbe bekennen und sich öffentlich über seine Zukunft im Davis Cup äußern (der klugerweise einen Rückzieher des voreiligen Ausschlusses bedeuten könnte…). Mischa spielte von Beginn an sehr stark, musste den 1.Satz aber denkbar knapp 6(4):7 an den Aufschlagtitanen aus Florida abgeben. Auch im 2.Satz hielt der 28-jährige aus der Hansestadt ebenbürtig mit, konnte aber wieder nicht den 6(4):7-Verlust verhindern. Mischa ließ nicht nach. Im dritten Satz genügte ihm ein Break, um 6:4 zu gewinnen. Der deutsche Linkshänder kämpfte dann Isner im 4.Satz 7:6(7) nieder, wehrte einige Matchbälle im Tiebreak ab. Im entscheidenden Durchgang setzte sich der Tennisthriller fort. Nach mehr als 4 Stunden Spielzeit und beim Stand von 8:9 war der Amerikaner total erschöpft. Bei eigenem Service gewann er keinen einzigen Punkt und Mischa Zverev hatte mit dem 6:7, 6:7, 6:4, 7:6, 9:7-Sensationssieg die dritte Runde der Australian Open erreicht.
Mischas Match wird in die Tennishistorie eingehen. Eine bravouröse Nervenleistung des älteren Bruder von Sascha Zverev, in einem Tenniskrimi, der an die legendären Kämpfe in der Geschichte des deutschen Davis Cup-Teams erinnerte.
Auch die Favoriten Federer, Wawrinka, Nishikori, Berdych, Tsonga, Venus Williams, Svitolina und Kuznetsova erreichten am Mittwoch die dritte Runde.