“Emotionen, Spielkunst und Kreativität im Tennis”

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In unseren Posts haben wir immer wieder herausgestellt, wie professionell und athletisch das internationale Spitzentennis geworden ist. Wir waren beeindruckt von der Disziplin, von der der Fitness, der Willens- und Widerstandskraft der heutigen Topstars und haben unseren deutschen Talenten diese Eigenschaften als vorbildlich empfohlen.

Aber macht das die ganze Faszination des Tennis aus?

Wenn die alten Helden der Tennishistorie zu Wort kommen, dann bezeichnen viele von ihnen ihre heutigen Nachfolger als pragmatische und ergebnisorientierte „Roboter“. Mit nostalgischem Blick schwärmen sie dann von „den besonderen Typen“, die mit ihren Emotionen, mit ihren Tricks und ihrer Spielkunst das frühere Spitzentennis krönten. Sofort wird dann an Nastase, Bahrami oder Noah erinnert.

Bei allem Respekt vor den Tennislegenden: hier wird etwas zu sehr nur schwarz-weiß gemalt. Es gibt auch im heutigen Tennis Spielerinnen und Spieler, die alles andere als gefühllos oder leblos bei ihren Matches auftreten: Sabine Lisicki gehört weltweit zu den drei populärsten Spielerinnen der WTA-Tour, weil sie authentische Gefühle während ihrer Matches ausdrückt und weil sie damit Emotionen beim Publikum weckt. Bei den Herren fällt Gael Monfils „aus dem Rahmen“: der springt und hechtet wie ein Panther, der kreiert immer wieder neue Schlag-Variationen – der „lebt Tennis“. Bei ihm steht das Spielen im Vordergrund. Er verliert dann auch einmal einen schon sicher gewonnenen Punkt, weil er auf eine einfache Lösung zu Gunsten eines riskanten Experiments verzichtet.

Sabine Lisicki ist aktuell die Nr.16 der WTA-Weltrangliste, Monfils rangiert auf Rang 31 des ATP-Rankings. Obwohl dabei zu berücksichtigen ist, dass beide unter Verletzungen in dieser Saison litten, stellt sich die Frage, ob nicht ihre Art zu spielen der Grund dafür sein könnte, dass sie vielleicht nie in die absoluten Toppositionen der Weltrangliste vorrücken werden.

Diese Frage können und wollen wir hier nicht beantworten. Wir gehen davon aus, dass ergebnisorientierte Spieler/innen einen Vorteil im Ranglistensystem haben und dass erlebnisorientierte Akteure immer einen Vorteil bei einem Teil des Publikums haben werden. Wir gehören zu diesem Teil des Publikums: wir haben Spaß am Auftreten des Franzosen. Uns beeindruckt seine Spielkunst, seine Experimentierfreude und Kreativität. Deshalb ist es uns eine Freude, euch, in dem an diesen Text anschließenden Video, einige attraktive Szenen unseres geheimen Tennislieblings vorstellen zu können.

In psychologischer Hinsicht ist Monfils als Vorbild für das Training im Jugend-Tennis zu sehen: Wer viel mit mutigen Lösungen  experimentiert, wer kreativ auf Situationen reagiert, erhält mehr Informationen über seine eigenen Fähigkeiten, als der Sportler, der Situationen nur nach den formalen Vorgaben Außenstehender löst. Er entwickelt ein auf eigenen Erfahrungen basierendes Selbstbewusstsein, Ihm stehen viele Variationen zur Verfügung. Im Laufe seiner weiteren Entwicklung kann er dann auf seine vielfältigen Erfahrungen zurückgreifen, wenn höhere Herausforderungen gestellt werden.

 

 

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