Bei den Mercedes Open hatten sechs deutsche Spieler das Achtelfinale erreicht. Fünf von ihnen spielten am Mittwoch um den Einzug in das Viertelfinale.
Höhepunkt des Tages war der Kampf der „Oldies but Goldies“ zwischen Tommy Haas (ATP 302) und dem topgesetzten Roger Federer (ATP 5). Da bekannt ist, dass die beiden bestens miteinander befreundet sind, konnten sich das Publikum auf guten Sport und relaxte Unterhaltung freuen. Dachte man…
Der Tag begann mit einem deutschen Duell: Der an 6-gesetzte Mischa Zverev (ATP 31) spielte um 11 Uhr auf dem Center Court im Achtelfinale gegen den Qualifikanten Yannick Hanfmann (ATP 187). Der ATP-Newcomer Hanfmann aus Karlsruhe hielt großartig mit dem 29-jährigen Hamburger mit. Der 1.Satz wurde im Tiebreak entschieden. Hier setzte sich die Routine von Zverev deutlich mit 7:1 durch. Danach dominierte der Linkshänder aus der Hansestadt die Partie und zog mit einem klaren 6:2 im 2.Satz in die Runde der letzten Acht des Mercedes Cups ein.
Anschließend setzte sich Philipp Kohlschreiber (ATP 52) mit dem an 5-gesetzten Steve Johnson (ATP 25) auseinander. Die Partie entwickelte sich zu einem Tenniskrimi. Schon im 1.Satz konnte der 33-jährige Augsburger überzeugen, gewann 7:6, weil er im Tiebreak absolute Nervenstärke bewies. Auch im nächsten Durchgang wurde auf Augenhöhe gekämpft. Der 25-jährige US-Amerikaner konnte sich knapp mit 7:5 durchsetzen. Im 3.Satz wechselte das Momentum immer wieder. Auch dieser Durchgang wurde im Tiebreak entschieden. Kohli, der gegen viele Top Ten-Spieler in der Vergangenheit häufig denkbar knapp verloren hatte, setzte sich dieses Mal mit starker Psyche durch, entschied die Satzentscheidung mit 7:5 für sich und erreichte als zweiter Deutscher mit 7:6, 5:7 und 7:6 das Viertelfinale des Rasenturniers in Stuttgart.
Um 15.30 Uhr gingen dann die Publikumsmagneten Roger Federer (ATP 5) und Tommy Haas (ATP 326) auf den Center Court. Bei den Backgammon-Duellen im Players Center hatte der Schweizer eine diebische Freude daran, den Hamburger zu besiegen und die Wut des ehrgeizigen Hamburgers bei Niederlagen zu genießen. Das war auf dem Tennisplatz zu Beginn nicht anders. Der 36-jährige Schweizer übernahm gleich die Initiative und gewann den 1.Satz überlegen 6:2. Dann wendete sich das Blatt. Der 39-jährige Tommy jammerte nicht lange, wehrte sich nach Kräften und zwang seinen Tenniskollegen im 2.Satz in den Tiebreak. Der Kampf tobte hin und her, Satzbälle und Matchbälle wechselten ab und am Ende hatte Tommy unter dem Jubel des Publikums die Nase mit 10:8 vorn. Beim Stand von 2:2 im entscheidenden Durchgang wurde Federer von Haas gebreakt, eine Sensation lag in der Luft. Tommy wehrte in seinem nächsten Aufschlagspiel 2 Breakbälle ab, baute den Vorsprung auf 4:2, dann auf 5:3 aus. Bei Aufschlag seines langsam sehr angespannten Gegners führte er 30:15. Zwei leichtere Fehler von Haas folgten und mit einem Ass konnte Federer auf 4:5 verkürzen. Hanseatisch kühl erspielte sich Haas bei eigenem Service eine 40:0-Führung und hatte drei Matchbälle in Folge. Mit einem Vorhand-Winner wehrte Roger den ersten Matchball ab, verschlug einen leichten Rückhandschlag und war mit 6:2, 6:7 und 4:6 nach seinem Auftaktmatch in Stuttgart aus dem Turnier geflogen.
Die Rache für die zahlreichen Backgammon-Niederlagen war Tommy Haas gelungen.
Die Spannung und der Unterhaltungswert dieser Partie wurde dann noch von der den Spieltag abschließenden Begegnung zwischen Jan Lennard Struff (ATP 53) und dem an 2-gesetzten Lucas Pouille (ATP 16) übertroffen. Der 27-jährige Warsteiner trumpfte im 1.Satz auf und konnte sich 6:4 durchsetzen. Im 2.Satz vergab Struffi einige Siegchancen und der Franzose konnte sich im Tiebreak durchsetzen. Auch der hart umkämpfte 3.Satz wurde wieder im Tiebreak entschieden. Der Deutsche wehrte Matchbälle ab und hatte bei 8:7-Führung den ersten eigenen Matchball. Pouille erlief in vollem Sprint einen kurzen Ball seines Gegners, erreichte den Ball gerade eben, spielte ihn langsam auf dem mit dem „Bauch am Netz stehenden“ Struff zu und wäre fast selbst in das Netz gestolpert. Er stand seinem Gegner weniger als einen Meter gegenüber, als der zum vermeintlich tödlichen Volley ansetzte. Struff wollte den Franzosen nicht abschießen und versuchte den Ball an ihn vorbei zu platzieren. Mit einer blitzschnellen intuitiven Reaktion spielte Pouille den Ball unerreichbar für Struff zurück. Der Franzose gewann auch die nächsten beiden Punkte und erreichte das Viertelfinale mit einem absolut glücklichen 4:6, 7:6, 7:6-Sieg.
Bilder sagen mehr als tausend Worte: Wir werden diesen denkwürdigen Ballwechsel bei Gelegenheit in das Netz stellen.
Im niederländischen s-`Hertogenbosch traten am Mittwoch drei deutsche Damen zu ihren Achtelfinalpartien an.
Der Tag begann mit einer leisen Enttäuschung. Andrea Perkovic, die mit ihrem sensationellen Auftaktsieg uns so viel Hoffnung gemacht hatte, verlor ihr Match trotz allen Einsatzes gegen die 20-jährige Russin Natalia Vikhlyantseva (WTA 74) mit 3:6, 7:5 und 2:6.
Freude bereite uns wieder Carina Witthöft (WTA 66). Die 22-jährige Hamburgerin zog mit einem 7:6(5), 6:3-Sieg über die Italienerin Camila Giorgi (WTA 106) in das Viertelfinale der Ricoh Open ein.
Die 20-jährige Antonia Lottner (WTA 161) hatte sich schon über ihre erfolgreiche Qualifikation in s-`Hertogenbosch gefreut. Der Jubel nahm kein Ende, als die Düsseldorferin in ihrem Auftaktmatch gleich sensationell die topgesetzte Slowakin Dominika Cibulkova (WTA 6) mit 7:5, 2:6 und 6:4 ausschaltete.
Am Donnerstag wird die junge Deutsche im Achtelfinale gegen die Russin Evgenya Rodina antreten.