Das Grand Slam-Turnier in Paris war ein herber Rückschlag für das deutsche Spitzentennis. Vergessen wir die rote Asche und setzen unsere Hoffnungen auf den grünen Rasen, auf dem in den nächsten Wochen die Weltranglistenplätze ausgespielt werden. Die drei Erfolge unserer Herren zum Auftakt des „Mercedes Cups“ in Stuttgart konnte man als ersten Schritt aus der Krise interpretieren.
Der zweite Schritt sollte am Dienstag unternommen werden. Vier deutsche Herren traten am zweiten Tag des Turniers in Stuttgart zu ihren Erstrunden-Matches an.
Um 11 Uhr ging der Qualifikant Peter Gojowczyk (ATP 146) als erster deutscher Teilnehmer auf den Platz. Gegen den Georgier Nikoloz Basilashvili (ATP 55) konnte der 27-jährige Münchener im 1.Satz seine Breakchancen nicht nutzen und verlor 2:6. Im 2.Satz schlug er stark auf, setzte sich mit 6:3 durch. Im entscheidenden Durchgang gelang ihm ein frühes Break. Er spielte souverän auf und erreichte das Achtelfinale mit dem 6:1-Gewinn des 3.Satzes.
Ein großartiger Auftritt Peter Gojowczyks!
Der 33-jährige Philipp Kohlschreiber (ATP 55) war in letzter Zeit aufgrund einiger Verletzungen in der Weltrangliste zurückgefallen. Der Augsburger hatte mit Marcos Baghdatis (ATP 63) einen Gegner zugelost bekommen, der für jede Überraschung gut ist. Unsere ehemalige Nr.1 aus Augsburg spielte überlegen auf, gewann den 1.Satz klar mit 6:1. Vor Beginn des 2.Satzes gab der Zypriote verletzt auf. Der fünfte deutsche Spieler konnte in das Achtelfinale des Turniers in Stuttgart einziehen.
Altmeister Tommy Haas (ATP 302) hatte vom Turnierdirektor, der auch als Manager für den 39-jährigen Hamburger tätig ist, eine Wildcard erhalten. In seinem Auftaktmatch traf er auf Pierre Hugues Herbert (ATP 75). Von Tag zu Tag steigert sich Tommy auf seiner Abschiedstour. Er setzte sich im 1.Satz mit 6:3 gegen den Franzosen durch, unterlag im 2.Satz knapp 4:6.Im entscheidenden Durchgang fand bis zum 5:5 ein Kampf auf ebenbürtigem Niveau statt. Dann breakte der Tennis spielende ATP-Turnierdirektor mit Wohnsitz in Florida seinen Gegner, servierte anschließend zum 7:5-Gewinn des 3.Satzes und zog als sechster deutscher Spieler in das Achtelfinale der Mercedes Open ein.
Den vierten deutschen Tageserfolg erhoffte man sich vom 33-jährigen Florian Mayer (ATP 51) in seiner Partie gegen Jeremy Chardy (ATP 80). Der Bayreuther musste sich dann aber denkbar knapp dem Franzosen mit 6:7, 6:4 und 6:7 geschlagen geben.
Zwischenfazit vom Mercedes Cup: Unsere Herren schlagen sich auf Grass ausgezeichnet.
Im holländischen s’Hertogenbosch justierte Dustin Brown (ATP 90) seine Form auf Rasen. Der 32-Jährige aus Winsen trat dort zu seinem Erstrundenmatch gegen den 19-jährigen US-Boy Stefan Kozlov (ATP 150) an. Unser Tennis-Paradiesvogel verlor die von starken Aufschlägen geprägte Auftaktpartie dann mit 3:6, 6:3 und 3:6.
Alexander Zverev (ATP 10) ist bei dem Turnier in den Niederlanden an Position 2 gesetzt. Er hat in der ersten Runde ein Freilos und wird erst später in das Turniergeschehen eingreifen.
Vier deutsche Damen nehmen auch an den Ricoh Open in s’Hertogenbosch teil. Antonia Lottner hatte sich qualifiziert und spielt im Hauptfeld gegen die topgesetzte Dominika Cibulkova (WTA 6) am Mittwoch.
Andrea Petkovic (WTA 85) hatte in schweren Zeiten die harte Aufgabe, gleich in der ersten Runde gegen den einheimischen Star, die an 3-gesetzte Kiki Bertens (WTA 27), anzutreten. Die Darmstädterin lieferte der Favoritin einen Kampf auf Augenhöhe. Im Tiebreak des 1.Satzes behielt sie die Nerven und setzte sich 8:6 durch. Im 2.Satz unterliefen „Petko“ wieder „alte“ leichte Fehler und Bertens setzte sich deutlich 6:2 durch. Im entscheidenden Durchgang fasste sich die 29-jährige Deutsche ein Herz, spielte mutig auf und schaltete den Publikumsliebling mit dem deutlichen 6:2-Gewinn des 3.Satzes in der Auftaktrunde aus. Ein bravouröser Sieg von Andrea Petkovic. Weiter so!
In dem Duell zwischen den „Hardhitterinnen“ Carina Witthöft (WTA 66) und Coco Vandeweghe (WTA 25) ging die 22-jährige Hamburgerin, trotz ihres Aufschwunges in diesem Jahr, als Außenseiterin gegen das an 2-gesetzte US-Girl in die Partie. Zu Beginn spielten die beiden Kontrahentinnen bis 3:3 auf Augenhöhe. Dann gelangen der 22-jährigen Hamburgerin einige außergewöhnliche Gewinnschläge, sie ging 5:3 in Führung. Beim Stand von 4:5 breakte Vandeweghe die junge Deutsche zum 5:5-Ausgleich, ging bei eigenem Aufschlag 6:5 in Führung. Carina behielt die Nerven, stellte den 6:6-Gleichstand her. Im Tiebreak spielte die Amerikanerin entschlossener auf und setzte sich mit 7:3 durch. Den Satzverlust schluckte Witthöft runter, spielte noch risikoreicher auf und setzte sich im 2.Satz mit 6:3 durch. Bis 5:5 im entscheidenden Durchgang stand die Partie auf Messers Schneide. Dann gewann die „Hamburger Deern“ zwei Spiele in Folge, gewann den 3.Satz 7:5 und sorgte für den zweiten Favoritensturz durch eine deutsche Spielerin bei den Ricoh Open. Wenn Carina diese Unbekümmertheit und Entschlossenheit bewahrt, werden wir in diesem Jahr noch viel Freude an ihr haben.
Tamara Korpatsch (WTA 125) hatte sich bei den Ricoh Open qualifiziert und spielte am Abend ihr Erstrundenmatch im Hauptfeld gegen die an 4-gesetzte Ana Konjuh (WTA 33) aus Kroatien. Die 22-jährige Norddeutsche spielte auf fast ebenbürtigem Niveau mit der Favoritin, es fehlte aber doch noch die nötige Abgeklärtheit und Erfahrung und sie musste sich 4:6 und 4:6 geschlagen geben.
Bei den Aegon Open in Nottingham gewann Tatjana Maria (WTA 92) gegen Ashleigh Barty (WTA 88) den 1.Satz 6:4. Im 2.Satz drehte die 21-jährige Australierin den Spieß um und setzte sich 6:3 durch. Der Satzgewinn hatte dem Talent von Down Under Selbstvertrauen gegeben, sie zog im entscheidenden Durchgang gleich auf 4:0 davon, schoss die Bad Salgauerin dann mit 6:0 vom Platz.
Nach der Niederlage Mona Barthels war damit auch die zweite – und letzte – deutsche Teilnehmerin in s‘Hertogenbosch in der ersten Runde ausgeschieden.
Schlussfazit: Auch am Dienstag zeigten die deutschen Tennisprofis, dass es wieder aufwärts geht.