Bei einer Podiumsdiskussion anlässlich eines ITF-Turniers in Ismaning lächelte Boris Becker, der neue „Head of Men`s Tennis“ des DTB, gutgelaunt in die Kameras und haute erst einmal ein positives Statement heraus: „Das deutsche Tennis ist besser als sein Ruf!“
Am Freitag konnten die deutschen Tennisprofis die Aussage Beckers bestätigen. Drei Deutsche standen im Viertel- und sogar im Semifinale der großen WTA- und ATP-Turniere in dieser Woche.
Julia Görges (WTA 27) spielte am Nachmittag im Halbfinale des Kremlin Cups in Moskau gegen Natalia Vikhlyantseva (WTA 60). Die 20-jährige Russin hatte im Viertelfinale die Französin Cornet besiegt.
Die Schleswig-Holsteinerin ging mit Selbstbewusstsein und Elan gegen die noch nervöse Russin in die Partie und gewann den 1.Satz überlegen mit 6:2. Im 2.Satz kam Vikhlyantseva besser in das Match. Der Deutschen unterliefen jetzt einige unnötige Fehler und sie verlor 2:6.
19 unforced errors der Bad Oldesloerin standen zu diesem Zeitpunkt 7 Fehler der Russin gegenüber.
Im entscheiden Durchgang gewannen beide Spielerinnen bis zum Stand von 3:3 ihre Aufschlagspiele. Dann gelang Jule ein Break. Sie erhöhte den Vorsprung bei eigenem Aufschlag auf 5:3, aber ihre junge Gegnerin glich mit zwei gewonnenen Spielen zum 5:5 aus. Görges gelang das Rebreak und sie schlug zum zweiten Mal zum Matchgewinn auf. Dieses Mal verlor sie keinen Punkt, gewann den 3.Satz 7:5 und zog in das Finale des Kremlin Cups 2017 ein.
Julia Görges hat den guten Ruf, den sie sich in diesem Jahr erkämpft hat, wieder ein Mal bestätigt.
Zur gleichen Zeit wie Görges in Moskau ging Mischa Zverev (ATP 30) in Stockholm zu seinem Viertelfinalmatch gegen den topgesetzten Grigor Dimitrov (ATP 8) auf den Platz. Mit einem Sieg stände die Tür zur Teilnahme an den ATP-Finals 2017 für Dimitrov weit offen.
Bis zur 3:2-Führung des Bulgaren setzten sich beide Spieler in ihren Aufschlagspielen durch. Dann kassierte der Hamburger ein Break zum 2:4 Rückstand. Er verlor gegen einen selbstbewusst auftretenden Dimitrov am Ende den 1.Satz 3:6. Beim nächsten Seitenwechsel ließ sich der deutsche Linkshänder minutenlang medizinisch behandeln. Die Behandlung schien geholfen zu haben. Zverev spielte bis zum Stand von 3:3 wieder auf Augenhöhe mit dem Favoriten. Dann vergab er zwei todsichere Volleys und fing das Break zum 3:4. Der 26-jährige Bulgare brachte das Match anschließend souverän mit dem 6:4-Gewinn des 2.Satzes nach Hause.
Am Freitagabend konnte Carina Witthöft (WTA 73) bei den Luxemburg Open mit einem Sieg über Pauline Parmentier (WTA 101) das Finale des Turniers erreichen und damit einen überragenden Erfolg in ihrer jungen Karriere erzielen. Die 22-jährige Hamburgerin startete stark in das Match, ging gleich 2:0 in Führung, hielt den Vorsprung bis zum 4:2. Die Französin spielte im weiteren Verlauf sicherer, Carina wurde hektischer und verlor drei Spiele in Folge zum 4:5. Sie rettete sich in den Tiebreak, gewann ihn deutlich und damit den 1.Satz 7:6.
Zu Beginn des 2.Satzes produzierte die Wundertüte aus Hamburg wieder zahlreiche Fehler, lag schnell 0:4 zurück und verlor sang- und klanglos 1:6. Im entscheidenden Durchgang legte die „Hamburger Deern“ das Ruder wieder herum und erspielte sich schnell einen 4:1-Vorsprung. Dieses Mal blieb sie ruhig wie ein hanseatischer Überseekapitän im Sturm und entschied die Partie mit 6:3 im 3.Satz.
Am Sonnabend kann sie ihren ersten WTA-Titel gewinnen.