“The heat goes on”

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Frühes Aufstehen für drei von sieben deutschen Teilnehmern, die im Einzel noch im Hauptfeld vertreten sind, am dritten Tag der Australian Open: Sabine Lisicki, Flo Mayer und Mona Barthel traten alle in der Vormittagssession der ersten Runde an. Konnte einer von ihnen schnell die Negativserie des Vortages brechen und damit den Teamkollegen neue Siegeszuversicht geben?

Sabine Lisicki traf auf die Rumänin Monica Niculescu. Ihrer Favoritenrolle wurde Bine schnell gerecht: agil und entschlossen startete sie das Match. Wir hatten den Eindruck, dass sie die eintägige Spielpause genutzt hatte: ihr Aufschlag war stark verbessert. Schon im Auftaktspiel servierte sie zwei Asse. Die Rumänin fiel mit ihrer sehr individuellen „Ion Tiriac Gedächtnis–Slicevorhand“ auf, war aber dem Druck der deutschen Powerfrau nicht gewachsen. Nach dem 6:2 Satzgewinn ließ Lisicki im Service nach, produzierte auch andere leichte Fehler, verlor den Rhythmus und versuchte trotzdem weiter die defensive Gegnerin vom Platz zu schießen. Resultat: die unorthodoxe Rumänin gewann 6:2. Die Tragödie setzte sich fort. Mitten im entscheidenden Satz fragte Sabine laut: „Was mache ich eigentlich?“ Diese Frage war berechtigt – wir hatten sie vorher schon öfters gestellt. Bine fand keine Antwort und verlor 2.6 im dritten Satz. Kleine Statistik gefällig? Lisicki schlug 43 Winner – die Rumänin 8; die Deutsche produzierte 56(!) unforced errors – Niculescu 18…  Die Damenlegende Martina Hingis, die in Melbourne Sabine begleitete, hat im Trainingsbereich „Taktik und Strategie“ in Zukunft noch einiges zu tun. Allerdings haben wir schon das Gerücht gehört, dass dieses Engagement der Schweizer Wimbledonsiegerin eine Eintagsfliege bleiben könnte. Wenn sich das als richtig herausstellt, war das ein teurer Publicity-Gag.

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Die Neumünsteranerin Mona Barthel hatte sich mit Luksika Kumkhum auseinander zu setzen. Die Thailänderin hatte nicht nur uns bei ihrem Erstrundensieg gegen die Turniergeheimfavoritin Kvitova begeistert. Mit stoischer Miene trommelte Mona dann ihre beeindruckenden Grundschläge in die gegnerische Hälfte, aber die junge Asiatin widerstand und gewann den ersten Satz 6:4. Der feine Unterschied, der den Satzgewinn ausmachte, war die größere Bereitschaft Kumkhums auch an das Netz vorzurücken – Mona spielte im gesamten Satz keinen einzigen Volley. Im nächsten Satz änderte sie die Taktik graduell, griff mehr an und setzte sich mit 6:3 durch. Auch im entscheidenden Satz blieb das Match ausgeglichen. Die Deutsche machte etwas weniger leichte Fehler – das führte zum 6:4 Sieg im dritten Satz. Dank Mona war der Bann gebrochen: endlich wieder ein deutscher Erfolg!

Unserer größten Hoffnung bei den Herren, Florian Mayer, war mit dem gesetzten Russen Mikhail Youzhny „ein richtiger Brocken“ zugelost. Der Franke ist bekannt für seine Stärke, sich auch dem höchsten Spielniveau anpassen zu können. Diese spezielle Fähigkeit machte Hoffnung. Mit seinem variantenreichen Spiel verschaffte er dem Russen dann auch von Anfang an Probleme und breakte ihn beim 4:4 im 1.Satz, um dann sein Aufschlagspiel sicher durchzubringen. Im zweiten Satz wendet sich dieses Match auf Augenhöhe: der Russe gewann mit 6:3. Im dritten Satz dreht Mayer den Spieß um, triumphierte mit 6:3. Youzhny konterte wieder im darauf folgenden Satz mit 6:3. Ein Spiel auf des Messers Schneide. Flo, der Taktikfuchs, nimmt seinem ebenbürtigen Kontrahenten zum 3:1 im 5.Satz den Aufschlag ab,, um bei eigenem Service die Führung auf 4:1 auszubauen. Kurz vor dem grandiosen Favoritensturz? Eiskalt serviert Herr Mayer bis 5:3, 40:15 durch, vergibt zwei Matchbälle, um dann das Spiel mit den nächsten beiden Aufschlägen erfolgreich zu beenden. Der zweite deutsche Tagessieg. Chapeau, Florian!

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Auf Schleswig-Holsteiner kann man sich verlassen – besonders im deutschen Damentennis. Das stellte Angelique Kerber wieder unter Beweis. Kurz und knapp – aber immer souverän – schlug Angie ihre russische Kontrahentin Alla Kudrryatseva mit 6:4, 6:2. Wenn sie ihre Services weiter verbessert, können wir noch einiges von der Kielerin auf der weiten Reise zu den Halbfinals erwarten. In der nächsten Runde wird es nicht leicht: ihre Gegnerin, die Amerikanerin Allison Riske, hat heute mit Yanina Wickmayer kurzen Prozess gemacht: 6:1, 6:1. Die Belgierin hatte vorher immerhin Dinah Pfitzenmaier „aus dem Feld geschlagen“.

Für Annika Beck war die Hürde Ana Ivanovic in der zweiten Runde zu hoch. Die Serbin bestimmte das Match und ließ der jungen Deutschen beim 6:1 und 6:2 Sieg kaum eine Chance. Das ist kein Beinbruch, Annika wird aus dem Match ihre Lehren ziehen und aufgrund ihres jungen Alters noch viele Chancen bekommen, auch Topspielerinnen zu bezwingen.

Dramatischer gestaltete sich das Match zwischen Julia Görges und ihrer Kontrahentin L. Davis aus den USA. Nach verlorenem erstem Satz fightete sich Julia zurück, gewann den zweiten Durchgang klar und musste sich im entscheidenen Dritten dennoch geschlagen geben: 5:7, 6:2 und 4:6 satnd es am Ende. Nach der starken Erstrundenpartie gegen Errani hatten sich Julia und viele Tennisanhänger sicherlich mehr erhofft. Andererseits hat sie sich nach ihrem schwierigen letzten Jahr wieder gefangen und wir sind gespannt, wohin ihr Weg 2014 führen wird.

In Australien ist alles immer ein bisschen anders – hang loose! Lokalmatador Hewitt trat am heutigen Tag mit der AussieTennislegende Patrick Rafter zum Doppel an. Der jetzt 41-jährige Pat hatte seine Karriere wegen Rückenproblemen vor jetzt 13 Jahren an den Nagel gehängt. In den letzten Jahren tourte er als Surfer an den australischen Küsten und hatte sich ab und zu auf der Young-Senior-Tour mit Erfolg gezeigt. Die beiden Aussies hatten viel Spaß. Wir auch. Beinahe hätten sie sogar gewonnen. Wahrscheinlich gehen sie jetzt gemeinsam surfen –Lleyton hatte am ersten Tag des Grand Slams schon sein Auftaktmatch gegen den Italiener Seppi im fünften Satz verloren.

Mit dieser internationalen Blickrichtung beenden wir jetzt erst einmal den Text und versprechen, dass wir in den nächsten Posts von den Australian Open unseren patriotischen Blick auf das Turniergeschehen etwas öffnen und zukünftig stärker die internationale Konkurrenz berücksichtigen werden.

Zum Abschluss seht ihr zusammengefasst die Highlights des zweiten Tages:

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