Am heutigen Spieltag der Australian Open in Melbourne standen die beiden Halbfinals der Damen und in der Nightsession das Semifinale der Herren zwischen Berdych und Wawrinka auf dem Programm.
Mit dem Beginn des Jahres 2014 ist in der Damenkonkurrenz das Tennis-Establishment gehörig durcheinander gewirbelt worden. Die Sieggaranten Williams, Asarenka und Scharapova sind längst ausgeschieden und neue Gesichter haben sich in den Vordergrund gerückt.
Der jüngste Himmelstürmer, die 19-jährige Kanadierin Eugenie Brouchard, wollte im Spiel gegen die etablierte Chinesin Na Li weiter dafür sorgen, dass der Wechsel an der Spitze in Melbourne dokumentiert wird. Vom ersten Schlag an ging aber die Chinesin in die Offensive und führte nach 14 Minuten 5:0, ohne dass der beeindruckte Teenager aus Kanada einen einzigen Punkt bei seinem Service gewonnen hatte. Dieser Lehrstunde widersetzte sich bei Aufschlag Na Lis dann aber der jetzt erstaunlich abgeklärt spielende Youngster. Mit einem Break und dem endlich gewonnen Servicegame verkürzte Bouchard auf 2:5. Erste Fehler schlichen sich in das Spiel der Asiatin, die dann aber doch den ersten Durchgang mit 6:2 für sich entschied. Im darauf folgenden 2.Satz wogte das Spiel, das jetzt auf Augenhöhe stattfand, hin und her. Die unglaublich schnelle und direkte Rückhand der Chinesin machte dann den kleinen Unterschied aus. Mit dem 6:4-Satzgewinn zog die Chinesin in das Finale.
Im anschließenden Halbfinale in der Rod Laver Arena traf die intelligent und gefühlvoll agierende Polin Agniezka Radwanska auf die Slowakin Dominika Cibulkova, die mit ihren konsequent harten Grundschlägen nicht nur ihre bisherigen Gegnerinnen beeindruckt hatte. Diese Auseinandersetzung zwischen Power und Gefühl hat eine lange Geschichte: Schon im Alter von 9 Jahren standen sich die beiden Talente aus Polen und dem Nachbarland Slowakei auf dem Tennisplatz gegenüber. Zahlreiche weitere Duelle, sowohl im Jugend-, als auch später im Profibereich folgten, bei denen meist Radwanska die Oberhand behielt. In der Rod Laver Arena ging Cibulkova aber schnell mit 2:0 in Führung, spielte entschlossen und offensiv und gab auch danach ihrer polnischen Widersacherin bis zum 6:1 Satzgewinn kaum eine Chance, „in das Match zu kommen“. Zielstrebig und mit unerschütterlichen Siegeswillen setzte die Slowakin ihre Angriffstaktik auch im nächsten Durchgang fort und war in kürzester Zeit wieder mit 4.0 in Führung, bis der Polin der erste Spielgewinn gelang. Das Aufbäumen war nur kurz. Das kleine Energiebündel aus Bratislava setzte sich mit 6:2 durch und komplettierte das Endspiel in der Damenkonkurrenz der Australian Open.
In der Nachtveranstaltung wollte Stanislav Wawrinka als erster Schweizer in das Finale der Australian Open 2014 vorrücken und seinem Landsmann und Freund Federer vorangehen. Die Erfolge Stans in Melbourne haben für viel Interesse und Sympathie in der Tennisszene und besonders in der Bevölkerung der Alpenrepublik gesorgt. Ganz Tschechien hoffte zumindest auf den Finaleinzug seines Helden Tomaz Berdych. Vom ersten Ball an dominieren die druckvollen Aufschläge das Match und lassen kaum aufregende Ballwechsel zu. Ein Break genügt „Stan the Man“ um mit 6:3 den 1.Satz zu gewinnen. Die Spielstruktur änderte sich auch im nächsten Satz kaum, nur dass der Tscheche jetzt besser in das Spiel kam. Logische Konsequenz: Tiebreak. Hier schwächelte Wawrinka und Berdych gewann klar zum Satzausgleich. Das Spielgeschehen setzt sich im dritten Satz in gleichem Stil fort. Bis zum Tiebreak hat Berdych sich im bisherigen Match noch keinen Breakball bei Aufschlag seines Kontrahenten erspielt! Der Schweizer kommentiert sein Auftreten am heutigen Tag dennoch mit „Cèst nul!“(das ist gar nichts!) und gewinnt dann doch den Tiebreak – mit Hilfe vom Tschechen, der plötzlich zwei Doppelfehler servierte. Der YONEX-Spieler aus der Umgebung Lausannes gewinnt ohne Aufschlagverlust beider Kontrahenten den 4.Satz wieder im Tiebreak. Stan ist im Finale und damit seinem Freund Roger ein Vorbild.
Kritische Zusammenfassung des ersten Semifinals der Herren: Die beiden Tenniscracks wirkten etwas müde in der „Nacht-Veranstaltung“ in Melbourne.
„The rest oft the best“ der Deutschen wurde weiter dezimiert: Alexander Zverev, den wir vor Monaten in unserem Blog in einem Portrait als große Hoffnung vorgestellt hatten, traf im Viertelfinale der Juniorenkonkurrenz auf den Koreaner Chung. Sascha gewann den ersten Satz mit 6:2 und ließ auch im 2.Satz mit 6:4 nichts anbrennen. Weiter so, Sascha! Julia Görges konnte Alexanders Sieg in ihrem Mixed an der Seite des Pakistanis Asam-Ul-Haj Qureshi (Wenn Julia einmal ihren Partner unfallfrei mit vollem Namen anspricht, hat sie schon den ersten Satz verloren. Sie sollte in Zukunft besser mit Na Li im Damendoppel antreten…) nicht nachfolgen. Mit einer 3:6,4:6 Niederlage musste sich die nächste Deutsche verabschieden.
Zum Trost zeigen wir im folgenden Video noch einmal erfolgreiche Schläge der Weltspitze in Melbourne vom Vortag: