Weltweit sind die Augen der Tennisenthusiasten erwartungsvoll auf Melbourne gerichtet. Dort findet heute im Halbfinale der Australian Open der Show-Down zwischen der Nr.1 der Weltrangliste, dem Spanier Rafael Nadal, und dem wiedererstarkten Schweizer Roger Federer statt. Ein Duell, das mehr als das vorweggenommene Endspiel dieses Grand Slam-Turniers ist. Am Jahresbeginn geht es um Hinweise, welche Spieler die Saison 2014 dominieren werden und welche Innovationen sich in dem harten Kampf um die Weltspitze am Ende durchsetzen werden. Viele offene Fragen begleiten dieses Semifinale: Hat Federer mit seinem schwedischen Turniercoach Edberg die Trumpfkarte gezogen, die als Nuance den Unterschied über Sieg und Niederlage ausmacht? Kann sich noch klassische Eleganz im Welttennis gegen moderne Power und Athletik durchsetzen? Wird sich der Umbruch im Profitennis der Damen und Herren, der sich in dem von Favoritenstürzen geprägtem Turnier in Down Under andeutete, auch in diesem Spiel widerspiegeln? Und nicht zuletzt die Frage, ob Federer, der einstige Champion der Tennisweltklasse, sich in diesem Jahr die Führungsposition wieder zurück erobern kann. Und das ausgerechnet gegen einen Konkurrenten, der der einzige Spieler auf der Tour ist, der gegenüber dem Schweizer über alle Jahre hinweg eine positive Siegesbilanz aufzuweisen hat.
Die Spannung auf den Tribünen war deutlich zu spüren, als die Duellanten die Rod Laver Arena betraten und sich einschlugen. Federers Strategie wird vom ersten Schlag an deutlich: Abkürzen der Ballwechsel und jede günstige Gelegenheit konsequent nutzen, um Netzangriffe zu starten. Nadal beeindruckt mit außergewöhnlichen Passierschlägen – Federer marschiert unverdrossen weiter. Das Duell auf hohem Niveau und auf Messers Schneide macht Spaß. Nuancen werden entscheiden. Nadal spielt seine Topspin-Grundschläge höher über das Netz, um Federer hinten zu halten und erspielt sich mit dieser Taktik erste Breakbälle. Roger hält bis in den Tiebreak Stand. Zwei Mal zögert der Schweizer hier bei Situationsvorteilen, das nutzt das spanische Energiebündel und gewinnt den ersten Durchgang.
Das spektakuläre Weltklassetennis setzt sich im zweiten Satz fort. Vorbildlich ist der Respekt, den sich die Kontrahenten zollen, die Fairness, die beide Spieler kennzeichnet. Federer spielt sehr gut, aber Nadal wächst noch über sich und seinen Gegner hinaus: er gewinnt Punkte in aussichtslosen Situationen, demonstriert unnachahmliches Ballgefühl und einen unbedingten Siegeswillen. Federer muss sein Aufschlagspiel trotz starker Gegenwehr zum 2:4 abgeben, Rafa fährt den 2.Satz unbeirrt mit 6:3 nach Hause. Angesichts der überragenden Vorstellung seines Gegners bleibt dem Schweizer nur noch eine Chance: vor der drohenden Niederlage ohne Zögern und risikobereit, Punkt für Punkt, alle Register seiner Spielmöglichkeiten im dritten Satz zu ziehen
Im diesem Durchgang ist aber eher Ratlosigkeit im Gesicht Federers zu erkennen. Der Schweizer wirkt resigniert und kann dem permanenten Druck Nadals nicht standhalten. Trotz des Re-Breaks zum 2:2 schafft es Fedexpress nicht mehr, Nadal in Verlegenheit zu bringen. Der Spanier spielt bis zum Schluss hochkonzentriert und unterbindet die sporadisch erfolgenden Attacken des Altmeisters mit sensationellen Kontern. Taktisch versiert, aber auch technisch brillant beendet Nadal den dritten Satz mit 6:3 und zieht hochverdient ins Finale ein.
Dieser souveräne 3.Satz Erfolg war eine Demonstration Nadals – ein Beleg, dass er zu Recht die Nr. 1 ist.
Wiederholt Rafa diese Leistung im Finale, steht dem zweiten Schweizer Wawrinka ein aufreibendes Match bevor. Wir blicken mit Spannung auf das kommende Herrenfinale, das definitiv einen würdigen Sieger der diesjährigen Australian Open hervorbringen wird.
Eine erfreuliche Nachricht aus deutscher Sicht zum Ende unseres Posts: Sascha Zverev ist nach seinem 3-Satz-Sieg über das australische Talent Mousley in das Finale der Juniorenkonkurrenz eingezogen!
Für alle fleißigen Leser unseres Blog haben wir wieder zum Abschluss ein paar bunte Highlights aus Australien: