“Carsten Arriens Verständnis von der Rolle des Tennistrainers im Leistungssport”

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1.Teil: Die Ich – Perspektive

Carsten Arriens hat viel Anerkennung durch den Auftritt des neu geformten Davis Cup-Teams in Frankreich am vergangenen Wochenende erhalten. Anlässlich eines Kongresses in Göttingen im vergangenen Jahr hat er einen interessanten Vortrag über die Rolle des Tennistrainers im Leistungssport gehalten, dessen Inhalte wir hier kurz zur Diskussion stellen wollen. Auch weil er bemerkenswerte Einblicke in seine Person ermöglicht.

arriens

Einleitend stellt Arriens in seinen von eigenen Erfahrungen geprägten Ausführungen heraus, dass der Trainer ein leistungsbestimmender Faktor im Spitzensport ist. In diesem Zusammenhang bedauert er, dass diese Schlüsselfunktion im deutschen Tennis noch immer keine eigene Berufsvertretung besitzt.

Diese eher beiläufig formulierte Aussage hat unseres Erachtens eine nicht unerhebliche Tragweite. Warum gibt es keine juristisch verantwortliche deutsche Trainervereinigung? Wäre es nicht an der Zeit, diese Institution zu gründen? Oder sollte nicht zumindest eine Trainer-Community in Deutschland, die regelmäßig miteinander über die modernen elektronischen Medien kommuniziert, in das Leben gerufen werden?

Carsten geht dann auf die Grundsituation des Trainers im Spitzensport ein, die immer als Interaktion, als persönliche Beziehung, zwischen Coach und Spieler zu verstehen ist. In dieser Zusammenarbeit muss sich der Trainer in der Ich-Perspektive immer wieder klar machen, wer er selbst ist und wie er von seinem Spieler wahrgenommen wird. Gerade zu Beginn der Zusammenarbeit muss der Coach darauf vorbereitet sein, von seinem Athleten getestet zu werden. Nur wenn er Zugang zu seinen eigenen Stärken findet, kann der Coach seinen Schützling überzeugen. Der Trainer muss dabei „seinen eigenen Erfahrungen nachspüren“ „seine Intuition“ wirken lassen und daraus Energien schöpfen und authentisch kommunizieren. Diese „Echtheit“ schafft dann das Vertrauen, dass grundlegend für eine erfolgsversprechende Zusammenarbeit ist. „Habe Mut zur eigenen Kraft!“, empfiehlt deshalb unser Davis-Cup-Kapitän allen Trainern, die mit ihren Schützlingen Spitzenleistungen hervorbringen wollen.

Der Münchner betont dann die Bedeutung der „Inspiration“ und beschreibt eine Situation, die grundlegend für sein Verständnis vom Beruf (der Berufung!) des Tennistrainers gewesen ist: Als junges Talent wurde er in der bayrischen Hauptstadt von einem ehemaligen Spitzenspieler betreut und trainiert. Um den außerordentlich begabten Carsten auf seinem Weg zu unterstützen, hatte der Trainer außergewöhnliches Engagement gezeigt, sich emotional und rational mit dem Jugendlichen identifiziert und immer wieder auf finanzielle Honorierung bei Trainerstunden verzichtet. Eine „vorbildliche Haltung“, sagt Arriens. Ein Zeichen, dass der Trainer seiner Arbeit einen Sinn gibt, der über das sachliche finanzielle Interesse hinausgeht.

Trainern, die mit Freude arbeiten, die von der Identifikation mit dem Schüler geprägt sind und die sich für die Realisierung eines gemeinsamen Projekts „mit Herz“ engagieren, haben ideale Voraussetzungen für die Optimierung von Spitzenspielern. Darüber hinaus ist die Bereitschaft des Trainers, in das gemeinsame Ziel zu investieren von besonderer Bedeutung. Wer als Trainer bereit ist, selbst alles zu geben, wer motiviert tätig ist und auch Risiko übernimmt, gewinnt nachhaltig das Vertrauen des Partners. Eine persönliche Bindung entsteht.

Dieses Ensemble an emotionalen und emphatischen Eigenschaften bezeichnet Arriens als „Inspiration“.

Die persönliche Motivation und Inspiration des Tennistrainers macht sich dann meist später „bezahlt“ – wenn die Karriere erfolgreich verläuft. Ohne Motivation und Inspiration ist außergewöhnlicher Erfolg aber gar nicht möglich.

Im zweiten Teil unseres Textes über das Verständnis unseres Davis Cup-Kapitäns von der Rolle des Trainers im Leistungssport, der in den nächsten Tagen gepostet wird, werden wir uns näher mit seinen Ausführungen zur „Wir-Perspektive“, die nur als Einheit mit der „Ich-Perspektive“ erfolgversprechend wirken kann, näher auseinandersetzen.

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