Barbara Rittners Befürchtungen haben sich bewahrheitet: das Fed-Cup Halbfinale im Australischen Brisbane hat seine Spuren hinterlassen. Die deutschen Starterinnen beim WTA Turnier in Stuttgart mussten sich fast geschlossen nach ihren ersten Auftritten geschlagen geben. Obwohl Kerber, Petkovic und Görges allesamt stark in ihre Partien starteten, waren sie ihren Kontrahentinnen am Ende dennoch unterlegen. Ein klares Indiz für die enormen körperlichen Anstrengungen der letzten Woche, die sich in Kombination mit der Zeit- und Klimaumstellung, in den entscheidenden Momenten der Matches bemerkbar machten.
Hinzu kam ein weiterer Nachteil für die deutschen Starterinnen: während sich ihre, aus ebenfalls Weltklassespielerinnen bestehenden Konkurrenz, in Ruhe und gut kalkuliert auf den Beginn der Sandplatzsaison vorbereiten konnte, hatten die Mädels des Porsche Teams dafür keine Zeit. Sie mussten ihr Spiel von „heut auf morgen“ von der langen Hardcourt-Saison auf den langsameren und kräftezehrenden Sand umstellen. Ohne diese gezielte Vorbereitung, ohne die nötigen Spielerfahrungen auf dem anderen Belag, ist es auf dem hohen Niveau, auf dem Nuancen über Sieg und Niederlage entscheiden können, fast unmöglich ein komplettes Match lang seine Leistung konstant abzurufen.
Auch die Auslosung beim sehr stark besetzten Turnier in Stuttgart spielte eine fatale Rolle: Julia Görges, in der ersten Runde erfolgreich gegen die Rumänin Cirstea, konnte die starke Serbin Ivanovic zu Beginn noch deklassieren, war ihrer Gegnerin anschließend aber nicht mehr gewachsen. „Petko“ leistete in ihrem Auftaktmatch der italienischen „Wühlerin“ Penneta, die vor wenigen Wochen in Indian Wells mit dem Turniersieg ihren bislang größten Erfolg in ihrer Profikarriere feierte, ebenfalls lange Widerstand. Am Ende, musste sie sich jedoch im dritten Satz deutlich geschlagen geben. Ähnlich erging es der deutschen Nr. 1 Angie Kerber. Sie hielt gegen die spanische Sandplatzspezialistin Suarez- Navarro das Match lange offen, wusste aber in den entscheidenden Phasen der beiden knappen Sätze nicht, wie sie ihrer clever agierenden Kontrahentin den Sieg nehmen sollte.
Das Abschneiden der weiteren deutschen Teilnehmerinnen verlief ebenfalls ernüchternd. Bine Lisicki läuft ihrer Form auch auf Sand noch hinterher und unterlag Ivanovic deutlich in zwei Sätzen. Mona Barthel zeigte eine ordentliche Leistung, am Ende setzte sich die wiedererstarkte J. Jankovic jedoch knapp im dritten Durchgang durch. Auch Qualifikantin Annika Beck musste sich der erfahrenen Vinci in der ersten Runde glatt geschlagen geben.
Vor den Augen der Fed-Cup-Teamchefin spielte sich diese ungewöhnliche Niederlagenserie in Stuttgart ab. Babara Rittner hatte schon vor dem Halbfinale in Australien darauf hingewiesen, dass ungeheure Strapazen auf ihre Mädels zukommen würden. Sie hatte die Erfolgsaussichten ihrer Spielerinnen beim so wichtigen und beliebten Turnier in Stuttgart von vornherein als gering eingeschätzt. Umso mehr war sie dankbar für den Einsatz ihrer Spielerinnen in Brisbane, die mit dieser Reise ihre eigenen Erfolgsaussichten auf der WTA-Tour zugunsten des Teamwettbewerbs „hintenanstellten“. Mit dem Triumph im Halbfinale „Down Under“ hat das deutsche Team schon jetzt Tennisgeschichte geschrieben. Bei den zukünftigen Sandplatzturnieren der WTA-Tour haben die einzelnen Spielerinnen noch genug Gelegenheit, sich mit individuellen Erfolgen der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Das Abschneiden in Stuttgart sollte keinesfalls (negativ) überbewertet werden. Nicht von den Akteuren – und erst recht nicht von der öffentlichen Meinung.