DTB-Präsident Dr. Altenburg wirft das Handtuch

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Bei den Neuwahlen des Präsidiums im November 2014 wird der Präsident des DTBs, Karl- Georg Altenburg, nicht mehr kandidieren. Der Investmentbanker und ehemalige Deutschlandchef der JP Morgan tritt im April 2014 seinen neuen Job bei der Deutschen Bank an. „Meine neue berufliche Herausforderung und meine Familie lassen das nicht mehr zu“, erklärt der Mann an der Spitze des deutschen Tennis seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur.

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In einem Interview mit einer großen deutschen Tageszeitung benennt Altenburg die Hintergründe für seinen Entschluss: „Der Sport ist zu sehr in seinen Strukturen gefangen. Auf der einen Seite lebt der Verband davon, dass Tausende ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen Woche für Woche ihre Arbeit machen. Diese Menschen haben meinen allergrößten Respekt. Sie sitzen mittwochabends im Klubhaus, um das Turnier am Wochenende zu planen. Am Sonntag sind sie dann dabei, damit alles gut klappt. Andererseits müssen wir uns fragen, ob wir in der Spitze noch zeitgemäß organisiert sind. Oder ob wir uns da manchmal gegenseitig im Wege stehen. Ich denke, unsere Organisation ist zu kompliziert strukturiert, wir haben zu lange Entscheidungswege, jeder möchte mitreden. Es ist wie immer im Leben, wenn jeder seine Meinung einbringt, wird verschoben und nicht entschieden. Die Veränderungen, die wir gemacht haben, sind doch kein Hexenwerk, trotzdem hat es zwei Jahre gedauert und wir stehen erst am Anfang.“

In seinen weiteren Ausführungen geht er noch konkreter auf den Aspekt ein, der ihm in seiner Führungsarbeit am stärksten behindert hat: „Bei all der Arbeit – die mehr war als gedacht – kam der Dialog des Präsidiums mit den Landesverbänden zu kurz. Wir müssen mehr erklären, was wir machen, die Kollegen mitnehmen. Inzwischen haben wir über ein Gemeinschaftsunternehmen mit fast allen Landesverbänden unser gemeinsames Onlineportal tennis.de geschaffen – das ist ein signifikanter Schritt nach vorne.“

Die Aussage, dass „der Dialog mit den Landesverbänden zu kurz kam“, verschleiert die bittere Realität in den Anfängen der Amtszeit des aktuellen Präsidenten. Ein konstruktiver Dialog zwischen Präsidium und den meisten „Landesfürsten“ kam da selten zustande. Öfters wurden sogar positive Entwicklungen im deutschen Tennis von eigenmächtigen Aktionen der verschiedenen Verbandsführungen konterminiert. Da stand man sich wirklich „gegenseitig im Weg“ und fügte dem Image des deutschen Tennis einen unverantwortlichen Schaden zu. Ganz bestimmt war diese Situation von keiner „zeitgemäßen Organisation“ gekennzeichnet. Das erinnerte eher an die von Kurzsichtigkeit und Selbstsucht geprägten historischen Kämpfe der zahlreichen Fürstentümer vor der Einigung des deutschen Reichs im 19.Jahrhundert.Wenn die Einigung der einzelnen Landesverbände mit der Führung im Bund im deutschen Tennis genau so lange dauert wie dieser historische politische Prozess, werden noch zahlreiche DTB-Präsidenten vorzeitig „das Handtuch werfen“…

Hoffentlich bringt Altenburg in seiner verbliebenen Amtszeit die einheitlichere Kommunikation von Verband- und Länderspitze noch auf einen besseren Weg. Wir wünschen ihm auf jeden Fall dabei viel Erfolg – der Zukunft des deutschen Tennis würde es dienen. Voraussetzung für das Gelingen einer sinnvollen Kommunikation wäre es, dass narzisstische Geltungsbedürfnis einiger provinzieller Führungspersonen einzudämmen, sie auf ein gemeinsames Ziel, auf einen gemeinsamen Weg, einzuschwören. An dieser Sisyphos-Aufgabe ist nicht nur Altenburg verzweifelt.

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Andere desillusionierende Erfahrungen, aber auch positive Schritte in seiner bisherigen Amtszeit, werden von dem gebürtigen Mühlheimer in der Unterredung mit dem Printmedium thematisiert: „Die Begleitgeräusche nerven manchmal. Unsere Damen bereiten uns so viel Freude, doch mit den Herren gab es öfters Probleme, was mich natürlich ärgert. Denn wissen Sie, weg von diesem Kinderkram, wir sind beim DTB an einem Punkt angelangt, wo ich zum ersten Mal das Gefühl habe, dass wir richtig vorangekommen sind. Als ich mein Amt antrat, hatten wir kein Geld. Wir fingen an bei Nullkommanull, saßen auf schweren Hypotheken. Und bluten immer noch für den bereits über lange Jahre gehenden Prozess mit der ATP wegen der Zurückstufung des Hamburger Turniers, was schon Millionen gekostet hat. Unter komplizierten Bedingungen ist es uns aber gelungen, eine grundlegende Reform des DTB einzuleiten. Wir sind den Weg der Umkehr gegangen, bei dem kein Stein auf dem anderen blieb, für den es aber anfangs keinen Beifall gab. Doch es wird heute wieder in die Zukunft des deutschen Tennis investiert. Das ist unser größter Erfolg. Aber es bleibt noch viel zu tun.“

In unserem Blog hatten wir Karl -Georg Altenburg öfters kritisiert. Im Laufe seiner Amtszeit lernten wir seine Tätigkeiten und Entscheidungen immer mehr schätzen und haben das auch zum Ausdruck gebracht. Angesichts seines Rückzuges können wir nur sagen, dass wir diese Entscheidung sehr bedauern. Dieser Mann hätte noch einiges bewirken können für das deutsche Tennis.

In diesem Post soll der scheidende Präsident das letzte Wort haben. Auf das Erbe seines potentiellen Nachfolgers angesprochen, antwortete Altenburg: „Er findet ein großes Potenzial, mit dem er das Tennis dorthin führen kann, wo es in seinen besten Jahren einmal war. (…) Ich hoffe für ihn oder sie, dass die Phase zwei mit weniger Schwierigkeiten und Widrigkeiten verbunden ist.“

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