Als erster Deutscher muss Tommy Haas am „Brückentag“ beim ATP-Turnier in München zum Viertelfinale gegen den Italiener Andreas Seppi antreten.
Der Hamburger beginnt kompromisslos. Er versucht von Beginn an die Ballwechsel zu verkürzen, schlägt lang und kontrolliert auf, dominiert mit aggressiven Grundschlägen das Spielgeschehen und punktet immer wieder mit seiner Rückhand longline – oder mit einem „gepflegten“ Stopp. Der von Haas als „Wand“ bezeichnete Seppi reagiert fast nur – wie erwartet. Unnötige Fehler sind kaum zu erwarten.
Bei 4:3-Führung nutzt Tommy entschlossen den ersten Breakball und serviert anschließend souverän zum 6:3-Satzgewinn nach knapp 30 Minuten. Auffällig war die resolute Stärke der deutschen Nummer 1 bei den „Big Points“.
Im zweiten Durchgang, als sich die Ränge langsam füllten, dreht Seppi den Spieß um. Er breakt seinen Kontrahenten bei eigener 4:3-Führung und gewinnt sein Servicegame problemlos zum 6:3.
Im entscheidenden dritten Satz nimmt der Norddeutsche dem Italiener den Aufschlag zum 4:2 ab, verliert dann aber sein Servicegame, weil der Südtiroler sein Tempo etwas erhöht.
Im anschließenden, 15 Minuten lang umkämpften, „Zitterspiel“ der beiden Konkurrenten, hat Haas am Ende seine Nerven besser im Griff und setzt sich zum 5:3 durch. Natürlich mit einem Rückand longline-Winner verwandelt Tommy den ersten Matchball bei seinem Aufschlagspiel. 6:3 3:6 6:3 – dieses ausgewogene Ergebnis spiegelt keineswegs die Aufregung dieses Viertelfinales wider. Haas spielte zwischen „Genie und Wahnsinn“. So what – dem Publikum gefiel diese emotionale Vorführung mit dem abschließenden „happy end“.
Im Halbfinale trifft der Titelverteidiger jetzt auf den Slowaken Martin Klizan, der sich im vorhergehenden Match gegen den Usbeken Ustomin in drei Sätzen durchgesetzt hatte.
Nachdem auch der topgesetzte Fabio Fognini mit seinem 6:2 6:2 Sieg gegen den Brasilianer Bellucci in das Halbfinale eingezogen war, wartete das Publikum gespannt auf den Auftritt der anderen deutschen Hoffnung, die es in die Runde der letzten Acht geschafft hatte. Jan Lennard Struff, der sich durch die Qualifikation bis in das Viertelfinale gespielt hatte, wurden auch in seinem Spiel gegen den Letten Ricardas Berankis gute Siegchancen gegeben. Im Verlauf des ersten Satzes wurden die Erwartungen etwas gedämpft. Der Warsteiner unterlag mit 4:6. Im zweiten Durchgang fiel der Druck von dem 24-jährigen Deutschen mehr und mehr ab und er gewann den Satz mit 6:3. Im entscheidenden dritten Satz setzte er sich, angefeuert von dem Publikum, mit 6:4 durch und erfüllte sich seinen großen Traum mit dem Einzug in das Halbfinale der BMW Open. Hier trifft er heute auf den Turnierfavoriten Fognini.
Zwei Deutsche in den Semifinals der BMW Open 2014 – Turnierdirektor Patrick Kühnen kann mit einem ausverkauften Centre Court in München rechnen.
Ab 13 Uhr überträgt das Bayerische Fernsehen das erste Halbfinale. Hoffentlich entscheidet sich der Sender dafür, die Übertragungszeit morgen auszudehnen, um allen deutschen Tennisfans die Gelegenheit zu geben, auch den Auftritt des zweiten deutschen Semifinalisten mitzuerleben.