Die Sandplatzsaison ist in die heiße Phase gestartet und die Damen und Herren auf der Tour fiebern den French Open entgegen. Für uns bietet sich daher die Gelegenheit, die letzten Wochen zu rekapitulieren und einen Ausblick auf den kommenden Grand Slam abzugeben.
Beginnen wir mit den Herren. Wir gratulieren Roger und Gemahlin zum zweiten „Doppelpack“ im Hause Federer und freuen uns, dass der Maestro seine Teilnahme an den French Open zugesagt hat. Wir sind gespannt, ob Roger neue Kraft aus der Geburt seiner Zwillinge geschöpft hat oder ob die kurzen Nächte seiner Leistungsfähigkeit einen Dämpfer verpassen.
Top-Favorit wie in jedem Jahr ist Rafa Nadal, der am vergangenen Wochenende den nächsten Titel in Madrid verbuchen konnte. Allerdings war dieser Sieg mehr Geschenk denn Arbeit: Finalgegner und Sandplatzüberraschung Kei Nishikori verletzte sich in Führung liegend und musste später aufgeben. Er hätte nach dem Triumph in Barcelona durch einen Sieg seinen zweiten Sandplatztitel in Folge feiern können. Auf die Form der beiden Finalisten in Frankreich dürfen wir gespannt sein.
Noch schwieriger ist es, Prognosen über den „Djoker“ und seinen Freund Andy Murray zu treffen. Djokovic hat sich in den letzten Wochen eine Pause gegönnt und ist noch ohne Titel auf Sand in dieser Saison. Murray hat sich, nach seiner langwierigen Verletzung Ende letzten Jahres und der Trennung von Coach Ivan Lendl, noch nicht wieder mit Spitzenleistungen präsentieren können. Ob er seine Form und Fitness bis zum Start in Roland Garros widerfindet, bleibt zu bezweifeln.
Es könnte somit wieder die Stunde von „Stan the Man“ Wawrinka schlagen. Jedoch bleibt auch er von Formschwankungen nicht verschont. Seine Erstrundenniederlage in Madrid ist dafür ein Beleg. In Monte Carlo hatte er sich bei seinem Triumph noch in Höchstform präsentiert.
Unsere deutschen Akteure spielen bei der Titelvergabe in diesem Jahr voraussichtlich keine große Rolle: Haas ist seit dem Finale von München wieder angeschlagen, Mayer fehlt noch auf unbestimmte Zeit. Kohlschreiber lässt zwischendurch sein Können aufblitzen, für die große Überraschung in Paris spielt er aber nicht konstant genug auf Sand. Auch unsere jungen Davis Cup-Recken haben in den letzten Wochen nicht überzeugen können.
Freuen wir uns daher mit unserem „Nordlicht“ Julian Reister, der sich durch seine Verletzungen nicht beirren lässt und vergangenes Wochenende das Challenger Turier in Rom gewann. Vielleicht schafft er es, sich bei steigender Formkurve ins Hauptfeld der French Open zu kämpfen. Zu gönnen wäre es ihm allemal.
Wir glauben die diesjährige Ausgabe der French Open könnte bei den Herren eine Überraschung hervorbringen. Allerdings spielen die Umstände, dass das Turnier lange dauert und die „Best-of-Five“-Matches auf Sand sehr kräftezehrend sind, den Top-Spielern in die Karten.
Bei den Damen zeigt sich Maria Scharapova in beeindruckender Frühform auf Sand. Sie schnappte sich nach Stuttgart auch den Titel von Madrid. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte sie als Top-Favoritin gehandelt werden.
Serena Williams musste in Madrid ihr Match gegen Petra Kvitova absagen. Ihre Verletzung am linken Bein scheint aber nicht langwierig zu sein. Sie startet in Rom und in Paris. Und wie immer gehört sie dann zur Spitzenanwärterin auf den Titel.
Danach schickt sich eine Vielzahl an Spielerinnen an den beiden Routiniers ein Bein zu stellen. Radwandska, Kvitova, Ivanovic, … Sie alle sind in Spiellaune und zeigen ambitionierte Leistungen auf dem Weg nach Frankreich. Auch die junge Halep ist weiter auf dem Weg nach oben und besitzt noch Potential. Bei Azarenka stehen noch Fragezeichen im Raum. Sie laboriert momentan an einer Fußverletzung und wird bis zu den French Open kein Turnier mehr bestreiten.
Aus deutscher Sicht können sich die French Open positiv gestalten. Bine Lisicki hat ihre Krise überwunden und konnte in Madrid in die dritte Runde einziehen. Beim Erstrunden–Aus in Rom zeigte sie eine ordentliche Leistung. „Petko“ hat sich in Charleston und beim Fed Cup in starker Form präsentiert. Auf Sand fehlt ihr aber bislang noch die Durchschlagskraft. Zu den Hoffnungsträgern zählt selbstverständlich unsere „Angie“ Kerber. Als etablierte Top-Ten-Spielerin gehört sie zumindest zu den Geheimfavoriten.
Die Krone von Paris führt in diesem Jahr über die „Diven“ Serena und Maria. Wer es schafft, den taffen Bedingungen des Grand Slams zu trotzen und gegen diese beiden zu bestehen, darf sich berechtigte Hoffnungen auf den „großen Schlag“ in Frankreich machen.