Die deutschen Tennisenthusiasten schauten am Sonntag mit Spannung nach Paris: Angelique Kerber bot sich die Chance, in das Viertelfinale vorzustoßen und Philipp Kohlschreiber, der seine Schlacht gegen Andy Murray bei 7:7 im fünften Satz wiederaufnahm, bot sich die Gelegenheit, für eine aufsehenerregende Überraschung bei den French Open zu sorgen.
Angelique Kerber kam auf dem Court Philippe Chartrier nie richtig in die Partie gegen die Kanadierin Eugenie Bouchard. Bei ihrem zu schwachen eigenen Aufschlag wurde sie sofort von den giftigen Returns ihrer entschlossenen Gegnerin unter Druck gesetzt. Nach 16 Minuten stand es bereits 0:5, als der Kielerin der erste Spielgewinn gelang. Nach nur 22 Minuten war der erste Satz mit 1:6 verloren. 16 direkte Gewinnschläge des kanadischen „Wondergirls“ sorgten dafür, dass die Kielerin quasi überrollt wurde.
Die Möglichkeit, vielleicht noch einmal in die Partie zurückzukommen, vergab die an 8-gesetzte Deutsche nach dem Break zum 1:2. Gegen die wesentlich druckvoller agierende 20-Jährige aus Montréal konnte Angelique ihren einzigen Breakball nicht nutzen. Bouchard, die Turniersiegerin von Nürnberg, agierte weiter entschlossen und aggressiv. Mit 6:2 gewann sie auch den 2.Satz, ohne ihrer Kontrahentin Gelegenheit zu geben, in das Spiel zu kommen. Mit diesem Sieg revanchierte Bouchard sich in lediglich 52 Minuten für die knappe Niederlage bei den vergangenen US Open. Wenn die junge Kanadierin das Niveau dieser Partie in den nächsten Runden wiederholt, ist ihr sogar der Gewinn des Grand Slam-Titels in Paris zuzutrauen.
Jetzt ruhten alle deutschen Hoffnungen auf dem Auftritt Philipp Kohlschreibers. Der Augsburger agierte bei der Fortsetzung am Sonntagmittag auf dem Court Suzanne Lenglen von Anfang an tatenlustig. Aber auch der Brite schien sich in der Zwischenzeit von der Verletzung erholt zu haben.Eine Auseinandersetzung auf höchstem Niveau, mit zahlreichen faszinierenden Ballwechseln, wurde den Zuschauern geboten. Bei einer 11:10-Führung gelang Murray das entscheidende Break zum Matchgewinn, nachdem Kohlschreiber nur wenige Minuten zuvor einen Breakball vergeben hatte. Bad Luck. Trotzdem hat sich unser Kohli hervorragend präsentiert und mit diesem Auftritt zahlreiche Sympathiepunkte zurück erobert.
Jetzt ist mit Andrea Petkovic nur noch ein deutscher Teilnehmer im Feld der French Open übriggeblieben. Im Achtelfinale trifft sie morgen auf die Niederländerin Kiki Bertens, die aktuelle Nummer 148 der WTA-Weltrangliste. Petko wird dafür sorgen, dass wir noch länger über Spiele der deutschen Tennisstars bei der French Open 2014 berichten können…
Für unser Nachbarland Schweiz ist die Enttäuschung über die mangelnden Erfolge ihrer Repräsentanten in Paris noch größer als bei uns. Nach dem sensationellen Erstrunden- Ausscheiden des Australian Open-Siegers Wawrinka, hat jetzt auch Roger Federer eine unerwartet frühe Niederlage erleiden müssen. Der Lette Ernests Gulbis bezwang die Tennislegende in einem Marathonmatch mit 6:7, 7:6, 6:2, 4:6, 6:3.
Geteiltes Leid ist halbes Leid – oder „Ami, go home“: die ehemalige Tennis-Supermacht hat auch nur noch einen Teilnehmer im Feld: Sloane Stevens. Die Aussicht, dass das US-Girl morgen im Achtelfinale gegen die an 4-gesetzte Rumänin Halep verliert, ist nicht gering.
Spanische Tennisfans hingegen können sich freuen: bei den Herren steht ein unvergleichlich starkes Kontingent von fünf Spielern im Achtelfinale von Roland Garros: Nadal, Ferrer, Verdasco, Garcia-Lopez und Granollers. Carla Suarez-Navarro steht nach ihrem 2-Satz Triumph über die Kroatin Tomljanovic schon im Viertelfinale. Mit Garbine Muzuruga hat sich in Paris ein vielversprechendes weiteres spanisches Talent präsentiert. Gegen die anfangs nervöse Französin Parmentier legte die Baskin in ihrem Achtelfinale los wie die Feuerwehr, ging 2:0 in Führung. Dann fand die junge Französin in das Match, glich aus, um am Ende doch den Satz mit 4:6 abzugeben. Ein beeindruckendes Trommelfeuer an Schlägen der Spanierin führte zum Gewinn auch des zweiten Satzes mit 6:2. Der jungen Spanierin ist bei diesem Grand Slam alles zuzutrauen…
Mit dieser Niederlage der Einheimischen ähnelt die französische Situation der deutschen Realität. Nach dem heutigen Ausscheiden Gasquets (gegen Verdasco) und Tsongas (ohne Chance gegen einen hervorragenden Djokovic), hat nur noch ein französischer Teilnehmer die Möglichkeit in Frankreichs Hauptstadt für Furore zu sorgen: Gael Monfils.Auf ihm lastet jetzt in seinem morgigen Achtelfinal-Match gegen Garcia-Lopez der hohe Erwartungsdruck seiner Landsleute.
Spätabends präsentierte sich noch die Tennis-Diva Sharapova gegen die Australierin Stosur auf dem Court Suzanne Lenglen. Die obligatorischen Favoritenstürze in der Damenkonkurrenz schienen sich fortzusetzen: Die an 7-gesetzte Russin verlor den ersten Satz mit 3:6 gegen die stark auftrumpfende Australierin. Dann scheiterte Stosur wieder einmal an ihren Nerven. Mit 6:4 im zweiten und 6:0 im dritten Satz, zog sich Maria aus der Affäre und zieht in das Viertelfinale ein.