Vier deutsche Musketiere hatten sich in ihren Duellen bis die dritte Runde der French Open durchgekämpft. Nach der unglücklichen Niederlage Mona Barthels und dem Sieg Angie Kerbers stellten sich Andrea Petkovic und Philipp Kohlschreiber am Samstag unterschiedliche Aufgaben. Kohli hatte mit Andy Murray einen gewaltigen Brocken aus dem Weg zu räumen, von Petko konnte man gegen die Französin Kristina Mladenovic eher einen Sieg erwarten.
Die Darmstädterin hatte die Ehre, auf dem Court Philippe Chartrier gegen die Hoffnung der Einheimischen, Mladenovic, anzutreten. Andrea wurde im ersten Spiel sofort gebreakt, nahm im nächsten Game der Gegnerin sofort wieder deren Service ab und es entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, das von Grundlinienduellen geprägt war. Einige knallharte Winner brachten die 21-jährige Französin 4:2 in Führung. Das Publikum jubelte, aber Petko zeigte ihre Kampfkraft und ihr außerordentliches Durchsetzungsvermögen. Mit vier erfolgreichen Spielen in Folge sicherte sie sich den ersten Durchgang mit 6:4. Unter dem Jubel der Zuschauer erhöhte die junge Französin im zweiten Satz erfolgreich das Tempo und ging mit 4:1 in Führung. Obwohl Andrea sich vorbildlich wehrt, trägt das Publikum seinen Liebling Kristina zum 6:4 Sieg im 2.Satz. Die Deutsche hatte sich etwas zu sehr in die Defensive drängen lassen. Im dritten Satz nimmt die Deutsche bei 1:2 eine Verletzungspause. Danach spielt sie aggressiver, bewegt die Kontrahentin mehr und entblößt dadurch die Schwächen der Französin. Petko geht 4:2 in Führung.Der Anfeuerung von Mladenovic durch das Pariser Publikum, setzt Babara Rittner in der Player’s Box alles mit ihrer energiegeladenen Unterstützung Andreas entgegen. Das deutsche Tandem setzt sich am Ende durch: Mit 6:4 im entscheidenden dritten Satz zieht Petkovic nach Angelique Kerber als zweite Deutsche in das Achtelfinale der French Open ein. Ein Sieg des Willens und der unermüdlichen Einsatzbereitschaft.
Das Favoritensterben bei den Damen setzte sich auch an diesem Tag in Roland Garros fort: Die Titelkandidatin aus Serbien, Ana Ivanovic, unterlag überraschend klar der Tschechin Lucie Safarova (3:6, 3:6) und die an 5-gesetzte Petra Kvitova musste sich in einem Tenniskrimi der Russin Svetlana Kuznetsova 7:6, 1:6, 9:7 geschlagen geben. Die aktuell im Feld mit Position 4 am höchsten Gesetzte, die Rumänin Halep, gab hingegen der Spanierin Torro-Flor beim 6:3 und 6:0 keine Chance. Auch Jankovic – die Nr.6 der Setzliste – siegte deutlich mit 6:1 und 6:2 gegen die Rumänin Cristea. Noch ungefährdeter kam die Italienerin Sara Errani (an Position 10 gesetzt) gegen die Israelin Glusko in das Achtelfinale. Das Ergebnis von 6:0, 6:1 zeigt deutlich den Klassenunterschied bei dieser Auseinandersetzung.
Phillip Kohlschreiber spielte auf dem Court Suzanne Lenglen fast zeitgleich mit Petko gegen den Briten Andy Murray. Anfangs wirkt „Andy aus Glasgow“ etwas entschlossener und geht 3:1 in Führung. Das kann Philipp nicht erschüttern, sondern motiviert ihn nur, alles aus sich herauszuholen. Mit „großem Tennis“ gewinnt er vier Spiele nacheinander und erspielt sich den ersten Satzball. Mit einem Netzroller passiert ihn Murray. Beim 2.Satzball Kohlis serviert er zum Schrecken seiner Fans einen Doppelfehler. Alle guten Dinge sind drei. Beim dritten Satzball pfeffert Philipp seinem Gegner einen unerreichbaren Vorhandschuss um die Ohren: 6:3! So kann es weitergehen. Geht es aber nicht. Murray wird souveräner, diktiert mehr das Spiel und gewinnt den 2.Durchgang mit 6:3. Ab und zu greift sich der Brite an den hinteren Oberschenkel. Ein Zeichen einer leichten Verletzung? Im dritten Satz gelingt Andy trotzdem früh das erste Break. Er dominiert souverän seine eigenen Aufschlagspiele und breakt den Deutschen bei 5:3-Führung zum 6:3-Satzgewinn im 3. Durchgang. Kohli wirkt resigniert. Das ist eine Täuschung. Mit ausgeprägter Gelassenheit „dreht er den Spieß um“, nimmt dem schottischen Favoriten den vierten Satz mit 6:4 ab. Im Verlauf des entscheidenden Durchgangs greift sich Murray immer häufiger an den hinteren linken Oberschenkel – seine Bewegungen im Spiel verraten jetzt deutlich, dass eine Verletzung vorliegt. Der Deutsche wandelt einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung um. Der „Highlander“ lässt sich so leicht nicht schlagen – mit schmerzverzerrten Gesichtet punktet er und geht sogar mit 4:3 in Führung. Kohlschreiber gleicht mit seinem nächsten Aufschlagspiel aus. Ein Drama auf dem Court Suzanne Lenglen! Murray bringt seinen Service ohne Punktverlust durch und lässt sich bei 5:4 vom Arzt behandeln. Kohli gleicht aus. Es wird immer dunkler – und kurioser. Braveheart Murray schwankt und wankt, stürzt aber nicht. Bringt mit verbissener Mühe und wildem Siegeswillen immer wieder seine Aufschlagspiele durch. Bei 7:7 im fünften Satz wird die Schlacht wegen Dunkelheit abgebrochen. Fortsetzung Sonntag.
Auch am 7. Tag des Turniers in Roland Garros waren die topgesetzten Herren nicht aufzuhalten: Die Nr.1 der Setzliste, Rafa Nadal (gegen den Argentinier Mayer), und der an Position 5-gesetzte David Ferrer (gegen den Italiener Seppi) spielten sich ohne Satzverlust in das Achtelfinale.
Überraschend kam das Ausscheiden von Fabio Fognini. Mit Unterstützung der Pariser Zuschauer bezwang Gael Monfils den Italiener in fünf Sätzen.
Dass Franzosen in Roland Garros zu höchsten Leistungen getrieben werden, wollte auch Richard Gasquet beweisen. Wahrscheinlich präsentiert er die Ausnahme der Regel. Nach 3:6 und 2:6-Rückstand gegen den Spanier Verdasco, wurde diese Begegnung bei 2:2 im dritten Satz auch wegen Dunkelheit unterbrochen. A demain!
Morgen wird neben Kohlschreiber auch Angie Kerber gegen Eugenie Bouchard aus Kanada das deutsche Tennis bei den French Open repräsentieren. Wir werden natürlich zeitnah berichten.