Perspektivische Nachbetrachtung der French Open 2014

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Vor Monaten hatten wir die Bedeutung der Resilienz für herausragende Leistungen im Wettkampftennis zur Diskussion gestellt. Das Turnier in Paris, das in der vergangenen Woche beendet wurde, lieferte eine anschauliche Bestätigung unserer Gedanken.

roland garros

Sharapova und Halep, die Finalistinnen in der Damenkonkurrenz, schienen immer wieder schon geschlagen, widerstanden aber allen schwierigen Situationen, richteten sich auf und kamen zurück auf die Erfolgsspur. Auch unsere bravouröse Halbfinalistin Andrea Petkovic bewies in verschiedenen Phasen ihrer Matches außerordentliche Wettkampfhärte. Diese Stärke war in unserer Betrachtung die entscheidende Voraussetzung ihrer Erfolge. In ihrer ausgeprägten Widerstandskraft unterschied sie sich von den besiegten Konkurrentinnen.

Die Finalisten der Herrenkonkurrenz, Nadal und Djokovic, sind Prototypen für Resilienz. Der schottische Semifinalist, Andy Murray, war offensichtlich in einigen Spielen von Verletzungen geplagt, ließ sich niemals fallen, änderte seine Strategien situationsgemäß, schlug sich weiter durch und triumphierte am Ende -  außer im aussichtslosen Kampf gegen Rafael Nadal.

Als Novak Djokovic nach seinen größten  mentalen Stärken von der Fachpresse in Roland Garros gefragt wurde, antwortete er spontan: „Resilienz!“ Nach kurzer Pause fügte er Beharrlichkeit und Entschlossenheit hinzu. Die beiden letztgenannten Eigenschaften gehören in der wissenschaftlichen Diskussion zu dem Komplex, der Resilienz kennzeichnet. 

nolesieger  

Weitere konstitutive Eigenschaften von Resilienz sind Frustrationstoleranz, Offenheit für Veränderungen, Selbstvertrauen und die Zuversicht, Lösungswege für Probleme zu finden. Die Soziologen haben entdeckt, dass Kinder gerade in prekären Situationen diese mentalen Stärken lernen und ausbilden. In unserer Wohlstandsgesellschaft werden diese Fähigkeiten selten abverlangt. Um in Zukunft wieder eine führende Rolle im Welttennis zu spielen, sollte in Deutschland im Tennistraining deshalb jetzt mehr Wert auf das Lernen dieser Siegermentalität gelegt werden.                                                                  

Schaffen wir also mehr Situationen im Training von herausragenden Talenten, wo Beharrlichkeit, Offenheit für Veränderungen, eigene kreative Lösungswege und Entschlossenheit herausgefordert werden.  

In unseren Ohren klingt schon die Klage des Trainers, der in seinem täglichen Wirken von den Anforderungen der sogenannten  Spaßgesellschaft geprägt ist, dass bei dieser Art von Anforderungen die Schüler achselzuckend den Platz verlassen werden, um an „witzigeren Orten“  ihr Leben zu genießen.

Diese Erfahrung haben alle Trainer schon gemacht – aber es ist ein Fehler, sie zu verallgemeinern. Wir müssen differenzieren: es gibt noch immer Kinder und Jugendliche, die im Sport Leistungen erzielen wollen. Diese Jugendlichen sind das Reservoir, aus dem die zukünftigen Spitzenspieler geschöpft werden. Diese Talente haben Spaß, wenn ihnen ein guter Schlag gelungen ist. Ihre strahlenden Augen zeugen davon.

Suchen wir also mit wachen Augen diese leistungswilligen Schüler heraus, fassen wir sie in homogenen Gruppen zusammen und bilden wir sie mit klaren Anforderungsprofilen aus.   

Von denen läuft keiner so schnell zum Computer oder zum Fernseher weg. Die bleiben uns länger erhalten, weil sie auf der heimischen Tennisanlage beste Voraussetzungen zum Umsetzen ihrer Ziele haben. Und das dient dann auch einer soliden und nachhaltigen Mitgliederstruktur im Verein!

tenniskunst

P.S.

Auch wir verschließen nicht die Augen vor der Abwanderung von Spitzen-Talenten zu leistungsstarken Großvereinen. Wenn aber die Qualität des Trainings im Heimatverein besser ist als „anderswo“, wenn eine homogene Leistungsgruppe ( mit Teamgeist!) entwickelt wurde, sind diese Spieler/innen schlecht beraten, den Verein zu wechseln. 

 

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