Drei deutsche Siege, vier Knock-Outs in Wimbledon

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Intensiv haben sie sich auf das Großereignis vorbereitet – und mit einem Match,  in ein oder zwei Stunden, wären bei einer Niederlage alle Mühen umsonst gewesen.  Das war die Ausgangslage für die sieben deutschen Tennisprofis, die heute in Wimbledon an den Start gingen.

görges

Als erste deutsche Teilnehmerin setzte sich  Julia Görges, in ihrem Match gegen die gesetzte Tschechin Safarova,  dieser extremen psychischen Herausforderung aus. Die hohe Belastung war bei Julia anfangs zu spüren. Sie verlor ihr erstes Aufschlagspiel und hatte extreme Probleme bei dem Rückhand-Return. Unbeirrt setzte die Deutsche ihr „Hopp oder Top- Spiel“  fort, gab der Kontrahentin kaum Rhythmus und  breakte sich bei 2:3 in den Satz zurück. Im Tiebreak produzierte Görges zu viele direkte Fehler und musste sich 3:7 geschlagen geben. Im zweiten Durchgang spielte Julia kompromisslos weiter, ging 4:2 in Führung und verlor 12 Punkte(!) nacheinander zum 4:5. Sie brachte ihren Aufschlag dann durch, rettete sich in den Tiebreak. Hier führt sie 3:1, verliert die nächsten 6 Punkte in Folge  und damit das gesamte Match mit 6:7, 6:7. Die 25-jährige wird ihre Powerschläge in London nur noch in den Doppelkonkurrenzen zur Geltung bringen können.

Bei den Herren ging zuerst Dustin Brown gegen Marcos Baghdatis auf den Rasen. Ein Break reichte dem Volkshelden Zyperns, der brillant returnierte, um den ersten Satz mit 6:4 zu gewinnen. Auch im zweiten Satz wird den Zuschauern hochklassiges Rasentennis mit beeindruckenden Schlägen und Ballwechseln geboten. Auch in diesem Satz hängt die Entscheidung „am seidenen Faden“. Bei 5:5 und Aufschlag des deutschen Rastamanns wechseln Break- und Spielbälle über Minuten ab, der Zypriote gewinnt das Game und serviert zum 7:5 Satzgewinn durch. Bei „Dreddy“ ist alles möglich – das zeigt er im dritten Satz. Er übernimmt die Initiative jetzt auch bei den längeren Ballwechseln und setzt sich in diesem Durchgang mit 6:2 durch. Im vierten Satz dominierte Dustin bis zum 5:2, dann unterliefen ihm leichte Flüchtigkeitsfehler und Baghdatis glich aus. Im Tiebreak gelangen dem Star aus Zypern einige Traumschläge und er triumphierte mit 7:4. Wir hätten Brown gerne noch weiter im Turnier zugeschaut, aber auch Baghdatis mit seinem spektakulären Tennis werden wir mit Freude weiterverfolgen. Auf jeden Fall ist Marcos, den seine Buddies im Bolletieri-Tenniscamp bei Tag und bei Nacht zu jeder Gelegenheit zum Fußballkicken motivieren können, weitaus stärker, als seine gegenwärtige Weltranglistenposition (Nr. 118!) vermuten lässt.

Anna-Lena Friedsam – aktuelle 110 der Weltrangliste – hatten wir Chancen gegen die 22-jährige Kimiku Nada eingeräumt, obwohl die Japanerin in der WTA-Rangliste fast 70 Plätze höher rangiert. Die 20-jährige Deutsche nutzte im ersten Satz ihre Chancen nicht und musste ihn knapp mit 4:6 abgeben. Ähnlich ergeht es ihr im zweiten Durchgang, den die kleine Asiatin wieder knapp mit dem gleichen Ergebnis gewann. „Da wäre mehr drin gewesen“.

Desillusionierende Zwischenbilanz nach den ersten drei Auftritten deutscher Teilnehmer am ersten Tag in Wimbledon: Kein Sieg, drei Knock-Outs. Das Tennismekka Wimbledon schien am heutigen Tag der Friedhof der deutschen Hoffnungen zu werden.

tim pütz

Für Tim Pütz war die Qualifikation für das Hauptfeld von Wimbledon schon ein Erfolg. Deshalb überraschte es nicht, dass er gegen den Russen Gabashvili den ersten Satz klar mit 2:6 abgeben musste. Der 26-jährige Frankfurter steigerte sich und gewann den zweiten Durchgang mit 6:4. Im dritten Satz schien er dem Russen den „Zahn gezogen zu haben“ und setzte sich überlegen mit 6:2 durch. Auch im vierten Durchgang wurde Pütz angesichts des Triumphes nicht nervös. Er spielte unbekümmert und entschlossen weiter, gewann den Satz mit 6:2 und damit das ganze Match. Ausgerechnet unser Qualifikant, von dem am wenigsten zu erwarten war, sorgte für den ersten deutschen Lichtblick bei den legendären Championships in London.

Tobias Kamke trat auf Court 10 gegen den Qualifikanten Jan Hernych, der aktuellen Nr.285 der Weltrangliste, an. Überraschend gewann der 34-jährige Tscheche den ersten Satz mit 6:3. Der Lübecker ging kurz mit 3:1 im zweiten Satz in Führung, erlitt ein Rebreak, haderte offensichtlich mit seiner Leistung und rettete sich in den Tiebreak, den er knapp mit 7:5 für sich entschied. Im dritten Satz bekam Tobi weder sich, noch den Gegner richtig in den Griff. Der 3:6-Satzverlust war die Folge. Kamke kämpfte sich im vierten Durchgang in das Match und konnte dann auch den Satz knapp mit 7:5 für sich entscheiden. Im entscheidenden 5. Durchgang wogte das Match hin und her. Bei 4:3-Führung vergibt Tobi zahlreiche Breakbälle, verliert anschließend verunsichert sein Servicegame und der ruhige und clevere Hernych triumphiert nach fast drei Stunden mit 6:4. Tobi, das war unnötig wie ein Kropf!

barthel

Am späten Nachmittag betrat dann noch Mona Barthel den heiligen Rasen. Nach anfänglicher Nervosität stabilisierte sie sich im ersten Satz und setzte sich gegen die 27-jährige Schweizerin Romina Oprandi (WTA-Rangliste Nr. 184) mit 7:5 durch. Im zweiten Satz ließ sie ihrer Gegnerin nicht den Hauch einer Chance und fegte sie mit 6: 0 vom Grass. Damit besserte sie die deutsche Bilanz von 2 Siegen und vier Niederlagen ein wenig auf.

Am Abend trat der letzte deutsche Teilnehmer Benjamin Becker, Nr.65 der ATP,  zu seinem Duell mit dem US-Boy Donald Young, Nr.69  der ATP, an. Der Deutsche gewinnt den ersten Satz mit einem einzigen Break 6:4. Mit hartem Service und kluger Matchführung sichert sich „Benni“ mit 6:3 auch den zweiten Durchgang. Ohne einen einzigen Breakball wird der dritte Durchgang bis zur 5:4-Führung Beckers gespielt. Dann erkämpft sich der deutsche drei Break- und Matchbälle in Folge, verwandelt den zweiten und zieht als dritter Deutscher an dem ersten Tag von Wimbledon in die zweite Runde ein.

Wimbledon Championships 2006 - Day Three

Die Bilanz der internationalen Favoriten war makellos: Andy Murray, Novak Djokovic, David Ferrer, Tomas Berdych, Petra Kvitova, Viktoria Asarenka, und Na Li setzten sich alle „ohne viel Federlesens“ durch.

 

 

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