Den drei deutschen Tennisprofis, die am Mittwoch zur zweiten Runde in Wimbledon antraten, standen schwere Matches bevor. Barthel, Becker und Pütz hatten sich ausnahmslos mit gesetzten Konkurrenten auseinanderzusetzen.
Unser Qualifikant Tim Pütz, aktuelle Nr. 251 der Weltrangliste, ging als erster Deutscher in sein Gefecht mit Fabio Fognini auf den Rasenplatz. Der Italiener, an Nr. 16 gesetzt, ist nicht nur bekannt für seine Spielkunst, sondern ist auch wegen seiner ausgeprägten Arroganz berühmt-berüchtigt. Das glatte Gegenteil ist Pütz: er hatte vor diesem Turnier noch nie auf Rasen gespielt. Bei seinen ersten Trainingseinheiten auf Grass rutsche er immer wieder weg – er besaß keine speziellen Rasen-Tennisschuhe. Die konnte er aufgrund ihrer Seltenheit nicht im Internet kaufen… Unbekümmert, energiegeladen und kämpferisch startete der 25-jährige Deutsche auch gegen Fognini. Als der Signore aus Sanremo noch immer über den Rasen stolzierte, hatte er scheinbar unbemerkt den ersten Satz schon mit 6:2 verloren. Im zweiten Satz steigerte sich Fognini, variierte seine Schläge und entschied, offensichtlich immer noch gelangweilt, den 2.Durchgang mit 6:4 für sich. Im dritten Satz entwickelt sich bis zum Tiebreak ein Kampf auf Augenhöhe. Der Frankfurter führt 4:0, der Grandsignore wehrt sich mit gesteigerter Einsatzbereitschaft. Pütz hat bei 6:4 zwei Satzbälle. Wenn es darauf ankommt, gibt der „Grandsignore“ dann doch alles. In fast aussichtsloser Position erzielt er beim zweiten Satzball mit einem Beckerhecht am Netz noch den Punktgewinn. Stolz und selbstbewusst fährt er auch die nächsten beiden Punkte ein und beendet den Tiebreak des dritten Satzes erfolgreich mit 8:6. Im vierten Satz lässt sich Fognini, trotz aller Gegenwehr des Deutschen, nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Er gewinnt den vierten Satz und das Match mit 6:3.
Pütz hat uns Freude in London bereitet. Auch gegen Fognini hat er sich tapfer geschlagen!
Mona Barthel musste sich auf Court 1 mit Petra Kvitova messen. Die 24-jährige Tschechin rangiert auf Platz 6 der Weltrangliste und hatte 2011 sogar schon in Wimbledon die Siegerschale gewonnen. Die Neumünsteranerin hält das Match bis zum 2:2 im ersten Satz ausgeglichen. Als die Tschechin mehr Sicherheit in ihren aggressiven Schlägen findet, setzt die – auch privat zurückhaltende – Norddeutsche nicht entschlossen dagegen. Obwohl sie über schnelle Grundschläge verfügt, riskiert Barthel zu wenig. Kvitova gewinnt 10 Spiele in Folge und schickt Mona (zu!) deutlich mit 6:2, 6:0 vom Platz und aus dem Turnier. Das war nicht tapfer genug, um gegen eine Geheimfavoritin bestehen zu können.
Benjamin Becker hat uns mit seinen Leistungen auf Grass in den letzten Wochen immer wieder begeistert. Trotzdem hätte er nur in Hochform den Ukrainer Alexander Dolgopolov besiegen können. Der 25-jährige aus Kiew hat sich 2014 auf Rang 19 der Weltrangliste vorgespielt. „Benni“ spielte vom ersten Ball an konzentriert und servierte – wie gewohnt – gefährlich. Der Ukrainer beeindruckte mit seinem „Hammerservice“, schlug 12 Asse, ließ bis zum Tiebreak keinen Breakball zu, musste sich aber in der Satzentscheidung mit 4:7 geschlagen geben. Im zweiten Durchgang drehte Dolgopolov den Spieß um, überrollte den Deutschen ohne Punktverlust im Tiebreak zum 6:7, 7:6-Satzausgleich. Im dritten Durchgang genügte dem temperamentvollen Ukrainer, der mehrfach die Bruchfestigkeit seines Schlägers auf dem Grass testete, ein einziges Break, um den Satz mit 6:4 für sich zu entscheiden. Leider kann der einsatzbereite „Benni“ auch im vierten Satz nicht den Untergang aufhalten. Dem Favoriten genügt wieder ein Break, um das Match mit 6:4 im vierten Durchgang erfolgreich zu beenden. Gegen seine 42(!) Asse war für Benjamin Becker an diesem Tag „kein Kraut gewachsen“.
Auf die obligatorische Tages-Bilanz verzichten wir heute. Jeder Mathematik-Legastheniker kann das Zahlenverhältnis der deutschen Siege und Niederlagen ohne Probleme überschauen. Wir versprechen, dass morgen bessere Ergebnisse erzielt werden.
Von den Topgesetzten haben sich Murray, Dimitrov, A.Radwanska und Na Li ohne Satzverlust durchgesetzt. Djokovic, Ferrer und Asarenka standen noch auf dem Platz, als wir den Computer ausschalteten. Wir gehen vom mitleidenden Verständnis unserer User aus – irgendwann einmal ist es genug, dass die Tennisbälle, mit denen man sich identifiziert, am Ende doch in das Netz oder in das Aus fliegen…
CU tomorrow.