15 deutsche Tennisprofis waren im Hauptfeld in Wimbledon angetreten. Am sechsten Tag des Turniers kämpften die letzten drei „Überlebenden“ um das Erreichen des Achtelfinales. Dabei standen unseren Damen schwere Aufgaben bevor.
Der anhaltende Regen sorgte aber erst einmal dafür, dass das Wettkampffieber über einen ungewissen Zeitraum hinweg kontrolliert werden musste. Diese Wartezeit diente bestimmt nicht dem Abbau der Nervosität im Vorstartzustand.
Mit mehr als 2-stündiger Verspätung musste Andrea Petkovic dann in der ersten Spielrunde auf Court 3 gegen Eugenie Bouchard, das kanadische „Wondergirl“, antreten. Sie geriet schnell 0:2 in Rückstand, holte auf 1:2 auf, dann wurde das Spiel wieder unterbrochen, weil ein heftiger Schauer jede Aktion auf dem nassen Grass unmöglich machte. Bei Wiederaufnahme des Spiels baut „Genie“ sofort Druck auf, drängt Andrea so in die Defensive, dass sie einen aggressiveren Matchplan nicht umsetzen kann. Mit 6:3 setzt sich die Kanadierin im ersten Satz durch. „Petko“ stemmt sich im zweiten Durchgang gegen die Niederlage, gleicht nach 1:3-Rückstand auf 3:3 auf. Trotz härtester Gegenwehr verliert sie knapp die nächsten beiden Spiele. Den ersten Matchball wehrt sie mit einem akrobatischen Volley ab, den 2.Matchball verwandelt Bouchard und gewinnt mit 6:3 und 6:3. Andrea hat hervorragenden Einsatz gezeigt und sehr gutes Tennis gespielt, sie verlor gegen eine überragende Gegnerin, die in dieser Form sich in Wimbledon noch weiter in den Vordergrund spielen wird.
Angie Kerber ging gegen Kirsten Flipkens als leichte Favoritin auf Court 12. Die Belgierin imponiert mit einer knallharten Vorhand und einem Rückhand-Slice, der auf dem feuchten Grass schwer zu beantworten ist. Angie braucht Zeit, um sich an die Strategie ihrer Gegnerin zu gewöhnen. Sie verliert den Auftaktsatz 3:6. Im zweiten Durchgang setzt Angie mit gewohnter Wettkampfhärte dagegen, geht 3:0 in Führung und gibt das Heft bis zum 6:3-Satzsieg nicht mehr aus der Hand. Flipkens wird ungeduldiger im 3.Satz, produziert einige leichte Smash-Fehler. Angelique geht über 3:1 mit 5:2 in Führung. Mit Entschlossenheit und Siegeswillen gewinnt sie dann den Entscheidungssatz mit 6:2. Die erste Deutsche ist im Achtelfinale!
Inzwischen hatte die Französin Alize Cornet für die nächste Sensation gesorgt. Nach der an 2-gesetzten Na Li wurde heute die Nr.1 der Setzliste, Serena Williams, aus dem Turnier geworfen. Das Powergirl aus den USA hatte sich im ersten Satz noch erwartungsgerecht deutlich mit 6:1 durchgesetzt. Dann steigerte sich das 24-jährige Talent aus Nizza, spielte sich in eine berauschende Form und bezwang die große Favoritin in den nächsten beiden Sätzen mit 6:3 und 6:4.
Maria Sharapova hingegen gab sich gegen Alison Riske aus den USA keine Blöße. Ungehindert zog sie mit 6:3 und 6:0 in die nächste Runde ein.
Auch Simona Halep, die Finalistin der French Open, konnte von Belinda Bencic, der Schweizer Wunderwaffe in der Nachfolge von Martina Hingis, auf ihrem Marsch in das Achtelfinale nicht aufgehalten werden. Mit 6:4 und 6:1 setzte sich die Rumänin souverän durch.
Bei den Herren ging nach der Regenverzögerung zuerst Rafael Nadal gegen den Kasachen Mikhail Kukushkin auf den Center Court. Um das Spiel zu ermöglichen, hatte man das Dach geschlossen. Zum dritten Mal in Folge verlor Nadal den Auftaktsatz – immerhin erst im Tiebreak gegen den unbekümmert aufspielenden Kukushkin. Dann nahm Rafa aber Fahrt auf und gab nur noch ein Spiel pro Satz ab. Mit 6/7, 6:1, 6:1 und 6:1 zog der Spanier in das Achtelfinale ein.
Roger Federer hatte in London bisher wenig „Federlesens“ mit seinen Gegnern gemacht. In seinem Match gegen den Kolumbianer Santiago Giraldo setzte er seine unangefochtene Erfolgsserie fort. Der „Fedexpress“ aus der Schweiz erreichte ohne jegliche Verspätung sein Ziel. Kurz und schmerzlos gewann Roger mit 6:3, 6:1 und 6:3. Es ist offensichtlich, dass der Schweizer sich rechtzeitig für Wimbledon in eine herausragende Form gespielt hat, die es ihm sogar ermöglichen könnte, den Titel zum siebten Mal zu holen.
Auch der an Nr.8 –gesetzte Kanadier Milos Raonic gab in dem Duell der Aufschlagriesen mit Lukasz Kubot aus Polen keinen Satz ab. Mit 7:6, 7.6 und 6:2 spielte er sich ohne ein Break seines Gegners in die vierte Runde.
Wir hatten den jungen „Aussie“ Nick Kyrgios in einem Porträt in unserem Blog vorgestellt. In Wimbledon hatte der Halbgrieche in den ersten Runden positiv auf sich aufmerksam gemacht. Gegen den tschechischen Youngster Jiri Vesely hat er seinen Traum vom Erreichen eines Achtelfinals in einem Grand Slam schon jetzt realisiert: Kyrgios gewann mit 3:6, 6:3, 7:5 und 6:2.
Um 20 Uhr Ortszeit musste Sabine Lisicki alle ihre Rasenkünste aufbieten, um der an 6-gesetzten Serbin Anna Ivanovic Paroli bieten zu können. Sabine ist auf dem Wimbledon-Grass gleich wieder in ihrem Element. Ein rasantes und hochklassiges Match auf Augenhöhe wird von Anfang an den Zuschauern geboten. „Bine“ wirkt entfesselt, wenn sie auf dem heiligen Rasen antreten darf. Sie bietet „Großes Tennis“, begeistert die Zuschauer und gewinnt – bis in die Fußspitzen entschlossen – den 1.Durchgang mit 6:4. Ivanovic spürt den Rausch, in den sich die Berlinerin gespielt hat und verlangt nach Abbruch wegen Dunkelheit. Lisicki zeigt Entertainer-Qualitäten: Lachend wendet sie sich direkt an die Zuschauer und fragt sie, ob sie nicht auch wollen, dass das Match fortgesetzt wird. Spontan begeistert stimmt das Publikum dem Wunsch ihrer Königin lautstark zu. Noch hat Basisdemokratie nicht Einzug in den Showsport Tennis gefunden, Ivanovic bleibt demonstrativ auf ihrer Bank sitzen. Aber auch die Turnierleitung plädiert nach Minuten für die Fortführung des Schauspiels. Nach dem 1:1 im zweiten Durchgang, wird dann aber doch entschieden, das Match abzubrechen.
Wegen des spielfreien Sonntags geht die Show von „Bumm-Bumm-Bine“ jetzt am Montag weiter.