Der anhaltende Regen am Samstag und das traditionelle britische Gesetz, dass am heiligen Sonntag nicht gearbeitet, respektive nicht Profitennis gespielt werden darf, hatten den Ablaufplan in Wimbledon am Montag bis oben hin vollgestopft. Fünf unterbrochene Spiele vom Samstag sollten am heutigen Tag fortgesetzt werden – darunter auch Sabine Lisickis Auseinandersetzung mit Ana Ivanovic.
Bei 6:4 und 1:1nahmen die Deutsche und die Serbin auf Court 1 ihr Match wieder auf. Sabine vergibt einige Chancen im Aufschlagspiel der Serbin, verliert auch gleich ihr eigenes Servicegame mit zwei Doppelfehlern und ist schnell 1:3 und dann 2:5 in Rückstand. „Bine“ konnte noch nicht an ihre Leistung vom Samstag anknüpfen. Vor Beginn ihres Aufschlagspiels beginnt es leicht zu regnen. Eine Unterbrechung käme diesmal vielleicht nicht ungelegen. Bei Einstand im achten Spiel bricht der Schiedsrichter ab. Der berühmte „Manic Monday“, der „wahnsinnige“ Montag, spielt wieder sein Spiel.
Nach eineinhalb Stunden ging es weiter. Ivanovic gewinnt den zweiten Satz schnell mit 6:3. “Bine“ beendet ihr erstes Aufschlagspiel im entscheidenden Durchgang erfolgreich, breakt die Serbin im zweiten Spiel, baut dann die Führung entschlossen über 3:0 auf 4:1 aus. Die Selbstzweifel, die bei heutigem Spielbeginn auf Lisickis Gesicht zu lesen waren, sind längst gewichen und haben Spielfreude und Siegeswillen Platz gemacht. Mit fehlerlosen, aggressiven Tennis nimmt sie Ivanovic wieder den Aufschlag ab und serviert zum Matchgewinn. Zwei direkte Returnfehler der sensiblen Serbin und zwei darauf folgende Asse der Deutschen beenden den Entscheidungssatz mit 6:1. „Bumm Bumm Bine“ ist im Achtelfinale. Ihre „Love Affair“ mit dem Londoner Rasen gefällt uns uneingeschränkt!
Das Aufeinandertreffen der jungen USA-Hoffnung Madison Keys mit Yaroslava Shvedova war Samstag bei 6:7 und 6:6 unterbrochen worden. Keys sagte ihre weitere Teilnahme dann wegen einer Oberschenkel-Verletzung ab. Die letzte US-Spielerin in der Einzelkonkurrenz ist jetzt auch ausgeschieden.
Vor der ersten Regenunterbrechung konnten noch einige Spiele, die auf den Nebencourts angesetzt waren, beendet werden. Im rein tschechischen Duell zwischen Lucie Safarova und Tereza Smitkova fegte Safarova ihre „Landsfrau“ mit 6:2 und 6:0 vom Platz und erreichte damit schon das Viertelfinale.
Eugenie Bouchard, die in der dritten Runde Andrea Petkovic geschlagen hatte, traf unter dem Dach des Center Courts auf die Serena Williams- Bezwingerin Alize Cornet. Im Duell der exemplarischen Vertreter der Young Ladies- Generation, die – ohne Mitleid für Gegner und Tennisball – auf die Filzkugeln „draufdrischt“, setzte sich die etwas variablere und auch gelassenere Kanadierin Bouchard mit 7:6 und 7:5 durch. Seit Turnierbeginn hat „Genie“, die jetzt im Viertelfinale steht, noch keinen Satz abgegeben. Eine mutige Weissagung von ansonsten bescheidenen Bloggern gefällig? Na gut – die Kanadierin gewinnt Wimbledon 2014!
Caroline Wozniacki, die sich in Wimbledon bisher sehr stark präsentierte, trat gegen Babora Zahlavova Strycova, die Na Li aus dem Turnier geworfen hatte, an, um in das Viertelfinale einzuziehen. Die Dänin begann zu passiv, verlor den ersten Satz mit 2:6. Im zweiten Durchgang spielte sie aggressiver, musste bei 4:5 zwei und bei 5:6 drei Matchbälle abwehren und verliert trotzdem den Satz und das Match mit 5:7. Damit bescherte sie der 28-jährigen Strycova den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere.
Wie schon bei den French Open scheiden die Topgesetzten bei den Ladies schon in den ersten Runden Tag für Tag aus. Heute lag die an 4-gesetzte Polin Agniezka Radwanska gegen die Russin Ekaterina Makarova schon mit 3:6 und 0:5 zurück, als die zweite Regenunterbrechung am Tag ihr eine Gnadenfrist gab. Noch ist Polen nicht verloren. Am späten Abend spielte die Polin bei der Wiederaufnahme der Begegnung noch sechs Punkte und verlor den zweiten Satz mit 0:6. Polen hat doch verloren.
Nach der ersten Regenpause ging Petra Kvitova gegen die Shuai Peng auf den Court und machte mit der Chinesin dann 6:3, 6:2 „kurzen Prozess“. Kvitova ist damit die dritte Tschechin im Viertelfinale des Grand Slams in London!
Bei den Herren hatte am Samstag überraschend der Italiener Sandro Bolleli dem an 10-gesetzten Japaner Kei Nishikori große Probleme bereitet. Bei dem Stand von 3:3 im fünften Satz setzten die Kontrahenten den Kampf fort.Nishikori brauchte am Manic Monday noch vier Spiele, um mit 3:6, 6:3, 4:6, 7:6 und 6:4 in das Achtelfinale einzuziehen.
Stanislas Wawrinka hatte es eilig und überrollte den Usbeken Denis Istomin noch vor der Regenunterbrechung: Mit 6:3, 6:3 und 6:4 hat der Schweizer die Runde der letzten 16 erreicht.
In das Viertelfinale ist der an 26-gesetzte Kroate Marin Cilic eingezogen. 31 Asse halfen bei seinem 7:6, 6:4 und 6:4-Sieg über den Franzosen Chardy.
Andy Murray setzte sich spätnachmittags mit Kevin Anderson auf dem Center Court auseinander. Unter dem schützenden Dach spielte der Titelverteidiger fast fehlerloses Rasentennis. Der Schotte gewann gegen einen starken Gegner wieder ohne Satzverlust. Mit 6:4, 6:3 und 7:6 erreicht er das Viertelfinale.
Das „Aufschlagtier“John Isner aus den USA war der letzte Überlebende seiner Nation im Kampf um den Titel in London. Dem Spanier Feliciano Lopez gelang es, mit wenigen Breakbällen 6:7, 7:6, 7:6 und 7:5 gegen ihn zu gewinnen. „Ami go home“ ist längst kein frommer Wunsch mehr in London – jetzt ist auch der letzte „Ami“ im Einzel aus dem Turnier.
Spätabends stieß auch der Grigor Dimitrov in das Viertelfinale vor. Bei seinem 6:4, 7:6, 6:2- Sieg gegen den Argentinier Leonardo Mayer beeindruckte der immer stärker werdende Bulgare.
Nach dem Sieg des Bulgaren hätte Angelique Kerber auf Court 1 noch zu ihrem Achtelfinalspiel gegen die Turnierfavoritin der Experten, Maria Sharapova, antreten müssen. Ein dritter Regenschauer verhinderte das erst einmal. „It‘ just another Manic Monday“….
Das Highlight des Tages, die Achtelfinal-Begegnung Djokovic gegen Tsonga begann um 19 Uhr Ortszeit auf dem Center Court.Dieses Match kann unter dem Dach nicht wegen Regen abgebrochen werden – eher wegen der Dunkelheit. Aber der überragende “Djoker” schafft es gegen einem immer mehr riskierenden Tsonga doch noch, das Match am Montag zu beenden. Der 6:3, 6:4und 7:6 Sieg, deutet an, dass für den Serben das Erreichen des Viertelfinals nur eine Zwischenstation auf seinem zielstrebigen Weg in Wimbledon ist.
Zum Schluss des Posts kein Tagesfazit, sondern eine Frage: Ist es wirklich zeitgemäß,dass angesichts des Londoner Wetters und des gehörig durcheinander geschüttelten Tableaus, das für ungleiche Erholungsphasen bei den Spielern und Spielerinnen und damit für ungleiche Wettkampfvoraussetzungen sorgt, an einer „mittelalterliche“ Tradition, dem „arbeitsfreien“ Sonntag, festgehalten wird?