Das beeindruckende Auftreten der deutschen Spieler bei den „German Open Championships hat sich herumgesprochen. Am Achtelfinaltag strömen die Tennisfans durch die Portale der Anlage an der Rothenbaumchaussee. Klarer blauer Himmel, Sonnenschein und karibische Temperaturen waren ein weiterer Ausdruck der Außergewöhnlichkeit des Hamburger Großereignisses.
Wer kein Eintrittsgeld bezahlen wollte (oder konnte), kam trotzdem in den Genuss, das Match vom Paradiesvogel Dustin Brown gegen den Spanier Pablo Andujar auf dem „Arriba Match Court“ verfolgen zu können. Die charmante und soziale Idee, nur für die Spiele auf dem Center Court Eintrittsgeld zu verlangen, wurde auch in diesem Jahr von der Turnierleitung fortgeführt. Es kam gerade vielen jungen Tennisfans zu Gute, dass eines der Tageshighlights auf dem Matchcourt Nr.1 stattfand.
Dustin serviert im 2.Game bei einem Big Point ein Ass, das der Schiedsrichter als Netzberührung erkennt, obwohl der Ball eine Hand breit über dem weißen Band in das gegnerische Feld flog. Der Rastamann diskutierte vergeblich mit dem Umpire, schoss einen Ball in den blauen Himmel, als er das Servicegame noch verlor. Bis zum 1:6 Satzverlust hatte er diese Szene noch nicht verarbeitet. Auch im zweiten Durchgang verschlug Brown mehrere schon so gut wie gewonnene Punkte und vergab gerade aus dem Halbfeld viele aussichtsreiche Angriffsschläge. Trotz einiger gelungener Wahnsinnsschläge musste er sich dem soliden Spanier auch in diesem Satz mit 2:6 geschlagen geben. Eine vergebene Chance! „Dust in the wind“…
Zur gleichen Zeit fand auf dem Center Court die Auseinandersetzung des Lokalmatadors Tobias Kamke mit dem an 4-gesetzten Alexander Dolgopolov statt. Der Ukrainer wirkte überlegen, aber Tobi kämpfte sich immer wieder in das Match und konnte sogar, zur Freude der Zuschauer, den ersten Satz mit 7:5 gewinnen. Im zweiten Durchgang stellte Dolgopolov die normal zu erwartenden Leistungsverhältnisse wieder her und gewann klar mit 6:2. Das kann einen Kamke nicht erschüttern. Die Zuschauer trauten ihren Augen nicht, als der Lübecker wieder die Initiative ergriff und im entscheidenden Satz sogar 5:2 in Führung ging. Als er den Triumph vor Augen hatte, riss kurz der Faden bei dem Lokalmatador und der Ukrainer holte Spiel für Spiel auf. Nach dem 5:5-Ausgleich traute kaum einer dem – sich ärgernden und scheinbar frustrierten – Deutschen noch einen Sieg zu. Aber Tobi fightete sich wieder zurück, ihm gelangen tolle Punkte und er brachte das Match mit 7:5 nach Hause. Hamburg jubelte. Der erste junge Deutsche mit hanseatischen Wurzeln hatte das Viertelfinale erreicht.
Der nächsten Begegnung auf dem Center Court, zwischen Alexander Zverev und dem an 10-gesetzten Santiago Giraldo, fieberten wohl die meisten Besucher des heutigen Tages entgegen. Der 17-jährige begann, als wenn es sich um ein Trainingsspiel auf seiner Heimanlage beim Uhlenhorster Hockey Club handelte. Gerade die Aufschläge des „Schlacks“ (insgesamt 7 Asse) flößten seinem Gegner am heutigen Tag Respekt ein. Ein(!) verwandelter Breakball genügte „Sascha“, um den ersten Satz mit 6:4 zu gewinnen. Auch im zweiten Satz gelingt ihm wieder ein Break mit einem einzigen Breakball und er geht 5:4 in Führung. Zum Leidwesen des mitfühlenden Publikums „wackelt“ plötzlich ausgerechnet der Aufschlag. Zverev bringt kein erstes Service mehr in das Feld, produziert sogar seinen ersten Doppelfehler und verliert das Game (nach vergebenem Matchball bei 40:30!) zum 5:5. Der Kolumbianer bringt sein Aufschlagspiel mit einem weiteren von sieben Assen durch. Trotz eines zweiten Doppelfehlers gleicht das deutsche Ausnahmetalent zum 6:6 aus. Im Tiebreak geht er 4:2 in Führung, verliert dann 3 Punkte in Folge und muss bei 5:6 den ersten Matchball abwehren. Das gelingt ihm. Kaltblütig wie ein routinierter Spitzenprofi macht er auch den nächsten Punkt und serviert zum Matchgewinn. Jetzt gibt es kein Zögern mehr. Alexander Zverev verwandelt cool seinen insgesamt zweiten Matchpoint und zieht als nächster (Nord-!)Deutscher in das Viertelfinale der German Open Championships ein! In der Runde der letzten Acht trifft Sascha Zverev jetzt auf Tobias Kamke, seinem ehemaligen Vereinskameraden vom UHC Hamburg!
Die Begegnung von Philipp Kohlschreiber gegen Gilles Simon konnten wir nicht live auf dem Center Court mit verfolgen. Deshalb „saugen wir uns jetzt nichts aus den (Tipp-)Fingern“ und präsentieren nur das Ergebnis: Der Augsburger kam mit einem 7:5 und 6:3 als dritter Deutscher in das Viertelfinale. Wann hatte es das zuletzt gegeben?
Der Österreicher Dominic Thiem wurde in seinem Siegeszug in Hamburg von Leonardo Mayer gestoppt. Der Argentinier besiegte die Nachwuchshoffnung des Alpenlandes mit 6:3 und 6:2. Mit Tommy Robredo schied ein weiterer Topgesetzter aus dem Turnier aus. Der Tscheche Lukas Rosol bezwang den Spanier mit 7:5 und 7:6. Im Duell der beiden Serben Dusan Lajovic und Filip Krajinovic, musste Krajinovic bei 1:3 im ersten Satz wegen Erkrankung aufgeben. Der Topgesetzte David Ferrer hat in Hamburg noch immer nicht seine Rückhand wiedergefunden, strahlte aber trotzdem glücklich nach seinen 6:3, 3:6 und 6:3-Sieg gegen den Italiener Andreas Seppi.
Tag für Tag kommen mehr Zuschauer zum Rothenbaum – zur Freude des Turnierdirektors Michael Stich. Morgen wird „die Hütte so richtig brennen“. Nicht wegen der ungewöhnlichen Hitze, sondern weil „unsere Jungs“ wieder ein „Feuerwerk an tollen Schlägen“ präsentieren werden.
17. Juli 2014 um 22:28 Uhr
Das gleichzeitig stattfindende Jugendturnier konntet Ihr leider auch nicht verfolgen, der Hamburger Marvin Möller
schlug Rudi Molleker 6-3 6-2.
Rudi Molleker ist derzeit die Nummer 1 in Europa U14.
Marvin Möller ist 2 facher deutscher Meister und die Nummer eins in Deutschland Jahrgang 99 und jünger.
Morgen 12 Uhr HF gegen Niclas Schell.