Es ist das Schicksal von weisen Aussagen, dass sie die Realität treffend beschreiben. Der lakonische Satz von Novak Djokovic, dass „es so schwer ist Selbstvertrauen zu gewinnen – und es so leicht ist, es zu verlieren“, ist für ihn zur „Selbsterfüllenden Prophezeiung“ geworden. In seinem nächsten Match nach dieser Äußerung, hatte der Serbe unerwartete Probleme gegen Simon und verlor dann in zwei Sätzen gegen Robredo. Da fehlte das gewohnte Selbstbewusstsein. Sein Coach Becker muss jetzt in der nächsten Woche seine psychologischen Fähigkeiten beweisen.
Aber der Weltranglistenerste ist nicht der einzige, der um seine psychische Stabilität kämpft. Berdych scheint aktuell ganz weit weg davon zu sein, Dimitrov hat Selbstvertrauen eingebüßt, Murray hat es noch nicht ganz wiedergefunden, Wawrinka demonstriert gegenwärtig, dass er in alte psychische Probleme zurückgefallen ist. Die deutschen Herren konnten aufgrund ihrer Niederlagenserie schwer Selbstvertrauen „tanken“. Mit der Ausnahme vom erfolgreicheren Philipp Kohlschreiber – aber um mit voller Siegeszuversicht in den US Open zu starten, fehlt ihm noch ein Quäntchen. Das hätte er sich mit einem Sieg über David Ferrer, dem er so nahe war, verschaffen können.
Selbstvertrauen hat David Ferrer immer wieder in den letzten Wochen gezeigt. Roger Federer spielt schon das ganze Jahr 2014 mit viel größerer Zuversicht und Überzeugung. Es ist kein Wunder, dass diese beiden Eliteprofis im Finale des letzten großen Turniers vor Flushing Meadow standen. Im ersten Satz standen sich zwei ebenbürtige Spieler gegenüber. Federer nutzte kühler seine Breakchancen und gewann den ersten Durchgang mit 6:3. Das erste Spiel des zweiten Satzes dauerte 6 Minuten. Als der Schweizer es verlor, riss der Faden in seinem Spiel. Besonders der 1.Aufschlag misslang ungewöhnlich oft. Ferrer setzte sich mit 6:1 durch. Der Schweizer nahm eine kurze Pause und kehrte dann mit neuer Motivation auf den Platz zurück. Sein spanischer Gegner hatte eigentlich keine Chance bei den nun sehr beeindruckenden Servicegames des momentanen Weltranglistendritten. Federer gewann mit 6:2 den entscheidenden Durchgang. Damit holte er den Titel in Cincinatti zum sechsten Mal und hatte nebenbei seinen 8o. Turniersieg auf der ATP-Tour eingefahren.
Wenn Roger dieses Niveau hält, ist er aktuell der Favorit für den Gewinn der US-Open.
Bei den Damen ist die Situation anders als bei den Herren. Hier gibt es eine breitere Elite, in der „an einem guten Tag“ auch die Spielerin mit der niedrigeren Weltranglistenposition eine absolute Topspielerin schlagen kann. Zu diesem Kreis kann man Kerber und Petkovic rechnen – vielleicht auch Lisicki.
In der Generalprobe für die US Open, inCincinatti, stand dann auch die Weltranglistenerste Serena Williams im Endspiel gegen Ana Ivanovic, die sich ständig in den letzten Wochen gesteigert hatte.
Serena Williams zementierte auch in Cincinatti ihren Anspruch auf den Titel in New York. Die Art und Weise, wie sie Ana Ivanovic im Finale der „Southern& Western Open“ dominierte, war beeindruckend. Nicht nur 12 Asse bewiesen, dass die jüngere Williams-Schwester sich auf dem richtigen Weg befindet. Der 6:4 und 6:1-Sieg war ihr fünfter Titelgewinn in fünf Endspielen auf der WTA-Tour 2014.
In dieser Woche werden die meisten WTA- und ATP-Topspieler sich in Ruhe auf das Großereignis in Flushing Meadow im Training vorbereiten.