Nachricht über eine längst erwartete DTB-Aktion – eine Parodie?

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Der folgende Post ist ein Beitrag zur Rubrik „What’s up“, die vorwiegend zeitnahe Ereignisse im Tennisgeschehen behandelt. Heute bezieht sich der Text auf die aktuelle mediale Darstellung des Deutschen Tennis Verbandes. Wir wollen die Problematiken benennen, die eine nicht durchdachte und unprofessionelle Außendarstellung mit sich führen und mögliche Auswirkungen darstellen.

 

Sabine Lisickis Siegeszug in Wimbledon bringt Tennis endlich wieder auf die Titelseiten der deutschen Printmedien.

Der Hamburger Turnierdirektor hat mit seinem hervorragend besetzten und durchgeführten Traditionsturnier sofort einen weiteren positiven Stich gesetzt – Tennis auf der Erfolgspur. Das Image wird wieder aufpoliert.

Im direkten Anschluss an diese Erfolge lesen wir jetzt eine Nachricht in einer großen deutschen Tageszeitung: Unter der Rubrik „Tennis“ folgt der Titel „DTB fordert mehr Unterstützung“

Erster Gedanke: Jetzt springt der DTB auf den fahrenden Zug auf. Zweiter Gedanke: Warum starten die ihre Profilierung gleich mit einer Forderung? Was haben die hohen Herren denn Unterstützung zu fordern – müssten sie nicht zu erst einmal selbst tätig werden? Wir warten doch schon so lange auf eine visionäre Aktion der Verwalter des deutschen Tennis! Ist denn unsere Forderung unberechtigt, dass sie die vorbildlichen Leistungen ihrer Sportler und ihrer Turnierdirektoren jetzt endlich mit eigener Arbeit und mit sinnvollen Beiträgen unterstützen sollten?

Im anschließenden Zeitungstext wird dann ausgeführt, dass der Beirat des DTB auf „stärkere finanzielle Unterstützung für die männliche Jugend“ hofft. Das klingt immerhin bescheidener als der gierig wirkende  Eindruck, den man beim Lesen des Titels gewonnen hatte.

In dem folgenden Satz wird auf die „hoffende Forderung“ näher eingegangen: „Bereits 300.000 Euro würden reichen, um den Talenten einen Trainer zur Verfügung stellen zu können.“ Es können ruhig auch mehr als nur 300 Tausender sein… Man traut seinen eigenen Augen nicht mehr. Ist das ihr Ernst? Feiern die beim DTB Karneval im Hochsommer? Haben die einen Stich?

Nee, den haben sie nicht. Mit dem haben sie seit längerer Zeit die Kommunikation unterbrochen.

Sparen wir uns die verzweifelten Fragen – kommen wir auf die Tatsachen zurück: Im Deutschen Leistungs-Zentrum sind mehrere gut bezahlte Trainer angestellt. Die DTB-Jugend hat einen Chef-Praktiker und einen Chef-Theoretiker. Darüber thront ein ehemaliger Spitzenspieler, der für die Koordination zuständig ist. Jetzt wird also noch ein Trainer benötigt, der allein schätzungsweise 15 – 20 förderungswürdigen Talenten zur Verfügung steht?

Wir stellen uns vor, wie der geforderte neue Trainer mit einer wilden Horde von 15- 20  pubertierenden Tennistalenten auf Turnierreise geht. Dann sind mindestens 250.000€ von den mindestens 300.000 € Jahresgage wohl verdientes Schmerzensgeld für diese unlösbare Aufgabe! Dafür könnten wir mitleidendes Verständnis aufbringen.

Tennis hat (leider) immer noch in bestimmten Kreisen der Öffentlichkeit das Image einer Elite-Sportart. Wenn der ehrenamtliche Jugendtrainer im Fußball liest, dass sein Tenniskollege einen hohen sechsstelligen Betrag für seine Dienste erhalten soll, fällt der vom Glauben (an die Vernunft im Tennis) ab. Der (falsche?) Eindruck in der Öffentlichkeit, dass im deutschen Tennis viel zu viel für zu wenig Leistung bezahlt wird, wird durch diese Presseveröffentlichung wohl kaum korrigiert.

Am Ende des Zeitungstextes wird noch darauf verwiesen, dass „für die weibliche Jugend (…) mit dem Automobilriesen Porsche ein Geldgeber parat“ steht.

Haben die Mitglieder des DTB-Beirats, die diese Information stolz herausgegeben hatten, kollektive Demenz? Haben die schon vergessen, welchen Skandal dieser eigentlich positive Vertrag durch seine Nebenwirkungen ausgelöst hatte? Bundestrainerin Barbara Rittner hatte den Vertrag eingefädelt, die DTB-Spitze hatte sich selbst damit gebrüstet und war nicht bereit Provisionen zu zahlen. Im weiteren Verlaufe musste Brune, der neue Geschäftsführer des DTB, aufgrund einiger „Verwicklungen“ schon nach kurzer Amtszeit zurücktreten. Muss man jetzt unbedingt wieder die Öffentlichkeit daran erinnern? Muss man wieder so tun, als ob der Porsche-Vertrag eine eigene Leistung wäre?

Wir können uns des Eindruckes nicht erwehren, dass die acht „Ehrenämtler“, die in Hamburg getagt hatten, den frischen Wind im deutschen Tennis spürten und unbedingt jetzt auch einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung des deutschen Tennis leisten wollten. Das ist ehrenwert. Das ist gut gemeint. Das hat aber das Ziel letztendlich verfehlt.

Wenn der DTB-Beirat glaubt, mit diesem Informationsdienst einen Sponsor aus der Wirtschaft gewinnen zu können, wünschen wir viel Glück. Es spricht aber eher für seine herzerfrischende Naivität. Auf jeden Fall ist diese Art der PR nicht zeitgemäß! Hatte unser neuer DTB-Präsident nicht in seiner Antrittsrede gefordert, dass das deutsche Tennis jetzt mit dem Zeitgeist gehen müsse? Diese Forderung ist berechtigt – sie sollte jetzt endlich einmal in die Tat umgesetzt werden! Seine Mitarbeiter haben mit dieser Aktion bewiesen, dass sie den Zeitgeist noch immer nicht begriffen haben.

Zum Schluss dieses Beitrages zitieren wir ein ewig gültiges Graffito, das seit Jahrzehnten an der Wand des Hamburger Uni-Kinos steht:

„Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen…“

 

P.S.

Auch als Blogger sollte man sich an die ethischen Prinzipien des Journalismus halten: Wir haben deshalb recherchiert und nach den tatsächlichen Aussagen des DTB-Beirats, der diese Zeitungsnachricht hervorgebracht hatte, gesucht. Wir sind beim Sport1-Internetdienst fündig geworden. Hier wird sachlich dargestellt, dass das achtköpfige Gremium, der Beirat, „ehrenamtlich in beratender Funktion für den DTB-Präsidenten Karl Altenburg tätig“ ist. Dieser Beirat will durch Kontakte das Team des Präsidenten unterstützen. Die Suche nach Förderern speziell des männlichen Nachwuchses hat beim DTB jetzt oberste Priorität. Der Beiratsvorsitzende Jürgen Weber: „Schon eine Summe zwischen 200.000 und 300.000 Euro würde uns sehr weiterhelfen.“

Das klingt viel sachlicher und angemessener, als die Informationen, die der Journalist der Tageszeitung veröffentlicht hat. Da hat der Journalist, der diese Informationen erhalten hatte, wohl vieles durcheinander gebracht. Vielleicht mit Absicht? So weit weg ist diese fast paranoide Spekulation nicht, wenn man die sachlichen Informationen mit ihrer Verarbeitung vergleicht.

Eine kritische Frage sei hier noch einmal erlaubt: Wo ist der neu eingestellte PR-Chef des DTB gewesen, als der Beirat seine Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit präsentierte? Ist es nicht seine Aufgabe, die Nachrichten so zu publizieren, dass sie keine solchen Missverständnisse hervorrufen können? Die kurze – und vielleicht sehr fehlerhafte – Meldung in der Tagespresse hat eher dafür gesorgt, dass der frische Wind aus den Segeln des deutschen Tennis genommen wurde.

In unserem nächsten Beitrag unter „What`s up“ werden wir in zwei Tagen einen objektiveren Post zu diesem Thema in das Netz stellen. Dieser neue Text wird der subjektiven Kritik dieser Parodie aus Gründen der Gerechtigkeit und Fairness sachlich- differenzierte Informationen gegenüberstellen.

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