Im unserem letzten Post haben wir eine Parodie zu den Tätigkeiten des DTB in das Netz gestellt. Der Inhalt war wohl interessant: wir haben die bisher höchste Tagesbesucherzahl mit diesem Text erreicht! Mit dem heutigen Post setzen wir das Thema mit sachlicheren Argumenten fort. Das erfordert etwas mehr Geduld beim Lesen – lohnt sich aber. Es geht nämlich um die Zukunft unserer Sportart!
Wir konnten in den letzten Wochen mit Freude von dem Aufschwung des Tennissports in Deutschland berichten. Auch der DTB hat die Chance des Augenblicks „erkannt“ und nutzt diese zum öffentlichen Betteln. Am nächsten Tag wird auch noch der Streit zwischen DTB-Präsident Altenburg und Michael Stich medial breitgetreten.Damit hat man den positiven Trend, den das Tennis kurzfristig erfahren hatte, mit zwei unnötigen Eskapaden schnell ausgebremst.
Da wurde anscheinend versucht, das eigene Image zu stärken – auf Kosten der Sportart Tennis. Dessen Image nach verschiedenen sportsoziologischen Untersuchungen heutzutage sicherlich als angeschlagen, zumindest aber als unklar eingeschätzt werden kann. Die Verbesserung des Images, die Erarbeitung eines klaren Profils, ist aber eine zentrale Aufgabe der neuen Führung des DTBs.
Stellt sich die Frage: Was ist ein Image?
Und basierend darauf: Warum braucht Tennis ein eindeutiges Image?
Das Wort Image lässt sich am ehesten übersetzten mit „dem Bild“, das etwas oder jemand abgibt. Für den Erfolg einer Sportart, eines Unternehmens oder einer Person ist in der heutigen Zeit das Bild, das andere von ihr oder ihm haben, grundsätzlich entscheidend. Das Interesse oder Desinteresse, bzw. die Sympathie oder Antipathie in der Gesellschaft hängt in starkem Maße davon ab, welches Image vorliegt. In der Wirtschaft ist diese Tatsache schon lange bekannt, nicht umsonst steigen die Etats für Werbemaßnahmen und Imagekampagnen nach wie vor jedes Jahr. Die positive Beeinflussung durch die Außendarstellung entscheidet dann über den Erfolg.
Auch Tennis mit seinen Institutionen unterliegt als Unternehmen diesen „Phänomenen“. Eine Voraussetzung für die Formung eines klaren Images ist eine geschlossene Linie in der öffentlichen Darstellung, die die formulierten Ziele der obersten Instanz wiedergibt.
Ist der neuen DTB-Führung eine geschlossene Außendarstellung bisher gelungen?
Einige Fakten sprechen dagegen: Streitereien über einen Sponsorenvertrag, Rücktritt des Geschäftsführers nach einem halben Jahr, heftige Diskrepanzen zwischen einigen Landesfürsten und der Verbandsspitze sowie der öffentliche Streit mit dem Turnierdirektor der German Open.
Das wirkt nicht wie eine klare Linie, sondern wie ein Schlangenkurs auf stürmischer See.
Dies wirft eine weitere elementare Frage auf: Hat der DTB klare Ziele bezüglich seines Images bisher ausformuliert? Hat er nachhaltige Pläne bezüglich seiner Entwicklung in den nächsten 2 oder 5 oder 10 Jahren vorliegen?
Uns ist in Erinnerung geblieben, dass die neue DTB-Führung sich dem Zeitgeist anpassen will.
Die Vergangenheit hat bewiesen, dass wir uns wohl noch etwas gedulden müssen, wenn wir auf die Realisierung dieses wichtigen Ziels warten. Wir geben die Hoffnung nicht auf.
Ein weiteres Ziel für die Bildung eines positiven Images wäre die Förderung der Leistungen der Spitzensportler auf höchstem internationalem Niveau. Hier hatte das deutsche Tennis eine weltweit anerkannte Tradition. Die gut organisierte Nachwuchsarbeit und die letzten Erfolge – gerade der Damen – auf der ATP- und WTA-Tour zeigen wieder einen positiven Trend.
Werden diese positiven Trends vom DTB aktiv unterstützt?
Warum kommt der DTB-Vorstand nicht einmal auf die naheliegende Idee, dem „Glücksfall“ Sabine Lisicki nach ihrer Rückkehr aus Wimbledon einen Blumenstrauß in der Öffentlichkeit als kleine Geste zu überreichen und in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sabine die Ursachen ihres Erfolges darzustellen? Das wäre Werbung für den deutschen Tennissport, das wäre auch Werbung in eigener Sache. Darüber hinaus würde Geschlossenheit und Loyalität demonstriert.
Ein erster großer Schritt in Richtung eines sympathischen und leistungsorientierten Images.
Fehlt dem Vorstand vielleicht die emotionale Bindung zu seinen Spitzensportlern, um diese „leichte Übung“ zu verwirklichen?
Gehen wir weiter: Trotz der Tatsache, dass die höchsten Positionen des Verbandes mit „erfahrenen Marketingleuten“ besetzt sind, sind der Öffentlichkeit die Strategien, mit denen diese Experten ihre Ziele verfolgen, nicht bekannt.
Vielleicht ist deshalb auch kein klares Konzept zu erkennen.
Die Veröffentlichung von Strategien und Konzepten würde zwar dem Image des Tennisverbandes dienen und das Vertrauen der deutschen Tennisöffentlichkeit stärken, aber es gibt auch wirtschaftliche Unternehmen, die ihre Pläne „im Geheimen ausbrüten“, um den Markt mit innovativen Produkten zu überraschen.
Wenn der DTB-Spitze dieses „Geheimkonzept“ vorschwebt, wäre es allerdings an der Zeit, dass eine große „Vision“ oder eine durchschlagende Aktion jetzt in die Tat umgesetzt wird.
Gehen wir noch einen Schritt weiter:
Die öffentliche Darstellung ist für das Image entscheidend. Die Massenmedien verbreiten als wichtigstes Organ Informationen. Aufgrund dieser Informationen entstehen Images. Wie diese Informationen aufgenommen und verarbeitet werden, hängt von ihrem Inhalt ab. Werden positive, einheitliche Inhalte transportiert, entsteht eine emotionale Verankerung und der Rezipient fasst die Informationen in einem profilierten Image zusammen.
Emotionen sind neben dem Faktor Leistung bedeutungsvoller Bestandteil des Images des Sports. Über Emotionen entsteht die Bindung an eine Sportart oder aber dessen Ablehnung.
Deshalb plädieren wir für eine stärkere Fokussierung der Öffentlichkeitsarbeit über emotionale Bilder. Sabine Lisickis Erfolg in Wimbledon hat gezeigt, was gute Leistung gepaart mit authentischem, Emotionen auslösendem Auftreten bei den Zuschauern bewirken kann. Kann das nicht als wegweisend in Betracht gezogen werden? Sollte der DTB-Vorstand jetzt nicht unbedingt Verhandlungen mit den TV-Sendern aufnehmen, um Tennis wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu bringen? Stars wie Lisicki, Petkovic, Kerber, Görges, Haas – aber auch die Talente wie Barthel oder Brandts (okay, das ist unser neuer Favorit – vielleicht auch, weil er sich so früh positiv zu unserem Blog geäußert hat…) – haben die Emotionalität, die Authentizität und das sportliche Können, um faszinierende Bilder in die Wohnstuben der Fernsehzuschauer zu senden.
Nutzt die Gelegenheit! – möchten wir in aller Bescheidenheit unserer Führung zurufen. Das deutsche Tennis der Gegenwart bietet beste Voraussetzungen für eine vielversprechende professionelle Präsentation vor den verschiedenen TV-Intendanten!
Wir wollen nicht behaupten, dass eine positive Entwicklung des Deutschen Tennis ein Selbstläufer ist und der aktuelle Stellenwert in der Öffentlichkeit ausschließlich auf unglückliche oder falsche Entscheidungen der „Führungsetage“ zurückzuführen ist.
Die Basis – vom Freizeit- über den Wettkampf- bis hin zum Spitzenspieler, vom Sportwart des Tennisclubs bis hin zum Präsidenten der einzelnen Bundesländer – muss mit eigenem Engagement die Verbandsspitze unterstützen.
In einem Kommentar eines aktiven „Followers“ unserer Texte wurde ein Appell an die Tennisenthusiasten und Leser unseres Blogs gerichtet, sich aktiv an einer Aktion zu beteiligen. Darüber waren wir erfreut. Auch weil wir selbst in unserem Hinterkopf immer mit dem Ziel kokettiert hatten, vielleicht einen kleinen Beitrag zu einer neuen Bewegung im Tennis liefern zu können.
Die Resonanz zu diesem individuellen Aufruf war sehr bescheiden: keiner hat die Idee aufgegriffen.
Sind die Tennisleute in unserer Wohlstandsgesellschaft müde und phlegmatisch geworden?
Hat unsere Tennisjugend keine Visionen für ihren geliebten (?) Sport?
Wollen die „best ager“ keine Verantwortung mehr für die Zukunft des deutschen Tennis übernehmen, obwohl sie doch das „know-how“ hätten?
Ist es nicht billig, andere zu kritisieren, wenn man selbst überhaupt nicht tätig ist?
Ja, das gilt auch für uns: aber immerhin haben unsere Finger Hornhaut vom Tippen auf der Tastatur in den letzten Wochen bekommen…
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Wer andere kritisiert, sollte mit Kritik anderer leben können. Gerade wenn man davon ausgeht, dass Kritiken immer Hinweise für Verbesserungen beinhalten.
Weckt eure müden Geister! Macht euch auf zum Shit-…. nein, besser: zum Blogstorm!