“Verantwortungsbereitschaft – wer, wie,wo und wann?”

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Höchst fatal, bemerkte Schlich,

aber, he, he – nicht für mich.

Wilhelm Busch

In zwei Folgen haben wir die aktuelle Situation des deutschen Tennis in unseren Posts diskutiert. Hauptsächlich wurde dabei die oberste Führungsebene kritisiert.

Es wäre unverantwortlich, die anderen Ebenen zu vernachlässigen:

Da kämpfen die Vereine gegen Mitgliederrückgänge und mit den damit verbundenen finanziellen Löchern im Budget. Im Punktspielbetrieb fallen bundesweit immer mehr Mannschaften aus. Das dramatischte Defizit haben wir bei den Mädchen- und Juniorinnen-Teams festzustellen – obwohl gerade im internationalen Damentennis die deutschen Spielerinnen für Furore sorgen. Das neue deutsche Schulsystem hat dazu geführt, dass die Tennisplätze früh nachmittags verwaisen. Für die Clubwirte – falls die Tennisvereine sich diese Institution noch leisten können – sieht der Abend auch nicht besser aus: gemütliches Beisammensein oder gar gut besuchte Feiern sind weggeschmolzen wie der „Schnee von gestern“. Die Trainer beklagen die mangelnde Leistungsbereitschaft und das Engagement ihrer Schüler und führen das auf die Lähmung durch Computer und iPhones zurück. Und so weiter, und so weiter…

Auf diese beängstigenden Zustände reagieren die Mitglieder mit Routine und chronischer Duldung. Hier und da wird am Stammtisch (den soll es in einigen Tennisvereinen noch geben!) laute Kritik geäußert, aber kaum einer rafft sich auf und packt an, um die geringsten Notstände zu beheben. Der Letzte, der bei der Vorstandswahl im Tennisclub den Raum verlässt, wird Präsident. Diese Vorstände tragen dann ihren Teil zur allgemeinen Lethargie bei und verschleiern oder verschweigen die Tatsachen, um wiedergewählt werden zu können. Dabei wäre entschlossenes Handeln für die Zukunft des deutschen Tennis gerade jetzt von besonderer Bedeutung. Es besteht akuter Handlungsbedarf!

Aber das deutsche Tennis tanzt nicht auf dem Vulkan – es schläft auf ihm ein.

Diese Tendenz ist in unserer Gesellschaft aber nicht nur kennzeichnend für den „weißen Sport“!

Im Tennis drückt sich nur der – auch von der DTB-Führung – so oft zitierte Zeitgeist aus.

Die Probleme im Sport sind nur zum Teil auf die interne Arbeit zurück zu führen, sie spiegeln hauptsächlich den gegenwärtigen Stand unsere Gesellschaft wider. Die brennenden Fragen des deutschen Tennis sind eher im Sog der allgemeinen sozialen, politischen und kulturellen Konstellationen entstanden.

Um Wege aus der Krise zu finden, brauchen wir im Tennis jetzt Mitarbeiter mit fundierten soziologischen Kenntnissen, kombiniert mit qualifiziertem sportlichen Erfahrungsschatz! Leute, die in der Lage sind, die sozio-kulturellen Sachverhalte klar zu analysieren, um dann mit kreativen Köpfen gemeinsam neue und adäquate Lösungswege zu entwerfen.

Die Zeit drängt!

Zum Schluss dieses kurzen „What’s up-Posts“ zitieren wir den Politologen und Soziologen Jürgen Habermas aus seinem Beitrag vom 5. August 2013 im Spiegel. Seine Aussage zu den aktuellen Zuständen in Europa ist unseres Erachtens treffend und kann darüber hinaus als Appell an alle Tennisenthusiasten, denen die Zukunft ihrer Sportart am Herzen liegt, aufgefasst werden:

„Ich stelle nur fest, dass es außerordentliche Situationen gibt, in denen die Wahrnehmungsfähigkeit und die Phantasie, der Mut und die Verantwortungsbereitschaft des handelnden Personals für den Fortgang der Dinge den Unterschied machen.“

Na dann…


 

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