Traumfinale in London

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Die Hierarchien bei den ATP-Herren sind ausgeprägter als bei den Damen der WTA. Bei den Barclay ATP World Tour Finals 2014 in London stehen  vier der besten fünf Spieler der Weltrangliste im Semifinale. Da Rafael Nadal, als aktuelle Nr.3 der Weltrangliste absagen musste, haben sich die vier höchstplatzierten Profis auch im Saisonabschlussfinale durchgesetzt. Neu ist, dass zwei Spieler in den Round Robin-Matches in der englischen Metropole sich noch einmal deutlich von dem Rest des erlesenen Feldes abgesetzt haben: der Weltranglistenerste Djokovic und die aktuelle Nr. 2 der Weltrangliste Roger Federer.

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Wer bei den bisherigen Matches in London Spannung und Überraschungen   vermisst hatte, konnte sich darauf freuen, dass sich das am Samstag bei den Semifinals der ATP-Finals 2014 ändern könnte.   

In der Nachmittagsveranstaltung traf im ersten Halbfinale Novak Djokovic auf Kei Nishikori. Dem Serben kann es in London als erstem Spieler der ATP-Geschichte nach Ivan Lendl (1985 – 87) gelingen, das ATP-Saisonabschluss-Turnier drei Mal in Folge zu gewinnen. Die Bilanz gegen seinen Gegner im Halbfinale ist 2014 ausgeglichen: die beiden Kontrahenten gewannen jeweils 2 Partien  in den 4 Begegnungen der laufenden Saison.

Der Weltranglistenerste geht psychisch entspannt und in den Ballwechseln extrem fokussiert in das Match. Der Serbe breakt den Japaner früh und gibt die Oberhand bis zum Ende des 1. Durchgang nicht mehr ab. Er gewinnt den Satz klar mit 6:1.

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Obwohl unsere deutschen Tennisprofis nicht an den diesjährigen Finals der WTA und ATP teilnehmen konnten, trägt unsere Nation doch zu dem Erfolg eines der Protagonisten des Turniers in London bei: Seit der Zusammenarbeit mit Becker hat Djokovic sein Angriffs- und Volleyspiel verbessert und setzt es auch viel häufiger ein. Auch die Platzierung und Variation des Services von Nole erinnert an Zeiten, als „unser Boris“ noch einige Pfunde leichter war und in der absoluten Weltspitze spielte.   

Im zweiten Durchgang zeigt Nishikori seine größte Qualität: die Resilienz. Er stemmt sich gegen die Niederlage, riskiert mehr und hält damit das Match ausgeglichen. Weltklassetennis wird geboten. Bei 4:3-Führung gelingt es dem Japaner,  zum ersten Mal in London Djokovic  zu breaken. Der 24-Jährige Asiate wittert seine Chance, schlägt zu und gewinnt den 2.Satz mit 6:3. Das Publikum tost und tobt – jetzt endlich sieht es ein hart umkämpftes Match auf höchstem Niveau! Djokoviv ist sauer, reagiert auf die Zuschauer mit sarkastischen Gesten.

Anfang des dritten Satzes wankt der Favorit aus Serbien, muss Breakbälle abwehren. Mit vermeidbaren Fehlern bringt Nishikori seinen Gegner wieder in die Spur und Nole Djokovic zieht den Kopf aus der Schlinge -  auch weil der Japaner jetzt nach den vergebenen Chancen resigniert, gewinnt der Serbe den dritten Satz mit 6:0 und zieht in das Finale ein.    

In der Abendveranstaltung kam es zum Gipfeltreffen des Schweizer Tennis: Federer gegen Wawrinka. Der Champion aus Basel kann zum neunten Mal in seiner Karriere das Endspiel eines ATP-Finals erreichen. Dabei stehen bisher sechs  Titel zu Buche. In direkten Duellen gegen „Stan the Man“ hat Roger auf Hartplatz eine 10:0-Siegesbilanz.

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Federer wirkt zu Beginn angespannt. Schon im zweiten Aufschlagspiel wird er von Wawrinka gebreakt. Dem 29-Jährigen aus Lausanne gelingt ein weiteres Break, er geht 5:2 in Führung. Dann verliert er die nächsten beiden Spiele, bringt aber sein Servicegame durch und gewinnt den 1.Satz mit 6:4. Wenn er den ersten Aufschlag in das Feld brachte, gewann er 100% aller Punkte in diesem Durchgang!

Im zweiten Satz kommt Roger besser in das Spiel, die Grundschläge werden druckvoller und sicherer. Trotz ungewöhnlich schlechter Aufschlagquote  gewinnt er seine Servicegames, vergibt aber seine Breakchancen. Bis zur 6:5-Führung des 33-Jährigen Federer gibt es keinen Aufschlagverlust beider Spieler. Dann gelingen dem Weltranglistenzweiten zwei Traumschläge, er nimmt dem Gegner das Aufschlagspiel ab und gleicht mit 7:5  im zweiten Satz aus.Im entscheidenden Satz verliert Federer nacheinander die vier ersten Punkte und wird gleich von Wawrinkas gebreakt. Bis zur 5:4 Führung des Lausanners werden die Aufschlagspiele durchgebracht. Er serviert zum Match, Federer wehrt drei Matchbälle ab, gleicht dann  zum 5:5 aus. Stan hat zwei Breakbälle in Folge im nächsten Spiel, vergibt sie. Roger führt 6:5. Sein Widersacher gleicht zum 6:6 aus. Ein Thriller, der das Publikum begeistert! Federer geht im Tiebreak 5:3 in Führung, Wawrinka macht 3 Punkte in Folge, vergibt den vierten Matchball.

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Bei 7:6 hat „Gentleman Roger“ seinen ersten Matchball, verwandelt ihn mit einem Volley-Stopp. Das Drama ist beendet.Federer steht im Finale. Er schüttelt nur den Kopf  angesichts des aberwitzigen Verlaufs,  als sein Freund und heutiger Gegner ihn am Netz gratuliert.

Das Traumfinale Djokovic gegen Federer ist perfekt.

 

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