The Show must go on

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Mit dem Davis-Cup-Finale in Lille und dem Fed-Cup-Finale in Prag war die Saison 2014 der ATP und der WTA eigentlich abgeschlossen. Am kommenden Wochenende startet aber jetzt die sogenannte „International Premier Tennis League.“ Ein aufwendiger Teamwettbewerb im asiatischen Raum, der von dem Inder Mahesh Bhupati, einem ehemaligen Weltklassespieler im Doppel, initiiert wurde, um den Tennis-Boom auf diesem Kontinent zu nutzen und die damit verbundenen Gelder auch in die eigene Tasche fließen zu lassen. Im Hintergrund dieses Projekts agieren auch noch andere alte Tennisstars – man munkelt, dass zum Beispiel Boris Becker seine Hände mit im Spiel hat.

bhupati

Es existieren unterschiedliche Ansichten über diese Veranstaltung – unsere Auffassung wird aus dem kommenden Text wohl deutlich ersichtlich…

Das beginnt mit dem Titel, der aus der Welt des Fußballs entlehnt ist: „Premier Tennis League“. In der englischen Premier-League spielt zwar auch viel Geld eine Rolle und der asiatische – hier genauer der arabische – Einfluss ist zum Leidwesen der Traditionalisten auch immer stärker geworden, aber da wird schon Spitzensport nach allgemein gültigen Regeln geboten und die Clubidentität gewahrt.

Es geht weiter mit den Namen der vier Teams, die an verschiedenen, über den asiatischen Kontinent verstreuten Orten im Hin- und Rückspiel gegeneinander antreten: Manila Mavericks, Singapore Slammers, Micromax Indian Aces und UAE Royals Dubai. Da hat man vom Basketball und Cricket geklaut – das ist nicht besonders kreativ, dafür aber so richtig prätentiös.

Immerhin hat dieses neue Tennis-Projekt in der Öffentlichkeit schon für viel Wirbel gesorgt. Kritischen Stimmen sehen einen grundlegenden Widerspruch im Konzept: Da beklagen sich seit Jahren die besten Spieler/innen der Welt, dass der dicht gedrängte Turnierkalender der ATP und WTA eine zu große psychische Belastung und eine Gefährdung der Gesundheit darstellt und dann verlängern gerade diese aufmüpfigen Profis ihre eigene Saison, nur weil Aussichten auf üppige Preisgelder winken. „So haben sich der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic, Davis-Cup-Champion Roger Federer, Olympiasieger Andy Murrayoder auch Serena Williams und Maria Sharapova für die anfangs als „Show-Liga“ abqualifizierte Hatz über die asiatischen Hartplätze angemeldet“, berichtet „tennis-net.com“.

Der stolze Etat von 24 Millionen US-Dollar bietet dann auch Altstars  wie Pete Sampras und Andre Agassii, die als „Legenden“ einen festen Platz in den  jeweiligen Teams haben, eine günstige Gelegenheit, sich ein paar Dollars so nebenbei in die Tasche stecken zu können.

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Uns wundert, dass Bhupati und Konsorten nicht noch ausgediente Stars aus der Filmbranche in die Teams aufgenommen haben. Dann entscheidet ein Mixed zwischen Roger Federer mit Sissi gegen Andy Murray mit Miss Marple über den Ausgang des Teamvergleichs. Sollten wir den Fehler gemacht haben, und die Darsteller dieser Personen längst nicht mehr auf der Erde weilen, dann werden eben „Doppelgänger“ eingesetzt. Das entspräche jedenfalls gut der Form des „gemischten Doppels“ und der Heuchelei und Aufgeblasenheit dieses Unternehmens. Mit der Ankündigung des Titels dieses Mixeds, „Clash of the Zombies“, kann man bei guter PR -  und das können Bhupati und Bros., wie sie längst bewiesen haben – alle asiatischen Liebhaber des Horrorfilms auch noch als interessierte Zuschauer dazugewinnen.

„Es ist ein revolutionäres Tennis-Event, das die Grenzen der traditionellen Formate aufbricht“, propagiert der clevere indische Initiator seine „Tennis-Dschungelcamps“. Unter historischen Revolutionen hatten wir bisher verstanden, dass die Unterdrückten für ihre Rechte kämpften. In der „IPTL“  von Bhupati verdienen sich Gutverdiener eine „goldene Nase“ aufgrund der Naivität ihrer Kundschaft. Das klingt für uns mehr nach Feudalwirtschaft – aber wir geben zu, dass wir im postmodernen Sprachgebrauch noch nicht so richtig heimisch sind.

basar

Geplant sind vier Events an vier „Heimspielorten“: vom 28. bis 30. November in der „Mall of Asia“ in Manila, vom 2. bis 4. Dezember in Singapur, vom 6. bis 8. Dezember in Delhi im „Indira Gandhi Indoor Stadium“ und vom 11. bis 13. Dezember im „Hamdan Sport Complex“ von Dubai.

Jedes der vier Teams hat drei Tage nacheinander Heimrecht, um jeweils gegen eine der drei anderen Mannschaften anzutreten. Die beiden anderen Städte-Teams spielen ebenfalls gegeneinander, so dass die Fans pro Tag zwei „Clubmatches“ verfolgen können. Pro Partie gibt es ein Herren- und ein Damen-Einzel, ein Herren-Doppel, ein Mixed und ein Duell der Altstars. Alles über einen Satz – damit die Akteure nicht so unangenehm schwitzen müssen. Das könnte nämlich dem Pseudo-Glamour schaden.

maria s.

Zuschauerfreundliche Regeländerungen wie „No Ad“ (bei Einstand entscheidet sofort der nächste Punkt) oder ein Tiebreak (bis sieben) beim Stand von 5:5 sollen die Duelle schneller und unterhaltsamer machen.

Der Chef der Spielerorganisation ATP sieht dieses „revolutionäre“ Tennis-Event  nicht als Konkurrenz: „Ich bin da sehr entspannt. Es ist keine Tour oder Liga, sondern eine Serie von Showveranstaltungen. Sie schadet unserer Tour nicht, weil sie in der Saisonpause läuft“, gab Chris Kermode bekannt und betonte gelassen, aber treffend: „Ich sehe es als leichtes Entertainment.“

Einen Ergebnisdienst von den asiatischen “Vereins”-Spielen  werden wir in unserem Blog aus einsichtigen Gründen nicht posten.

Warten wir ab, was diese Show uns noch bietet.

 

 

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