Stell dir vor, es sind deutsche Meisterschaften – und keiner sieht hin

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Des einen Leid ist des anderen Freud: Unser Tennisblog stand mehrere Tage lang an erster Stelle bei der Suchmaschine von „Google“, wenn man das Schlagwort „Deutsche Tennismeisterschaften 2014“ eingab. Wir hatten uns weiterhin gesträubt, irgendwelche Gelder an das Unternehmen zu überweisen, um mit dieser Manipulation höhere Ränge in den Suchlisten zu „ergattern“. Auch die Besucherzahlen in diesem Zeitraum waren eher rückläufig. Der wahre Grund für dieses „stolze“ Ergebnis ist die traurige Tatsache, dass in den Internet-, Print und TV-Medien diese Veranstaltung sonst vornehm ignoriert wurde. (Siehe Kommentar von Turnierdirektor Rolf Schmid)

Bevor wir dieses Sinnbild für den Rückgang des weißen Sports in Deutschland kommentieren, wollen wir die Spitzensportler würdigen, die sich in Biberach bei den nationalen Titelkämpfen mit ihren Leistungen in den Vordergrund (wirklich?) gespielt haben:

Den Zuschauern wurden in beiden Endspielen attraktives und spannendes Tennis geboten. Die Matches gingen beide über drei Sätze und wurden nur durch Nuancen entschieden.

Bei den Damen setzte sich die 18-Jährige Antonia Lottner – in Düsseldorf geboren und für Berlin spielend -  gegen die 19-jährige Hamburgerin Carina Witthöft mit 6:4, 2:6 und 7:5 durch.

lottner

Bei den Herren siegte der Aachener Andreas Beck (28 J.) gegen den gebürtigen Bückeburger Daniel Masur (20 J.) mit 4:6, 6:3 und 6:4.

beck

Dass diese nationalen Titelkämpfe in der Öffentlichkeit keine Resonanz finden, ist enttäuschend. Dass die Tennisinsider und Aktiven sich auch kaum für diese Meisterschaften interessieren, haben wir am eigenen Leib miterlebt.  Dass eine derartige Ignoranz am dünn-brüchigen Glanzlack des Images des Tennis weiter kratzt, sollten alle Protagonisten dieser Sportart in unserem Land bedenken und sich endlich „an die eigene Nase fassen“. Dieses Desinteresse ist noch unverständlicher, wenn die Aussage unseres Bundestrainers Arriens der Wahrheit entspricht: „Auch aus Spielerkreisen höre ich nur Gutes über die Veranstaltung und dem Umfeld.“

Wo ist die Solidarität, wo ist die Verantwortung für den Sport und die Dankbarkeit gegenüber den ehrenamtlichen Helfern?

Okay, wir wissen, dass das Interesse an diesem nationalen Tennisereignis seit Dekaden Jahr für Jahr abnimmt. Wir wollen die vielfältigen Gründe dafür nicht an diesem Ort diskutieren. Es ist sinnvoller, einige Vorschläge für eine mögliche  Veränderung in den Raum zu stellen:

Der DTB könnte mit seinen Medienpartnern im Vorfeld der Titelkämpfe Aktionen starten, um breiteres Interesse zu wecken. Zum Beispiel mit kurzen, gut platzierten TV-Clips von hoffnungsvollen Spitzentalenten, die bei den Titelkämpfen antreten.  Das entspräche  der Beurteilung unseres Bundestrainers Arriens – und der sollte es doch eigentlich richtig einschätzen: „Es ist vor allem aber eine Bühne für die Talente von morgen. Die Jungs sind heiß darauf, sich in die lange Siegerliste mit Namen wie Jürgen Faßbender, Michael Stich, Nicolas Kiefer oder Rainer Schüttler einzutragen. Der Stellenwert des Turniers ist also nach wie vor hoch.“

arriens

Na ja, da ist sicherlich noch Raum für eine Verbesserung des Stellenwerts … Vielleicht könnte der DTB jetzt aktiv eingreifen und sich mit den Veranstaltern der großen Turniere (Halle,  Hamburg, München, Filderstadt etc.) in Verbindung setzen, um  für die Bestplatzierten der nationalen Titelkämpfe Wildcards für das Hauptfeld  dieser attraktiven Weltranglisten-Turnieren auszuhandeln.

Das wäre ein motivierendes Moment nicht nur für die deutschen Nachwuchstalente:  Die Teilnehmer erhalten bei ersten Erfolgen ein für sie hoch interessantes Preisgeld und sie haben eine einmalige Chance,  sich besser in den Weltranglisten platzieren zu können.

Eine naive oder utopische Idee? Nein, es setzt nur Solidarität und Kooperationsbereitschaft der verschiedenen Tennisprotagonisten in unserer Nation voraus. Das gerade dieses zielorientierte Miteinander im deutschen Tennis bisher kaum stattgefunden hat, ist ein Rätsel, das mit rationalem Denken nicht gelöst werden kann…

Ohne diese partnerschaftliche Zusammenarbeit sägen wir uns aber alle endgültig den doch dünnen Ast ab, auf dem wir sitzen.

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