Seit Jahren haben wir uns im deutschen Tennis bei großen Veranstaltungen auf die Erfolge unserer Damen verlassen können. Wenn die Avantgarde einmal nicht mehr voran marschiert und früh aus dem Rennen geworfen wird, wird viel zu schnell der Teufel an die Wand gemalt. Dabei ist doch die zweite Reihe in die Bresche gesprungen. Konnte man vorher mit den Siegen von Witthöft, Becker oder Bachinger rechnen? Keinesfalls, sie waren eindeutig Außenseiter! Man sollte in Ruhe analysieren, warum unsere Speerspitzen in diesem Jahr von Anfang an ihrer Form hinterhergelaufen sind. Hängt es mit der Niederlage im Fed-Cup-Finale zusammen? Hier könnten wir eine psychische Ursache finden. Machen sich die Nachwirkungen der harten und langen Saison jetzt bemerkbar? Das wäre ein physiologisches Problem. Die Länge und Härte des vergangenen Jahres für unsere Top-Spielerinnen hängt aber gerade mit ihren großartigen Leistungen zusammen. Das sollten die voreiligen Kritiker nicht vergessen.
Verlassen wir das Feld der Spekulationen und wenden uns den aktuellen Herausforderungen zu. Drei von den sechs übrig gebliebenen Repräsentanten des deutschen Tennis traten heute in Australiens Hauptstadt an, um sich in die dritte Runde des Grand Slam-Turniers zu spielen.
In der ersten Spielrunde des Tages sorgte Carina Witthöft gegen Christina McHale aus New Jersey für einen gelungenen deutschen Auftakt. Unbekümmert fegte die 19-Jährige Hamburgerin ihre 22-Jährige Gegnerin mit 6:3, 6:0 vom Platz. „Hamburgs Perle“ hat in jüngster Vergangenheit konzentriert an ihrem Aufschlag gearbeitet. Die Früchte des Trainings waren deutlich zu sehen: Mit druckvollen Services – immerhin 6 Asse – drängte Carina ihre Widersacherin von Beginn an in die Defensive und nutzte diese Situation mit 18 Winner-Schlägen im Spielverlauf konsequent aus. Auch der zweite Auftritt der jungen Deutschen beim Grand Slam down under hat für Furore gesorgt!
„Das Gute am Norden“? Unsere Tennisdamen! Julia Görges aus Bad Oldesloe sorgte mit ihrem 6:3, 4:6 und 6:2-Sieg gegen die Katerina Koukalova für den nächsten Erfolg des deutschen Tennis bei den Australian Open. Auch nach einem leichten Durchhänger im zweiten Satz, ließ die Schleswig-Holsteinerin sich nicht in ihrer aggressiven Spielweise beirren und gab der Tschechin im entscheidenden Durchgang keine Chance. Eine erfreuliche und beeindruckende Leistung! Haben wir am heutigen Tag die Renaissance der deutschen Frauenpower im Tennis miterlebt?
Ein Sieg Philip Kohlschreibers gegen Lokalmatador Bernard Tomic würde diesen Tag aus deutscher Sicht erfreulich abschließen. Gegen 10 Uhr deutscher Zeit wird er in der Margaret Court-Arena den Kampf aufnehmen. Wir werden zeitnah davon berichten.
Zum Schluss wieder ein Blick über die Grenzen: Bei den Herren haben sich die Favoriten Federer (Roger verlor den Auftaktsatz gegen Bolelli!), Murray und Dimitrov auch in der zweiten Runde durchgesetzt. Rafa Nadal ist aktuell auf dem besten Weg gegen Smyczek(USA) ihnen in die dritte Runde zu folgen.
Bei den Damen hätte Sharapova das Schicksal des Ausscheidens vieler gesetzter Konkurrentinnen bei den diesjährigen Australian Open auch fast getroffen: Mit Mühe konnte die Russin sich gegen Panina mit 7:5 im dritten Satz durchsetzen. Makarova und Bouchard zogen ohne Mühe in die dritte Runde ein.