Der Deutsche Tennis Bund hat ein neues Präsidium. Offiziell an der Spitze steht Ulrich Klaus, als Vizepräsident agiert Hessens Verbandschef Dirk Hordorff. Im neuen Jahr hat diese Führung schon demonstriert, dass sie zum Handeln bereit ist: Sie hat nach den Australian Open den Davis Cup-Chef Carsten Arriens entlassen. Vorher hatte das Präsidium gefordert, dass Arriens in der ersten Runde in Frankfurt gegen den letztjährigen Finalisten Frankreich (6. bis 8. März) die bestmögliche Mannschaft aufstellt. Doch am Rande der Australian Open in Melbourne hatte Arriens ein vom DTB angesetztes Gespräch mit Deutschlands Topspieler Philipp Kohlschreiber platzen lassen. Während der 31-jährige Kohlschreiber zum Termin erschien, blieb Arriens fern.
Arriens und Kohlschreiber hatten sich in der Vergangenheit gegenseitig der Lüge bezichtigt. Im Viertelfinale gegen Frankreich (2:3) im April 2014 hatte Arriens den Augsburger nicht mehr nominiert und angekündigt, künftig auf Kohlschreiber verzichten zu wollen. Dabei sollte nicht unterschlagen werden, dass das deutsche Team – ohne die absoluten Spitzenspieler – einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hatte. Sie waren gegen den hohen Favoriten Frankreich nach den ersten beiden Einzeln sogar mit 2:0 in Führung gegangen. Am Ende unterlagen sie Tsonga, Monfils und Co. mit 2:3.
“Ich bin nicht dafür, von Fehlern zu reden. Aber es gab Entwicklungen, die nicht zusammengepasst haben. Es ist doch sehr ungewöhnlich gewesen, wie dieses Nicht-Gespräch abgelaufen ist”, sagte Hordorff. DTB-Präsident Ulrich Klaus hatte nach dem Vorfall in Australien zeitnahe Gespräche angekündigt. Von Gesprächen hat die Öffentlichkeit nichts erfahren - dafür ist sie früh von der Entlassung Arriens informiert worden.
Es wurden auch noch keine Gespräche mit geeigneten Kandidaten laut Hordorff geführt. “Diese neue Situation ist ja noch ganz frisch und wir wollen unseren Fokus und unsere volle Konzentration jetzt zunächst einmal dem deutschen Fed-Cup-Team widmen, welches am Wochenende ja gegen Australien spielt. Alles andere wäre auch nicht fair”, erklärt der Vizepräsident seine Sicht.
Rainer Schüttler, der als Nachfolger in das Gespräch gebracht worden ist, hat inzwischen schon abgesagt.
Die wahren Hintergründe des Zwistes zwischen Kohli und Arriens sind nie öffentlich bekannt geworden. Tommy Haas hätte einiges dazu sagen können, hält sich aber in der Öffentlichkeit zurück. Auch Carsten Arriens schweigt zu dem Thema. Das kann man auch als guten Stil bezeichnen, ob er aber damit der Sache dient, sei dahingestellt.
Rufen wir uns die Quelle des Ärgers in die Erinnerung zurück. Beim Davis Cup Match gegen Spanien war Deutschland in Frankfurt vor einem begeisterten Publikum überraschend und uneinholbar in Führung gegangen. Am letzten Tag konnten die Zuschauer kein Match mehr verfolgen, weil deutsche Spieler wegen Verletzung abgesagt hatten. Eine Brüskierung des tollen Publikums!
Aus Insiderkreisen wurde bekannt, dass in fröhlicher Siegesstimmung Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber abgemacht hatten, dass ein Streichholz-Spiel darüber entscheiden sollte, wer von beiden am nächsten Tage auflaufen würde. Es wurden zwei ungleich lange Streichhölzer in die geschlossene Hand gelegt. Kohli zog im wahrsten Sinne des Wortes den Kürzeren und hätte deshalb eigentlich antreten müssen. Er sagte dann aber kurzfristig doch ab.
Wir können uns vorstellen, dass es im gesamten Team danach zu einigen Auseinandersetzungen kam. Dass der Streit solche Gräben zwischen Teamkapitän und Spieler aufgerissen hat, kann aber eigentlich nicht mit diesem etwas lächerlichen Anlass zusammenhängen.
So what. Solange nicht kommuniziert wird, bleibt alles fragwürdige Spekulation. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass auch unsere Aktiven in diesem Jahr noch nicht so richtig auf Touren gekommen sind. Während bei der WTA erst in der nächsten Woche wieder große Turniere stattfinden, wurden bei der ATP in Zagreb und in Montpellier zwei mit 495 000 € dotierte Turniere mit deutscher Beteiligung gespielt. Die Bilanz ist ernüchternd: 5 deutschen Niederlagen steht nach der ersten Runde ein einziger Sieg gegenüber!
Bei den PBZ Zagreb Indoors verlor Michael Berrer gegen Damir Dzumhur 3:6, 6:0, 5:7 und Matthias Bachinger schied gleich gegen den Japaner Soeda mit 6:7, 5:7 aus.
Bei den Open Sud de France in Montpellier scheiterte Jan Lennard Struff an dem Finnen Jakko Nieminen mit 6:7, 3:6, Dustin Brown verlor gegen den Polen Janowicz 6:2, 6:7, 5:7 und Andreas Beck unterlag dem Franzosen Roger Vasselin mit 6:3, 3:6, 4:6.
Kleiner Lichtblick: Tobi Kamke besiegte in Frankreich Vincent Milot, der mit einer Wildcard in das Hauptfeld kam, mit 2:6, 6:3 und 7:5.
Das deutsche Tennis ist an allen Fronten mit einem Fehlstart in das neue Jahr gegangen. Man könnte sich Sorgen machen.