Der erste Schritt aus der Krise des deutschen Herrentennis

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Wir freuen uns über jeden intelligenten Kommentar, der sich mit der Zukunft des deutschen Tennis beschäftigt. Jan Gerhards hat vor Tagen in einem Kommentar seine Sorgen um das deutsche Herrentennis geäußert .Er forderte uns dann auf,  Ideen für eine Verbesserung zu entwerfen.

Jan, du verlangst zu viel von uns. In einem Blogpost kann man der komplexen Situation nicht gerecht werden. Wie es der Zufall will, hatten wir aber eh einen Text geplant, der einen Aspekt der Misere im deutschen Herrentennis herausgreift. Der Zeitpunkt ist günstig, ihn jetzt zu veröffentlichen:

Nach Wimbledon

Das enttäuschende Abschneiden der deutschen Tennisprofis bei den inoffiziellen Weltmeisterschaften in Wimbledon hat in der Öffentlichkeit kaum harsche Kritik, keine Entrüstung oder gar einen  Shitstorm im Internet ausgelöst.

tennis-ball-hitting-net

Das könnte man dahingehend interpretieren, dass die Ergebnisse rational und in den richtigen Relationen eingeordnet wurden.

Das hat aber auch damit zu tun, dass Tennis in der deutschen Medienöffentlichkeit kaum noch Beachtung findet!

Die Spielerin, die in den Printmedien in der ersten Spielwoche größte Aufmerksamkeit erregte, war eine Serbin. Damit ist keine deutsche Spielerin mit polnischen, serbischen  oder kroatischen Wurzeln gemeint. Es war Ana Ivanovic, die Freundin des Fußballweltmeisters Bastian Schweinsteiger.

ba+ana

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie weit der Fußball in Deutschland das  Tennis aus der Wahrnehmung der Medien verdrängt hat.

Diese Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit hat sich der Fußball mit den herausragenden internationalen Leistungen eindeutig verdient. Die großartigen Erfolg der „Kicker“ hängen wiederum mit einer professionellen Arbeit des DFBs zusammen: Profi- und Amateursport werden im nationalen Verband ohne große Reibungsverluste organisiert. Die PR- und Marketing-Abteilungen liefern exzellente Arbeit. Im Spitzensport ist es gelungen, dass die individuellen Interessen der Spitzenclubs noch immer unter der Führung des nationalen Verbandes koordiniert werden.

Wie sieht es in dieser Hinsicht beim DTB aus?

Lassen wir die PR-Arbeit und das Marketing besser einmal außer Acht. Fokussieren wir uns auf das Verhältnis unserer Spitzensportler zum nationalen Verband.

Die aktuellen deutschen Spitzenspieler agieren weitestgehend unabhängig von der Verbandsspitze. Sie trainieren meist in kommerziellen Trainingsbases, werden individuell oder von den großen internationalen Agenturen gemanagt. Zwischen DTB-Spitze und den nationalen Stars gab es jahrelang kaum persönlichen Kontakt. Noch präziser und realistischer formuliert: Es bestand eine Kluft.

Vielleicht hat der DTB geglaubt, dass das durch den neuen Vizepräsidenten geändert werden könnte. Der hat zwar enge Kontakte zu einigen internationalen Spielern, er wird aber von einigen nationalen Repräsentanten zumindest mit Skepsis betrachtet und genießt nicht bei allen Vertrauen.

Dieses Vertrauen ist aber die Voraussetzung für eine funktionierende Kommunikation zwischen unseren Tennisassen und ihrem Verband.

Nur auf dieser Basis kann man nachhaltige Konzepte entwickeln, die das immer noch vorhandene Potential erfolgsversprechend entwickeln könnten.

Im Damentennis haben wir mit Barbara Rittner eine Integrationsfigur. Bei den Herren sollte der DTB langsam tätig werden, um in Zukunft ein besseres Image zu gewährleisten. Er sollte dem Vizepräsidenten eine Person zur Seite stellen, die über internationale Erfahrung verfügt und die Wertschätzung vieler Profis genießt. Diese Person sollte dann als Brücke zwischen Spitzensportlern und Verband fungieren und dafür sorgen, dass gemeinsam neue sinnvolle Projekte auf den Weg gebracht werden.

bridge

Post Scriptum:

Dustin Brown hat  einige Tage lang für Aufsehen in den internationalen – und danach auch in den deutschen – Medien gesorgt. Unser Paradiesvogel ist etwas Besonderes. Mit solchen Typen könnte das deutsche Tennis gerade bei der Jugend wieder punkten. Spieler dieses Kalibers können das Image des deutschen Herrentennis mit großem Schwung voranbringen.

Auf das Phänomen Dustin Brown werden wir in einem anderen Post noch näher eingehen werden.

 

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