Dass im Achtelfinale eines der großen internationalen WTA-Turniere vier deutschen Spielerinnen noch im Feld sind – wann hat es das zuletzt gegeben? In Kanada, bei den mit knapp 2,7 Millionen Dollar Preisgeld dotierten Rogers Cup, traten am Donnerstag vier deutsche Repräsentanten in der Runde der letzten 16 an – keine allerdings als Favoritin. Der Traum vom großen Aufschwung konnte an diesem Tag wie eine Seifenblase zerplatzen.
Als erste wurde die Jüngste in die Schlacht geworfen. Die 19-jährige Carina Witthöft traf um 11 Uhr Ortszeit auf Lesia Tsurenko, die zuvor in Toronto immerhin die Geheimfavoritin Garbine Muguruza ausschaltete und vor Wochen überraschend das Turnier in Istanbul gewonnen hatte. Die Ukrainerin spielt zu Beginn etwas solider, ging 3:2 in Führung. Das darauf folgende Aufschlagspiel Tsurenkos dauerte fast 10 Minuten, mit zahlreichen Spielbällen auf beiden Seiten. Die Spielerin aus Kiew baute die Führung auf 4:2 und 5:3 aus. Auch weil Carina zu viele Chancen vergab. Ohne Punktverlust nahm Tsurenko der Deutschen das Aufschlagspiel ab und gewann den ersten Durchgang mit 6:3.Im zweiten Satz erhöhte die Hamburgerin noch das Tempo und setzte erfolgreich ihren Paradeschlag, die Vorhand, ein. Sie ging 2:0 in Führung. Die Ukrainerin setzte dagegen, erkämpfte sich eine 4:3-Führung und bekam eine medizinische Behandlung, weil ihr Fuß an einer Werbebande umgeknickt war. Tsurenko biss sich durch, gewann auch den zweiten Durchgang mit 6:4 und die erste Deutsche war ausgeschieden.
Nach dem Match der jungen Hamburgerin betrat Sabine Lisicki den Court des Grandstands, um gegen das Riesentalent Belinda Bencic anzutreten. Die 18-jährige Schweizerin (WTA Nr. 20) hatte in der Vorrunde - im Stil ihrer Förderin Martina Hingis – die an 4-gesetzte Caroline Wozniacki aus dem Turnier geworfen. Im 1.Satz war die Berlinerin gegen die Solidität des Ausnahmetalents chancenlos: sie verlor 1:6. Im 2.Satz lief Bine zu Hochform auf: sie drehte den Spieß um und fegte ihre Gegnerin mit 6:1 vom Platz. Im 3.Satz entwickelte sich ein Tennis-Thriller. Die Deutsche servierte 8 Asse – und 9 Doppelfehler. Der entscheidende Durchgang wurde im Tiebreak entschieden. Hier setzte sich Bencic mit 7:3 durch und zog in das Viertelfinale ein. Bad Luck, Bine!
Die Auslosung hatte dafür gesorgt, dass es zwischen Angelique Kerber und der an 2-gesetzten Simona Halep schon in der 3.Runde zu einem sportlichen Gipfeltreffen kam. Die Rumänin kam im 1.Satz besser in das Spiel und setzte sich mit 6:3 durch. Angie gibt nie auf – mit bekannter Widerstandsfähigkeit und unbedingten Siegeswillen fightete sie sich in den 2.Satz und konnte sich knapp mit 7:5 durchsetzen. Im 3.Satz kämpften zwei Kontrahenten auf Augenhöhe miteinander. Nuancen würden über Sieg und Niederlage entscheiden. Am Mittwoch, den 13., stand den deutschen Spitzenspielerinnen das Glück nicht zur Seite: die Kielerin verlor den 3.Satz, den Halep mit einem Ass beendete, mit 4:6.
Eine vermeintlich noch schwerere Gegnerin als Halep wartete auf Andrea Petkovic im Achtelfinale: die topgesetzte Serena Williams. Andrea hatte alle Begegnungen mit Serena bisher verloren. Das änderte sich auch am Donnerstag in Toronto nicht. Die Amerikanerin bestimmte das Tempo, schickte die Deutsche von einer Ecke in die andere. Beim 6:2, 6:3-Sieg der mehrfachen Turniersiegerin Williams war „Petko“ eigentlich ohne Chance.