Da alle deutschen Tennisprofis, die am Eröffnungstag antraten, schon ausgeschieden waren, fand der dritte Spieltag der US Open ohne Beteiligung unserer Repräsentanten statt. Da hat man Zeit, den Blick auf den internationalen Horizont zu erweitern.
Bei den Damen war im Vorjahr keine der ersten acht gesetzten Spielerinnen – außer natürlich Serena Williams – im Halbfinale vertreten. Es weist einiges darauf hin, dass sich das in diesem Jahr in ähnlicher Form ereignen könnte. Die an 3-gesetzte Maria Sharapova hat kurz vor Turnierbeginn abgesagt. Die an 6-gesetzte Lucie Safarova, die an 7-gesetzte Ana Ivanovic, und die an 8-gesetzte Karolina Pliskova können jetzt nach ihren Erstrundenniederlagen die russische Tennisdiva zur Abflughalle des Flughafens begleiten.
Sollte sich das Favoritensterben bei den Damen fortsetzen, wäre das eine Chance für Kerber, Petkovic und Lisicki dieses Vakuum zu nutzen. Wir sollten aber besser die Erwartungen nicht zu hoch schrauben und uns über jeden erfolgreichen Schritt von Runde zu Runde freuen.
Wir gingen davon aus, dass die größte Herausforderin von Serena Williams um den diesjährigen Titel – neben einer gesunden Petra Kvitova – wohl die 18-jährige Belinda Bencic sein könnte.. Die Schweizerin lag dann gegen die Japanerin Misaki Doi (WTA Nr.88) schon 5:7, 5:6 und 0:40 zurück. Sie wehrte drei Matchbälle in Folge ab und gewann den 2.Satz noch im Tiebreak. Nach über dreieinhalb Stunden Spielzeit gewann Pretty Belinda den 3.Satz dann 6:3 und zog glücklich in die dritte Runde ein. Serena Williams setzte sich am Mittwoch aber auch erst nach großen Mühen gegen die Niederländerin Bertens durch. Die US-Amerikanerin kann in New York einen historischen Grand Slam-Rekord erringen. Die bisherigen etwas verunsicherten Auftritte der Weltranglistenersten weisen daraufhin, dass sie unter einem besonderen Druck spielt. Man hört, dass unter ihrer Anspannung auch die Matchpartner im Training leiden. Es sind inzwischen schon mehr in die Wüste geschickt worden, als Lothar Matthäus Ehefrauen verschlissen hat.
Schon im Viertelfinale kann es zum Aufeinandertreffen der Titelverteidigerin und unserem Geheimtipp kommen.
In der Herrenkonkurrenz herrschen – im Gegensatz zu den Damen – klar strukturierte Verhältnisse. Djokovic, Federer und Murray, die sich in Flushing Meadow alle deutlich in der 1.Runde durchgesetzt haben, bilden eine Klasse für sich. Wawrinka, Nadal (Der Spanier schlug problemlos Schwartzman in der 2.Runde) und andere Nachfolger können an einem guten Tag diese Elite besiegen, aber auf Dauer wird es schwer, in diese Phalanx einzubrechen. Nishikori, dem man dieses am ehesten zugetraut hätte, ist in New York als einziger Topgesetzter sensationell in der 1.Runde ausgeschieden.
Der stärkste Gegner der Herren-Weltspitze bei den US Open ist aktuell die sengende Hitze.
Im letzten Jahr hat Marin Cilic überraschend in New York den Titel geholt.Der an 9-gesetzte Kroate hat souverän in drei Sätzen gegen Donskov die dritte Runde erreicht. Der an 7-gesetzte David Ferrer folgte ihm mit einem ungefährdeten Sieg über Krajinovic. Der Kanadier Milos Raonic, an 10 gesetzt, rettete sich trotz leichter Verletzung nach vier Sätzen gegen Verdasco auch in die dritte Runde.
Wir legen uns wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir prophezeien, dass der diesjährige Titelträger aus dem Kreis Djokovic, Federer und Murray kommen wird.
Roger Federer schließt in Flushing Meadow an seine atemberaubende Spielweise, die er in dem Turnier von Montreal präsentiert hat, an.
Es wäre für das internationale Spitzentennis sehr gut, wenn er diese Form bis in das Finale konservieren könnte.